Rebellen: Roman (German Edition)
Mitarbeiter.
Delius bereitete den Antrag vor – und brachte ihn im Kreditausschuss durch.
Am selben Abend bat Alexander Toni zum zweiten Mal, ihn zu heiraten. Diesmal erbat sie eine Nacht Bedenkzeit – bevor sie ablehnte. Alexander dachte, dass dies ein Fortschritt sei.
Er warb einen Mitarbeiter von Ditzinger ab, den jungen Ingenieur Heinrich Backhaus. Backhaus litt bei Ditzinger unter dem dominanten Firmenchef, der niemand und nichts neben sich gelten ließ. Jetzt freute er sich, dass er in Alexanders kleiner Firma Neuland betreten konnte. Er berichtete, dass Ditzinger ebenfalls mit Laser experimentierte, die Ergebnisse seien jedoch ernüchternd gewesen. Der Lichtstrahl eigne sich zum Schweißen, aber nicht zum Blechschneiden, dazu sei er zu ungenau. Außerdem wurden die als Medium eingesetzten Stäbe zu heiß. Und niemand wusste, wie man den Stab kühlen konnte, ohne den Prozess zu beenden.
Backhaus entwickelte neue Versuchsreihen – aber er scheiterte. »Es funktioniert so einfach nicht«, sagt er.
»Wie sonst?«
»Das weiß niemand.«
74. Toni
Ich starrte auf den Teststreifen, und er verfärbte sich. Ich pinkelte auf den zweiten Streifen, und er verfärbte sich auch. Der dritte ebenfalls.
Erstaunt bemerkte ich, dass das erwartete Entsetzen ausblieb.
Ich war schwanger.
Es fühlte sich gut an.
75. Toni
Doch wer war Vater meines künftigen Kindes? Ich wusste es nicht.
Hände weg vom Telefon.
Alles in mir schrie danach, zu meinen beiden geliebten Männern zu rennen, um ihnen die frohe Botschaft zu überbringen. Wir bekommen ein Kind!
Ich tanzte in der Wohnung.
Aber dann kochte ich mir einen Tee, zündete zwei Kerzen an und dachte nach.
76. Alexander
Sie hatten sich lange nicht mehr gesehen.
Paul servierte Bratkartoffeln und Rotwein. Sie saßen in der Hildastraße und redeten wie früher.
»Ich hab Toni gefragt, ob sie mich heiraten will.«
Paul, der Alexander gerade einen Nachschlag aus der Pfanne auf den Teller schob, verharrte inmitten der Bewegung. Die Kartoffeln fielen auf den Tisch.
Er setzte sich. »Und? Was hat sie gesagt?«
»Sie will es sich überlegen.«
»Also hat sie Nein gesagt.«
»Es wirkte wie ein Vielleicht. Sag mal, könntest du nicht mal mit ihr reden?«
Paul stand schnell wieder auf und hob die Pfanne über Alexanders Teller. »Ich bin nicht der Richtige, als Heiratsvermittler.«
»Warum nicht? Du kennst sie, du kennst mich.«
»Wenn sie dich nicht heiratet, dann frage ich sie.«
Alexander lachte. »Du wärst wirklich die zweitbeste Wahl.«
»Wie du meinst, Alexander. Was macht deine Arbeit?«
Alexander erzählte von den bisher fehlgeschlagenen Laserexperimenten. Er schilderte Paul, dass er nicht weiterkam.
»Warum hast du mich nicht gefragt?«, fragte Paul.
»Dich?«
Paul ging in die Werkstatt und kam mit zweien seiner braunen Notizhefte zurück. »Mit der Revolution wird es wohl nix werden«, sagte er. »Ich schreib in diese Hefte meine Versuche auf. Seit Jahren experimentiere ich mit Licht und Laser. Seit wir die Bullen mit dem Spiegel geblendet haben. Erinnerst du dich noch?«
Alexander lachte. Wie konnte er das vergessen?
»Hast du was zum Schreiben dabei? Ich zeig dir mal, was ich gemacht habe in der Zwischenzeit.«
Alexander kramte sein Notizbuch hervor und schob es Paul über den Tisch.
Paul zog einen Bleistift aus der Tasche und zeichnete etwas in das Buch.
»Das ist der Resonator eines herkömmlichen Lasers. In der Mitte das Ding ist das laseraktive Medium. Ihr versucht es wahrscheinlich mit Stäben?«
Alexander sah Paul erstaunt an. »Du kennst dich aus!«
Paul lachte.
»Ich arbeite seit Jahren mit Licht und Laser. Toni und du, ihr habt das immer als Spleen abgetan – ist es ja eigentlich auch. Ihr habt Probleme mit thermischen Linsen?«
Paul zeichnete ein Linsensymbol in die Skizze.
»Genau«, sagte Alexander.
»Jetzt Achtung! Jetzt kommt meine Erfindung.«
Paul schrieb auf das gegenüberliegende Blatt von Alexanders Notizbuch »Pauls Laser« und fertigte eine weitere Skizze an.
»Der Vorteil meiner Erfindung besteht darin, dass der Kristall von hinten gekühlt werden kann. Das vermeidet thermische Linsen und erlaubt eine höhere Strahlqualität. Ich habe auch ein anderes, scheibenförmiges Medium entwickelt, kein Gas, sondern Kristall, und das lässt sich besser kühlen.«
77. Toni
Ich habe lange gerungen mit mir.
Du liebst sie doch beide. Warum sollst du dann einen aufgeben?
Aber ich wusste, dass es nicht funktionieren
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