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Rebellen: Roman (German Edition)

Rebellen: Roman (German Edition)

Titel: Rebellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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viel gelernt in seiner maoistischen Phase.
    Eine Sitzung mit einem gemeinsamen Ergebnis abschließen.
    Abweichler aufspüren und isolieren.
    Einem Beschluss müssen Taten folgen.
    Das eigene Ego hinter der gemeinsamen Sache zurückstellen.
    Das Ziel nie aus den Augen verlieren.
    »Wenn die Linie geklärt ist, entscheiden die Kader alles.« (Stalin)
    »Entscheidend ist, dass Sie alle die Unternehmenswerte, unsere Verhaltensrichtlinie sowie die dazugehörigen Konzernleitlinien und Konzernrichtlinien leben und als Maßstab Ihres Handelns nutzen sowie deren Inhalte aktiv kommunizieren. Nur so können wir den Erfolg von Daimler langfristig sichern« (Vorwort zur Verhaltensrichtlinie der Daimler AG ).
    Wenn er heute Sitzungen in den Gremien des Verbandesder Werkzeugmaschinenhersteller leitete und Abstimmungen durchführen musste, dann wählte er manchmal die maoistische Variante, wie er sie bei sich nannte. Er fragte dann einfach: »Und? Ist jemand dagegen? Dann bitte ich um das Handzeichen.« Er gewann solche Abstimmungen immer. Kapitalisten und verblendete Maoisten haben viele Gemeinsamkeiten.
    Erstaunlich, was aus seinen alten Genossen geworden war: ein Dutzend Vorstände und einige Vorsitzende großer Unternehmen, eine Bundesministerin, ein Parteivorsitzender, mehrere Landesminister, neuerdings sogar ein Ministerpräsident.

72. Alexander
    Maximilian schlug auf den Tisch. »Ich mach das nicht mit! Seid ihr wahnsinnig? Acht Millionen. Acht Millionen Kredit! Wenn das schiefgeht? Was dann?«
    »Dann sind wir pleite«, sagte Alexander. »Aber wenn wir nichts unternehmen, sind wir es auch. Erst später, das ist wahr. Die Verhältnisse wandeln sich, und wenn die Firma starr bleibt, geht sie unter. Wir können einen Versuch wagen oder auf das Ende zutreiben. Vielleicht gelingt es uns zu überleben, vielleicht sogar an vergangene gute Zeiten anzuknüpfen.«
    »Wir verpfänden alles. Wir verpfänden die Firma und unser Geburtshaus. Das ist es doch, was du willst. Du hast unser Haus immer gehasst. Du hast unseren Vater gehasst. Du bist hinüber ins Waisenhaus und hast dich lieber mit den Gaunern dort drüben abgegeben, nur um Vater das Herz zu brechen.«
    »Maximilian, überleg für einen Augenblick. Welche Alternativen siehst du denn?«
    »Was sagen Sie?« Die Mutter wandte sich an Bergmann.
    »Das Ende der Fahnenstange ist schon in Sicht«, sagte Bergmann. »Ich weiß nicht, wann wir es erreichen, aber wir können nicht mit demselben Produkt ewig weitermachen.«
    Die Mutter nickte.
    »Wir werden einen Technologiesprung versuchen«, sagteAlexander. »Ditzinger kann Konturen stanzen. Das können wir nicht. Die nächste Generation von Blechschneidemaschinen schneidet mithilfe von gebündeltem Licht beliebige Formen. Wir überspringen eine Generation technologischer Entwicklung.«
    »Und das funktioniert?«, fragte Mutter Hubert Delius.
    »Es gibt keine Garantie, gnädige Frau. Ich kann Ihnen nicht einmal versprechen, ob ich den Antrag im Kreditausschuss der Sparkasse durchbringen kann.«
    »Wir versuchen es«, entschied Mutter.
    »Ich stimme dagegen«, rief Maximilian.
    »Dir gehören 12,5 Prozent, Alexander gehören 12,5 Prozent und mir 75. Es steht also 12,5 zu 87,5. Es ist entschieden. Wir versuchen es.«

73. Alexander
    Weinmann verfügte weder über die nötige Fertigungstechnik noch über Erfahrungen und schon erst recht nicht über das nötige Know-how. Selbst wenn Alexander eine Büroklammer brauchte, stieß er auf von Maximilian geschürtes Misstrauen und Widerstand.
    Hubert Delius sagte ihm, in allen Kreditausschüssen der Welt würden die Anträge mit dem höchsten Volumen zuerst bearbeitet. Da habe er also gute Chancen, der Erste zu sein. Kreditsachbearbeiter liebten Anträge mit großen Summen, die machten die gleiche Arbeit wie Kleinkredite, versprachen aber mehr Provision. Bestimmt werde man sich fragen, ob Weinmann in der Lage sei, einen so großen technologischen Sprung zu schaffen. Es würden Fragen kommen: mit welchem Personal, mit welchen Maschinen die Firma das machen wolle?
    Alexander schlug vor, eine neue Firma zu gründen, die Alexander Helmholtz Maschinenentwicklungs GmbH, mit ihm als alleinigem Gesellschafter; aber Weinmann und das Elternhaus würden als Sicherheit eingebracht. Mit dieser Konstruktion würden lästige Fragen im Kreditausschuss umgangen.
    Maximilian stimmte gegen den Plan, die Mutter dafür. Und so bezog Alexander neue Räume in der Basler Straße. Bergmann wurde sein erster

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