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Rebellen: Roman (German Edition)

Rebellen: Roman (German Edition)

Titel: Rebellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Schwierigste heraus. Das Essen.
    Sie kontrollieren die Nahrungsaufnahme und merken nicht, wie sie die Kontrolle über alles andere verlieren.
    Rebellen werden nicht magersüchtig.

83. Alexander
    Als der Druck am größten war, kaufte sich Alexander eine Minox-Kamera. Klein, handlich, hochauflösend.
    Er ging tagsüber zur Hildastraße, denn er wusste, dass Paul wieder Arbeit bei einer Firma in Müllheim gefunden hatte und daher nicht zu Hause war. Der Schlüssel lag wie immer hinter der Regenrinne.
    Er ging durch den hinteren Raum in Pauls Werkstatt.
    Die beiden braunen Hefte lagen neben der Lichtmaschine.
    Alexander arbeitete gründlich. Jede Seite fotografierte er zweimal. Sicherheitshalber. Plötzlich hörte er ein feines metallisches Geräusch. Er hielt den Atem an.
    Man hörte das Klicken eines Verschlusses, doch es war nicht seine Minox, die geklickt hatte. Er sah zur Decke. Vielleicht hatte Paul eine versteckte Kamera eingebaut? Erneut klickte es.
    Alexander streckte den Mittelfinger in die Luft. Scheiß drauf. Er würde es Paul irgendwie erklären. Dann nahm er eine Serie von zwanzig Fotos von Pauls »Lichtmaschinen« auf.
    Vorsichtig zog er die Tür von außen ins Schloss und legte den Schlüssel zurück hinter die Regenrinne.

    »Das ist sensationell«, sagte Backhaus.
    Alexander hatte die Fotos entwickeln und alle Aufzeichnungen abschreiben lassen.
    »Das ist der Durchbruch«, sagte Backhaus.
    Alexander nickte.

    Eine Woche lang wartete er auf Paul. Er hatte sich mehr als zehn Ausreden zurechtgelegt und sich dann für die Version entschieden, es sei Notwehr gewesen. Aber Paul meldete sich nicht bei ihm. Nie mehr.

    Das Patent auf die Scheibenlaser genannte Erfindung wurde auf Alexander Helmholtz und Heinrich Backhaus beim Deutschen Patentamt eingetragen. Ein Jahr später zeigten sie auf der Industriemesse in Hannover die erste neue Maschine. Auch Ditzinger führte eine Laser-Blechschneidemaschine vor, die jedoch deutlich unpräziser arbeitete.
    Die neue Helmholtz-Maschine kostete das Dreifache einer herkömmlichen Weinmann-Blechschneidemaschine.
    »Ihr seid verrückt«, sagte Maximilian. »Die Maschine ist viel zu teuer. Die kauft euch niemand ab.«
    VW stieg ein, dann Mercedes.
    Backhaus verbesserte die Maschine.
    Alexander begann die Kredite zu tilgen.

84. Alexander heute
    »Sorry, ich habe Sie warten lassen«, sagte Dr. Esser, als er das Besucherzimmer betrat.
    Sie reichten sich zum zweiten Mal an diesem Tag die Hand.
    Esser sah auf die Uhr. »Unser junger Freund verspätet sich wohl etwas«, sagte er.
    »Können Sie mir endlich einmal sagen, worum es geht?«
    Dr. Esser sah Alexander Helmholtz aufmerksam an. »Mein Mandant«, sagte er ruhig, »hat Unterlagen seines verstorbenen Vaters gefunden, in denen …«
    In diesem Augenblick klopfte es, und die Assistentin streckte ihren Kopf durch die halb geöffnete Tür. »Herr Becker ist jetzt da«, sagte sie.
    »Herein mit ihm«, rief Dr. Esser, froh, die Frage von Helmholtz nicht beantworten zu müssen.
    Die junge Frau zog die Tür weit auf und trat zur Seite.

85. Toni
    Das Leben ging weiter, als wäre nichts geschehen.
    Wir feierten eine tolle Hochzeit. Ein wenig hatte ich Angst oder die Hoffnung, dass Paul auftauchen und mich wie in dem Film mit Dustin Hoffman entführen würde. Ich verscheuchte den Gedanken. Mehrmals. Doch Paul erschien nicht.
    Alexander hatte ich nie so glücklich gesehen.
    Sein Bruder mochte mich nicht, und Elisabeth, meine neue Schwägerin, diese fette Kuh, mochte mich auch nicht.
    Zwei Monate vor der Hochzeit hatten Alexander und ich ein ernstes Gespräch geführt. Er berichtete mir, dass die Familie quasi pleite sei und er an der Rettung der Firma arbeite. Vielleicht gehe alles schief. Dann wäre er bis ans Ende seiner Tage verschuldet. Er könne mit mir noch nicht einmal in die Flitterwochen fahren. Er brauche jeden Arbeitstag für seine Firma.
    »So sieht’s aus«, sagt er.
    »Ich werde arbeiten«, sagte ich. »Unserem Kind wird es an nichts fehlen.«
    Alexander lieh mir aus dem Firmenkredit der Sparkasse das Geld für meine Praxis. Wahrscheinlich war das nicht ganz legal, ich weiß es nicht. Aber ich zahlte ihm jeden Pfennig zurück.
    Luka wurde geboren. Ein schönes Kind. Mein Kind. Und es war mir egal, wer der Vater war.

    Zwei Jahre später heirateten Paul und Elli. Sie bekamen einen Sohn, den sie Jonas nannten. Ein schöner Name. Strunz erzählte es mir. Er war Trauzeuge der beiden und wurde auch Pate von Jonas.
    Er

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