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Rebellin der Liebe

Titel: Rebellin der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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durch den Raum. Auf dem Weg zum Fenster bedachte er die Papiere auf dem Tisch mit einem müden Blick und rieb sich den Nacken, wobei er aussah, als wünschte er sich, jemand anders massiere ihn. Er öffnete die Fensterläden, blickte zu den Sternen auf und stieß einen leisen Seufzer aus. Willow fragte sich, ob er wohl eine seiner verstorbenen Frauen oder aber die Frau, die ihm als unschuldigem Jungen beigebracht hatte, dass Liebe nichts weiter als eine Krankheit war, betrauerte.
    Als er die Läden wieder schloss und müde die Knöpfe seines Wamses zu öffnen begann, sank Desmond schnaubend auf die Fersen zurück. »Wir können ebenso gut wieder gehen. Heute Abend gibt es hier nichts mehr zu sehen.«
    Willow war sich nicht so sicher, ob die Behauptung ihres Schützlings richtig war. Als Bannor sein Wams abschüttelte, wallte beim Anblick seiner straffen Muskeln warmes Verlangen in ihr auf und beraubte sie sowohl ihrer Kraft als auch ihres Willens, sich zu erheben und zu gehen.
    »Geh schon mal vor«, murmelte sie, das Auge immer noch gegen das Guckloch gepresst. »Vielleicht wäre es gut, ihn noch eine Weile zu beobachten. Vielleicht lässt er sich ja noch irgendeine Schwäche anmerken, die sich gegen ihn verwenden lässt.«
    Als Bannor sein Leinenhemd über den Kopf zog und achtlos auf den Boden warf, ehe er seinen Fuß auf eine Bank stellte, um seine Strumpfhose herunterzurollen, musste sie zugeben, dass - leider - keine Schwäche zu erkennen war. Selbst bei dem trüben Kerzenlicht war deutlich zu erkennen, dass seine dunkel behaarte, muskulöse Brust zusammen mit den ebenso dunkel behaarten, muskulösen Schenkeln und Waden ein perfektes Ganzes bildete.
    Desmond zuckte mit den Schultern. »Mach, was du willst. Aber lass dich nicht erwischen, nein?«
    Als der Junge auf allen vieren davonkrabbelte, war Willow zu verdrossen, um sich einzugestehen, dass es sie bereits erwischt hatte. Der bronzefarbene Schimmer von Bannors Haut, die drahtigen schwarzen Haare auf seiner breiten Brust, die Melancholie seiner Gesichtszüge lockten sie geradezu magisch an.
    Die Spur von Verwundbarkeit, die er trotz aller Kraft erkennen ließ, zog sie derart in ihren Bann, dass sie zunächst gar nicht bemerkte, dass er bis auf einen Tuchstreifen in der Breite der von Mary Margaret aus den Bettvorhängen angefertigten Verbände inzwischen vollkommen unbekleidet war. Willows Augen weiteten sich, als er geistesabwesend auch an diesem schmalen Stoffstück zog. Genau in der Sekunde, in der der Stoff zu Boden fiel, drehte er ihr jedoch den Rücken zu, trottete nackt zur Matratze und streckte sich wie ein prachtvolles Raubtier, das nicht weiß, dass man es beobachtet, auf seinem Lager aus.
    Erst als er sich auf die Seite rollte, ihr seinen breiten Rücken zuwandte und sich die Decke über die Hüften zog, konnte Willow ihre Augen von dem Guckloch losreißen. Sie lehnte sich erschöpft gegen die Wand. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet, und ihr Atem ging stoßweise, als hätte sie heute Nacht nicht die Rolle der Jägerin, sondern der Gejagten innegehabt.
    Während sie darauf wartete, dass sich ihr Atem beruhigte und sie wieder zu Kräften kam, erkannte sie unbehaglich, dass sie nicht Bannors, sondern ihre eigene Schwäche entdeckt hatte.

13
    Am fünften Tag der Belagerung lauerte Bannor in der Dunkelheit der Speisekammer und lauschte mit zunehmendem Ärger dem schamlosen Rascheln der Ratte, die wenige Minuten vor ihm die Treppe zum Gewürzkeller hinuntergeschlichen war.
    Er konnte es nicht länger leugnen. In seinen Reihen war ein Verräter. Sein Verdacht hatte sich am frühen Abend bestätigt, als ein zerknirschter Sir Darrin zur Berichterstattung ins Turmzimmer gekommen war.
    »Es ist genau, wie Ihr vermutet habt, Mylord«, hatte der kampferprobte alte Ritter gleich beim Hereinkommen gesagt. »Bei der letzten Zählung haben zwei Käse, sechs rohe Schinken, fünf Laib Brot, ein Fass gesalzener Stockfisch und ein Räucherschinken gefehlt.«
    »Ich habe es gewusst!«, hatte Bannor ausgerufen und triumphierend die Faust auf die Tischplatte sausen lassen. »Andernfalls hätten diese verwöhnten Gören bereits am ersten Abend ohne Feigenpudding die weiße Flagge gehisst. Sie hätten niemals drei Tage durchgehalten, wenn sie nicht von irgendwoher etwas zu essen bekommen hätten.« Giftig vollendete er: »Oder von irgendwem.«
    Unwillkürlich trat Sir Darrin einen Schritt zurück. »Der Gewürzkeller war abgesperrt, Mylord, genau wie Ihr es befohlen habt.

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