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Rebellin der Liebe

Titel: Rebellin der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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niemals mit diesen Händen anrühren dürfen.«
    Willow runzelte verblüfft die Stirn. »Und warum bitte nicht? Schließlich sind sie sauber und kräftig, oder etwa nicht? Achtet nur darauf, dass Ihr eine Hand unter ihren Kopf legt und die andere unter ihr Hinterteil, sonst wackelt sie wie eine abgebrochene Speerspitze hin und her.«
    Netta zögerte einen Moment, doch dann hob sie das Baby erneut an ihre Brust. Als sie Willow dann ansah, verriet ihr Blick, wenn auch widerwillig, Bewunderung. »Ich bin in meinem Leben schon vielen Damen begegnet, aber keine, die ihres Titels würdig gewesen wäre. Falls Ihr immer noch Interesse habt, bringe ich Euch gerne bei, wie Ihr Eurem teuren Lord Bannor am besten zu Gefallen seid.«
    Willow sah sie mit einem nachdenklichen Lächeln an. »Ja, bringt mir bitte alles bei, was es in dieser Hinsicht zu wissen gibt.«
    Bis zur Mittagszeit hatte sich der Morgennebel mit dem Versprechen eines frischen, sonnenhellen Nachmittags aufgelöst. Elsinores Bewohner strömten aus der Burg, begierig, die Zeit der Freiheit zu genießen, ehe der winterliche Schneefall sie bis zum Frühjahr hinter den hohen Steinmauern gefangen nahm.
    Während man im Innenhof der Burg das laute Jauchzen und Kreischen einer spielenden Kinderschar vernahm, war die Luft über dem Turnierplatz vom Krachen und Klirren gezückter Schwerter erfüllt. Selbst die Waschfrauen hatten ihre Zuber aus der feuchtkalten Waschküche in die Sonne gezerrt und tauschten über ihre Arbeit fröhlich Klatsch und Scherze aus.
    Willow, Beatrix und Mary Margaret lehnten auf der Wiese hinter dem Gefechtsplatz eine Strohpuppe an einen Baum. Willow wusste, dass es vielleicht nicht unbedingt weise gewesen war, Mary Margarets beständigem Flehen nachzugeben, ihr beizubringen, wie man mit Pfeil und Bogen schoss, aber zumindest brächte sie auf diese Weise die endlosen Stunden bis Mitternacht herum. Ein süßer, erwartungsvoller Schauder rann ihr den Rücken hinab. Dank Nettas intensivem Unterricht würde sie heute Nacht das Turmzimmer ihres Gatten mit mehr als nur einem Lächeln und einem Schilling bewaffnet erobern, dachte sie.
    »Du wirst ja plötzlich ganz rot.«
    Willow fuhr zusammen, als der Vorwurf ihrer Stiefschwester durch ihre Träume drang. »Das liegt nur an der Hitze«, antwortete sie.«
    Beatrix’ skeptisches Schnauben bildete eine weiße Nebelwolke in der kühlen Luft. »Vielleicht an der Hitze deiner Tagträume.« Sie beugte sich vor und flüsterte verschwörerisch: »Oder vielleicht an der Hitze der Träume, die sich bereits verwirklicht haben, wenn man bedenkt, wie spät du letzte Nacht in unser Bett gekrochen kamst.«
    Willow belohnte sie mit einem giftigen Blick. Es hatte eindeutig Nachteile, wenn man mit einer neugierigen Stiefschwester zusammen schlief. Vor allem, wenn diese Stiefschwester einen so gut kannte wie die vorlaute Beatrix.
    Während Beatrix die Strohpuppe sicher befestigte, führte Willow Mary Margaret auf eine kleine Anhöhe. Der Bogen des Mädchens war noch kleiner als der von Desmond, und die gefederten Geschosse waren kaum größer als Wurfpfeile. Als Willow hinter der Kleinen in die Hocke ging, hoffte sie nur, dass die einzige Folge ihres Unterrichts eine Reihe durchlöcherter, kopf- und gliederloser Puppen sein würde.
    »Meine Mama wurde von einem Pfeil getroffen und ist dann in den Himmel gekommen«, verkündete Mary Margaret, als Willow einen der Pfeile in den Bogen steckte und ihre kleinen Finger darum legte.
    »Meine Mama ist auch im Himmel«, verriet Willow dem Kind traurig.
    »Wurde sie auch von einem Pfeil getroffen?«
    »Nein, kurz vor meiner Geburt wurde sie sehr krank.« Willow schmiegte ihre Wange an die des Mädchens und legte ihre Finger über seine Hand. »Vielleicht gucken uns unsere Mamas ja jetzt gemeinsam zu.«
    »Oder sie kneifen eventuell entsetzt die Augen zu«, murmelte Beatrix und beäugte argwöhnisch die todbringende Pfeilspitze.
    Zuversichtlich, dass das Kind die Waffe sicher in den Händen hielt, trat Willow einen Schritt zurück und nickte. »Siehst du das rote Herz auf der Brust der Strohpuppe? Ich möchte, dass du genau darauf zielst. Meinst du, dass du das schaffst?«
    Mary Margaret kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und zog den Bogen stramm. Willow hielt den Atem an und wartete auf das erlösende Ping.
    »Aber was ist, wenn ich ihm in den Kopf schieße?«, platzte es plötzlich aus Mary Margaret heraus, wobei sie den Bogen in Willows Richtung schwenkte.
    Beatrix

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