Rebellin der Liebe
behagliche Netz, das Willow um ihn gewoben hatte: »Was ist mit ihm passiert?«
»Willow hat auf ihn geschossen. Jetzt kommt er sicher in den Himmel.«
Bannor klappte vorsichtig ein Auge auf und stellte fest, dass seine Tochter, die goldenen Locken im Licht der Sonne wie einen Heiligenschein um ihren schmalen Kopf, auf ihn heruntersah. »Würdest du mich vermissen, wenn ich sterben würde, Schatz?«
Mary Margaret dachte kurz darüber nach, ehe sie mit den Schultern zuckte und erwiderte: »Ich glaube nicht. Der Himmel kann nicht viel weiter weg als Frankreich sein.«
»Meinetwegen soll er geradewegs in die Hölle fahren.«
Willow rang nach Luft, und Bannor sperrte beide Augen auf. Desmond funkelte ihn trotzig an und Keil und Edward hielten sich die Hände vor die Münder, damit niemand ihr schockiertes Kichern vernahm. Die um sie versammelten Männer scharrten peinlich berührt mit den Füßen und warteten nervös auf den Ausbruch seines gerechten Zorns.
Bannor jedoch stieß einzig einen müden Seufzer aus. »Es tut mir wirklich Leid, dich zu enttäuschen, Junge, aber der einzige Ort, an den ich mich nun begeben werde, ist mein Bett.«
»Könnt Ihr gehen, Mylord?«, fragte Willow und bedachte Desmond mit einem bösen Blick. »Oder sollen Eure Männer eine Trage holen?«
»Ich glaube, bis zur Burg schaffe ich es noch.« Bannor blitzte sie mit seinen dichten, dunklen Wimpern an. »Das heißt, wenn Ihr mir helft.«
Sie umfasste vorsichtig seine Schultern, manövrierte ihn auf die Füße, und als sie sich schwankend in Bewegung setzten, riss sich Sir Darrin seinen Helm ab und kratzte sich am Kopf. »Wirklich seltsam, finde ich. Lord Bannor hat nicht einmal Hilfe gebraucht, als er in Poitiers mit einem Dutzend Pfeilen im Rücken aus einem Graben gekrochen kam.«
»Oder als er halb verhungert und halb zu Tode gefoltert aus dem Kerker in Calais entkommen ist«, fügte einer der Männer nachdenklich hinzu.
»Ich hoffe nur, dass er nicht plötzlich verweichlicht.« Sir Darrin schüttelte den Kopf.
Hollis mischte sich ein. »Ich versichere, dass Ihr Euch, solange Lady Willow in der Nähe ist, darüber keine Sorgen zu machen braucht.«
Willow hatte ihre Arme fest um Bannors Hüfte geschlungen, als sie ihn behutsam durch die breiten Gänge der Burg führte und Befehle brüllte, die die Dienstmädchen und Pagen auf der Suche nach Bandagen, heißem Wasser und einer Unzahl von Heilkräutern wie aufgeschreckte Hühner durch die Gegend laufen ließen.
Während sie sich die Wendeltreppe hinaufschoben, drehte sie den Kopf zur Seite und begegnete Bannors fragenden Augen. »Was ist los, Mylord?«
»Ich kann einfach nicht glauben, dass ich je gedacht habe, Ihr wärt eine zurückhaltende Person.«
Willow hätte ihn vielleicht für diesen Satz getadelt, hätte er nicht plötzlich nach seiner verletzten Schulter getastet und herzerweichend gestöhnt.
Erst nachdem sie ihn sicher in seinem Bett wusste, wagte sie, sich lange genug abzuwenden, um die Dinge zu sichten, die die Bediensteten auf ihre Anweisung hin herbeigeschleppt hatten.
Bannor lehnte gemütlich in einem dicken Kissenberg, während Willow die Verbände, die Schüssel dampfendes Wassers und die Schale frischer Kräuter auf einer Bank neben dem Bett zurechtrückte. »Wisst Ihr, Desmond hat es nicht so gemeint«, erklärte sie, ohne ihn dabei anzusehen.
Bannor schnaubte verächtlich auf. »Natürlich hat er es so gemeint. Der Junge kann mich nicht ausstehen.«
Willow zerkrümelte etwas Majoran über dem Wasser und schüttelte den Kopf. »Wenn er Euch nicht ausstehen könnte, wäre er nicht derart wütend, sondern gleichgültig.«
Bannor runzelte die Stirn. »Wie kommt es, dass Ihr Euch so gut in meinen Sohn hineinversetzen könnt?«
Sie konzentrierte sich ganz auf das Falten des Verbandes, ehe sie die Hälfte in das Wasser tauchte und vorsichtig auszuwringen begann. »Weil es eine Zeit in meinem Leben gab, in der ich ebenfalls alles getan hätte, nur damit mein Vater mir etwas Beachtung schenkt. Ich hätte ihm sogar gesagt, dass er zur Hölle fahren soll.« Sie musterte Bannor traurig. »Oder darauf bestanden, einen Mann zu heiraten, den ich nie auch nur gesehen hatte.«
Ein Schatten huschte über Bannors Gesicht. »Ein Akt der Rebellion, den Ihr inzwischen sicherlich bereut.«
Statt einer Erwiderung sagte Willow leichthin: »Was meint Ihr, vielleicht sehen wir uns besser erst einmal die Wunde an.«
Bannor fuhr zusammen, als sie seine Hand von seiner Schulter
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