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Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce
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gesehen – höchst erfreulich«, erläuterte Byron. Sie nahm etwas Farbe an, und der Hauch von Röte reichte aus, ihn die Beherrschung verlieren zu lassen. »Kommen Sie her«, befahl er rau.
    Victoria wartete einen Augenblick, als wolle sie zeigen, dass sie aus freien Stücken gehorchte und nicht, weil sie es musste, und trat vor.
    Byron schloss die verbliebene Lücke, bis sich ihre Röcke an seine Beine legten. Doch er fasste sie nicht an. Stattdessen sah er sie, fast Nase an Nase, eine Zeit lang eindringlich an. Victoria zuckte nicht, wich nicht zurück, nur ihr Kinn schob sich vor und reagierte auf die Herausforderung, trotzig, aber dennoch feminin. Und selbst eine Herausforderung.
    Byron nahm das Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. Victoria versteifte sich und war immer noch vor Überraschung starr, als sein Mund sich auf ihren senkte. Aber nur für einen Moment. Ihre Lippen öffneten sich unter seiner Zunge, sie schob die Hände unter sein Jackett und zerknüllte den Stoff seiner Weste in ihren Fäusten. Ihre Lippen waren heiß, einladend und von seiner Zunge feucht. Die Begierde schoss ihm direkt in die Lenden. Er küsste sie mit offenen Augen und sah zu, wie die Farbe in ihre Wangen kroch. Er sog den Anblick ihres Gesichts auf, das Vergnügen und den sehnsuchtsvollen Schmerz, der sie die Stirn runzeln und in seinen Mund stöhnen ließ. Ihre Hand fand die harte Erhebung seiner Erektion, streichelte sie durch den Stoff seiner Breeches. Es fehlte nicht viel, und er hätte ihr die Krinoline weggerissen und auf der Stelle ihre Röcke gehoben.
    Er drehte sich mit einem Laut des Bedauerns zur Seite. Sie seufzte kläglich und schlug die Augen auf.
    »Warum?«, flüsterte sie.
    »Weil ich heute, so gerne ich hier herumtändeln möchte, noch ein paar Pflichten nachzukommen habe«, erwiderte er trocken. Er legte die Hand um ihr Gesicht und hob es an. Ihre Haut war seidig und zart unter seinen rauen Fingern, und er spürte den flatterigen Pulsschlag an ihrem Hals. Er neigte den Kopf zur Seite. »Wer sind Sie, Victoria? In einem Moment Alekto, im anderen Circe.« Er nannte Furie und Verführerin in einem Atemzug und ohne jeden Anflug von Humor.
    Sie zuckte zurück, trat aus seinen Armen. Ihre graublauen Augen waren groß und gelassen, aber auf ihren Wangen und Lippen lag noch die Röte der Leidenschaft. »Ich habe Ihnen eine Woche versprochen, Euer Gnaden«, sagte sie heiser. »Nicht meine tiefsten Geheimnisse.«
    »Haben Sie die je einem Menschen enthüllt?«, sann er kühl vor sich hin und wippte auf den Absätzen.
    »Seit langer, langer Zeit niemandem mehr«, sagte sie. Ihre Stimme war hart, die Augen vor alten Erinnerungen dunkel. »Mit dem Alter und den schlechten Erfahrungen kommt die Weisheit.«
    Er spürte diese Geheimnisse förmlich am Zittern ihrer Stimme, auch wenn Victoria das Gespräch auf Allgemeinplätze reduzieren wollte. Doch er konnte sie nicht enträtseln, sosehr er sich auch bemühte. Hatte ihr Geliebter sie verschmäht? Da war ein Anflug von Desillusionierung und Verlust, aber irgendwie schien es nicht zu passen. »Man könnte meinen, Naivität sei der glücklichere Zustand«, sagte Byron und senkte die Stimme, in der Hoffnung, ihr irgendetwas zu entlocken.
    Ihre Antwort war deutlich. »Da erläge man einem Irrtum. Der Naive hat einfach noch keine schmerzlichen Erfahrungen gemacht.« Sie schien sich zu schütteln, und die Chance war dahin. »Lassen Sie uns von etwas anderem sprechen«, sagte sie mit verschlossener Miene.
    »Natürlich, Mylady«, murmelte Byron und ließ die Sache auf sich beruhen. Er warf fast bedauernd einen Blick auf seine Taschenuhr. Er musste bald weg – genau genommen wartete die Kutsche vermutlich schon vor der Eingangstür. Aber Lady Victoria jetzt zu verlassen, wo er ihr Geheimnis fast schon schmecken konnte... Er wusste, was ihn bei seiner Rückkehr erwartete – die beherrschte alte Jungfer, aus deren kühlen Gesichtszügen jede Erinnerung an dieses Treffen getilgt war. Er war schon zu weit gekommen, um ihr erlauben zu können, wieder in die alte Rolle zu verfallen.
    »Wie wäre es mit einer kleinen Ausfahrt?«, fragte er und ließ die Uhr zuschnappen.
    »In die Hölle und wieder zurück?«, erwiderte sie mit falschem Übermut.
    Er runzelte die Augenbrauen. »Eigentlich hatte ich an das Witwenhaus gedacht. Ich fahre jeden Nachmittag hin, um zu sehen, wie die Renovierungsarbeiten vorankommen. Aus der Hölle hinaus und wieder zurück, wenn Sie so wollen.«
    Sie lächelte

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