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Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce
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in profitable Unternehmungen verwandelt. Und jetzt war er damit befasst, den Ertrag aus zwei Jahrzehnten Arbeit in ein Projekt zu stecken, das sein ganzes Leben in Anspruch nehmen würde.
    Sicher, er war nicht gerade arm, was immer er Lady Victoria auch erzählt hatte. Obwohl sein Kapital in den verschiedensten Beteiligungen steckte, blieben ihm zum Leben immer noch gute fünftausend Pfund pro Jahr. Nicht gerade extravagant, aber ausreichend. Trotzdem, verdammter Gifford! Byron erinnerte sich, wie selbstgefällig ihn der Kerl auf Lady Kilmaines Soiree über den Kopf von Byrons Verlobter hinweg angelächelt hatte. Dieses Lächeln hatte Byron gezeigt, dass Gifford genau wusste, was er tat; es war Provokation, Spott und Prophezeiung in einem. Und die ganze Zeit über hatte die treulose, wankelmütige Leticia sich zu Gifford gebeugt und mit großen grünen Augen in sein gleichgültiges Gesicht aufgesehen.
    Die Feder in Byrons Hand bog sich gefährlich durch, und er lockerte mit Mühe seinen Griff. Gifford würde bezahlen. Vielleicht nicht so, wie Byron es sich ursprünglich erhofft hatte, falls Victoria ihren Teil des Handels einhielt. Doch der Mann war immer noch eine gute Investition. Der gichtkranke Earl würde bald sterben, und Gifford würde für den Rest seines Lebens in Byrons Schuld stehen.
    Byron seufzte und lenkte seine Gedanken auf angenehmere Pfade. Lady Victoria, zum Beispiel, die vermutlich gerade mit Ankleiden fertig war. Sie würde mehr als nur ein bisschen eingeschnappt sein, weil er ihre Garderobe ausgetauscht hatte, aber er wollte verdammt sein, die nächste Woche mit einer Frau zu verbringen, die sich wie eine trübsinnige Vogelscheuche kleidete. Er hoffte dennoch, dass sie nicht irgendetwas nach Annie warf. Das Mädchen bekam sonst einen hysterischen Anfall und musste nach unten ins Dienstbotenquartier getragen werden.
    Üblicherweise reizte ihn, was Frauen betraf, vor allem die Jagd. Der Vollzug stellte nur das Schlusskapitel dar. Aber bei Victoria war es anders. Die Eroberung schien sie nur unerreichbarer zu machen. Eroberung! Er schnaubte. Fragte sich, wer hier wen erobert hatte. Er hatte Frauen gehabt, die verrückt nach ihm gewesen waren – und viele Frauen, die nur so getan hatten -, doch Lady Victorias Hunger schien sich nur wegen des glücklichen Umstands auf ihn zu richten, dass sie zufällig gemeinsam vor Ort waren. Dennoch hatte er erst im Augenblick des Vollzugs begriffen, dass ihre Erfahrung sich auf mehr als ein paar gestohlene Küsse erstreckte.
    Er schüttelte den Kopf und sah im trüben Licht der Öllampe auf seine Taschenuhr. Zeit fürs Dinner. Er erhob sich, schlenderte zum Speisezimmer und freute sich auf das Treffen mit Lady Victoria, deren Zorn er mit einer knappen Bemerkung und einer gleichgültigen Handbewegung abtun würde, was sie in den nächsten Wutanfall stürzen und die eiserne Kontrolle verlieren lassen würde, die ihr so wichtig zu sein schien.
    Als er im Speisezimmer ankam, war sie nicht da. Aber Mrs. Peasebody kam mit gewichtiger Miene und rotem Gesicht hereingeeilt, und er wusste, dass die Neuigkeiten nicht gut waren.
    »Ja?«, ermutigte er sie und nahm Platz, während die Haushälterin ehrerbietig, aber zögernd neben seinen Stuhl trat. Sogar Mrs. Peasebodys Schweigen schien lauter als das anderer Leute zu sein.
    Sie räusperte sich. »Euer Gnaden, ich möchte wirklich nicht stören. Ich weiß, wie beschäftigt Sie sind, mit den Akten und den Büchern und der Renovierung und so. Also, Euer Gnaden, wenn es bloß wegen mir wäre, würde ich ja nichts sagen. Ich war nie jemand, der sich nach vorn gedrängt hätte.«
    »Ja, Mrs. Peasebody«, sagte Byron, weil er wusste, dass sie fünf Minuten so weitermachen konnte, wenn man sie nicht unterbrach. »Ihre Bescheidenheit und Ihre Diskretion sind uns alle ein Beispiel. Was ist los?«
    »Es ist nur wegen Ihrer Ladyschaft«, sagte die Frau, für Ironie unempfänglich. »Also, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Ich wollte dem Koch schon sagen, er soll das Mittagessen zurückhalten, aber ich weiß, wie spe-zi- ell Sie sind, wenn es um die Essenszeiten geht, und dann dachte ich mir: ›Senga, mein Mädchen, am besten gehst du zum Herzog und lässt ihn entscheiden. ‹ Und das habe ich dann getan.« Sie strahlte ihn stolz an.
    Byron rief sich ins Gedächtnis, dass Mrs. Peasebody anzuschreien dasselbe war, als schlüge man einen Spaniel, weil er winselte – unentschuldbar brutal. Zudem hätte es die Angelegenheit nur

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