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Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce
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verschlimmert. »Ich verstehe, Mrs. Peasebody, aber Sie müssen mir noch sagen, was genau ich entscheiden soll.«
    »Oh, Eure Gnaden, deshalb bin ich gekommen. Ihre Ladyschaft wird nicht zum Dinner kommen, weil sie immer noch beim Ankleiden ist. Ich habe Annie schon ordentlich für die Trödelei ausgeschimpft, aber es ist nichts zu machen.«
    »Ich verstehe«, sagte Byron und betrachtete stirnrunzelnd das lange weiße Tischtuch. Er hätte gedacht, Lady Victoria sei von der schnellen Sorte und keine von denen, die den halben Tag um die Frisierkommode herumschlichen. Sie schien das zu tun, um ihn zu ärgern. Er erwog, das Essen zu verschieben, aber er kannte die kalte Kost seiner Köchin von früher und hatte nicht den Wunsch, die Erfahrung zu wiederholen. Lady Victoria war schließlich kein Grund, sich selbst Unannehmlichkeiten zu machen. »Lassen Sie ihr ein Tablett herrichten, und sagen Sie ihr, dass ich zu ihr komme, sobald ich mit Essen fertig bin.« Wenn ihr das nicht auf die Sprünge half, wusste er auch nicht weiter.
    »Oh, Euer Gnaden, halten Sie das für klug? Ich wollte sagen, sie ist eine Lady, und ihr Zimmer zu betreten, während sie im Negligé« – sie sprach das Wort Neck -li- schee aus -, »also, das kann nicht schicklich sein.« Sie machte den Mund auf, um noch mehr zu sagen, aber sie schien den Ausdruck auf Byrons Gesicht zu registrieren, denn sie klappte den Mund wieder zu und nickte nur. »Ich gehe und sage es ihr«, erwiderte sie in einem Flüsterton, der laut genug war, zwanzig Meter zu überbrücken. Dann rauschte sie hinaus, vorbei an einem Dienstmädchen, das vor ihr knickste, bevor es eine Platte mit heißer Fleischpastete vor Byron abstellte und wieder verschwand.
    Byron griff zur Gabel. So langsam wie Mrs. Peasebody üblicherweise agierte, war Lady Victorias Essen bestenfalls lauwarm, wenn sie es bekam, und er war nicht zu kultiviert, um deswegen nicht eine gewisse Befriedigung zu verspüren. Er hätte sie instruieren sollen, was seine Wünsche bezüglich ihrer Aufmachung betraf, fiel ihm verspätet ein, doch er schüttelte die Bedenken ab. Sie hatte einen Vertrag unterschrieben. Sie hatte gewusst, worauf sie sich einließ. Ein Woche in seiner Gesellschaft, in seiner Gewalt – es war unbefriedigend, dass nichts sonst sie auf Raeburn Court hielt.
    Er nahm einen großen Bissen von seinem Rindfleisch-Pie und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er würde Lady Victoria schnell genug zu Gesicht bekommen.
     
    Byron klopfte flüchtig an die Tür des Einhorn-Zimmers und trat ein, ohne auf Antwort zu warten.
    Lady Victoria war allein. Sie hockte auf dem Rand einer gro ßen elisabethanischen Truhe und balancierte angestrengt ein Tablett auf den Knien. Die lavendelblaue Seide, die er für das Hauskleid ausgesucht hatte, passte perfekt zu ihr, das sah er sofort. Sie gab ihrem Haar einen Goldschimmer und ihren hellen Augen die Tiefe zurück, die das Schwarz erstickt hatte. Ihr Haar – war die nächste Veränderung. Es überraschte und erfreute ihn, dass modische Löckchen ihr Gesicht rahmten und die Haare am Hinterkopf locker aufgesteckt waren. Doch als sie ihn ansah, erlebte er eine weniger erfreuliche Überraschung.
    Ihre Wangen und Lippen waren dick mit Rot belegt, ihre Wimpern und Augenbrauen hoben sich schwarz und mit geradezu lächerlicher Plastizität von der hellen Haut ab.
    »Euer Gnaden«, hauchte sie süß, die sinnliche Stimme zu einem hohen Krächzen erhoben. »Ich hatte Sie noch nicht so bald erwartet.«
    Er ging zum Fenster und zog die schweren Vorhänge zu, bevor er sich zu ihr umdrehte und sie finster anstarrte, die Arme vor der Brust verschränkt. »Natürlich nicht, Mylady«, sagte er mit einer Stimme, die das genaue Gegenteil ausdrückte.
    »Nun, ich hatte gehofft , nach unten gehen zu können, um Ihnen beim Dinner Gesellschaft zu leisten, aber ich fürchte, Annie ist nicht rechtzeitig fertig geworden.« Ihre Hände flatterten über ihr Haar. »Sie wissen, wie wichtig es für eine Lady ist, best möglich auszusehen.«
    »Waschen Sie es ab«, sagte er kategorisch.
    Ihre Augen weiteten sich in gespielter Unschuld. »Euer Gnaden?«
    »Waschen Sie es ab«, wiederholte er. »Sofort. Oder ich tue es.«
    Sie kicherte. »Euer Gnaden, ich dachte, Sie würden meine Bemühungen zu schätzen wissen. Immerhin waren Sie es, der nach Leeds um Miederwaren geschickt hat, die eher zu einer Hafenhure passen als zu einer respektablen Lady.« Das gekünstelte Lächeln klebte förmlich in ihrem

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