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Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce
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Verstörendste von allem war.
    Er realisierte, dass er Victoria, die eine besorgte Falte zwischen den Augenbrauen hatte, seit über einer Minute wortlos anstarrte. Er schüttelte den Kopf und sagte: »Ich dachte gerade daran...« Und wie jetzt weitermachen? »… dass Sie heute ganz hinreißend aussehen.«
    Ihre besorgte Miene wich einem trockenen Lächeln. »Wenn Ihnen das jetzt erst auffällt, kann es nicht allzu hinreißend sein.«
    Byron zog eine Augenbraue hoch und ließ sich in die komfortable Rolle des Verführers fallen. »Ihre Reize sind von feinsinniger Natur, nicht von marktschreierischer Aufdringlichkeit. Man braucht einen wachen Verstand, sie zu erkennen.«
    »Und wenn einer sie nicht erkennt, was passiert dann?« Ihr Ton war humorvoll, und er reagierte entsprechend.
    »Dann werden seine Tage vom Gedanken an Sie geplagt, und des Nachts verfolgen ihn Träume.« Er trat näher und fing sie ein, indem er die Hände an die Bibliotheksleiter stemmte.
    Sie wollte sich zurücklehnen, hielt aber inne, reckte das Kinn vor und sah ihn an. »Dann ist es ein Glück, dass Sie scharfsinnig genug sind, sich gar nicht erst umgarnen zu lassen.«
    »Großes Glück«, stimmte er zu und kam näher. Victoria blieb keine andere Wahl, als sich gegen die Leiter zu pressen, wie verheerend das für ihre Röcke auch sein mochte.
    Die Rückseite der Krinoline war flach gedrückt, und die Vorderseite stand nach oben und reichte ihr fast bis zu den Schultern hinauf, so dass ihre Arme festsaßen. Victoria protestierte mit keiner Silbe, sondern sah nur schweigend zu ihm auf, die klaren blaugrauen Augen erwartungsvoll. Trotz des hochgeklappten Reifs und des dicken Korsetts konnte Byron sehen, wie ihr Atem sich beschleunigte, und sein eigener Körper reagierte ebenfalls.
    Er lachte über den Reif. »Verflixtes Ding.« Er folgte mit dem Finger der feinen Linie ihrer Nase, von der Stirn bis zur Spitze, wo er den Finger liegen ließ. Victoria versuchte, nach ihm zu greifen, doch der breite Reifrock hinderte sie daran. »Aber es hat seinen Nutzen, wie ich sehe«, fügte er hinzu.
    Sie bog den Kopf zurück. »Sehen Sie mich gern so hilflos?«
    »Zweifelsohne.« Er legte die Hand hinter ihren Kopf und wiegte die weichen Locken ihres Haars in seiner Handfläche. Sie hatte die Augen schon halb geschlossen und erwartungsvoll die Lippen geöffnet. Byron wurde von einer wundervollen dunklen Wärme erfüllt, die durch und durch fleischlich war und auf beruhigende Weise vertraut. Doch noch während er den Kopf vorbeugte, um ihren wartenden Mund zu küssen, verspürte er einen Stich, der anderes verhieß.
    »Oh, Eure Gnaden! Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen sagen soll. Es ist einfach nur das Schrecklichste, was ich mein Lebtag lang gesehen habe. Ich hätte nie gedacht, dass ich das noch erleben muss... Oh!«
    Byron drehte sich langsam von der plötzlich scharlachroten Victoria nach dem Eindringling um. » Ja , Mrs. Peasebody?«
    Zum ersten Mal, seit er sie kannte, fehlten der Haushälterin vorübergehend die Worte. »Ich… also, ich… ich weiß nicht …«, brachte sie heraus. Dann nahm sie sich zusammen und sah, so überhaupt möglich, noch verstörter aus. »Aber darum geht es gar nicht, Euer Gnaden. Ich bin gekommen, weil ich es Ihnen selber sagen wollte, ich könnte es nicht ertragen, wenn Sie es von jemand anders erfahren würden.« Sie holte tief Luft. »Es ist das Dorf. Es brennt!«

12. Kapitel
     
    Einmal mehr fand sich Victoria mit dem Duke in die fensterlose Kutsche gesperrt. Diesmal allerdings raste der Wagen die Auffahrt förmlich hinunter, und nur ihr verzweifelter Griff an der Halteschlaufe verhinderte, dass sie vom Sitz geschleudert wurde, als sie in eine Furche gerieten und gleich darauf in ein Schlagloch sprangen.
    Raeburn saß ihr gegenüber, verströmte grimmige Anspannung und schien weder sie noch die albtraumhafte Fahrt wahrzunehmen. Bis Mrs. Peasebody die schreckliche Nachricht überbracht hatte, hätte Victoria sich nicht vorstellen können, dass irgendetwas das Personal des Herzogs zur Effizienz bewegen konnte. Aber wenige Minuten nachdem Raeburn aus der Bibliothek gestürmt war, um wie ein Wahnsinniger Befehle zu erteilen, hatte man ihn schon in Schichten aus Kleidern gesteckt und in die abfahrbereite Kutsche gescheucht.
    Von morbider Furcht getrieben, hatte sich Victoria hinter ihm in den Wagen gedrängt, das Herz bis zum Hals pochend, und der Befehl des Dukes – »Machen Sie die Tür zu!« – war das erste und letzte

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