Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce
Vom Netzwerk:
dass er wie ein Verrückter arbeiten musste, um nachzukommen. Und Victoria stand schon wieder vor der nächsten Abteilung auf der Leiter. Sie runzelte die Stirn. »Glauben Sie ja nicht, ich helfe Ihnen bei Ihrer Hälfte, wenn Sie so trödeln.«
    »Der Gedanke wäre mir nie gekommen«, sagte er und beäugte ihre Waden.
    Sie schnaubte und drehte sich zum Regal zurück, während Raeburn abwechselnd die Bücher und ihre Beine studierte.
    Dann zerriss Victorias schriller Schrei die Stille. »Euer Gnaden! Sie starren mir unter die Röcke!«
    Byron sah von ihren hübschen Fesseln zu ihrem Gesicht auf, in dem Zorn mit Belustigung kämpfte. »Tue ich das?«
    Sie schniefte und setzte eine feierliche Miene auf. Sie kam die Leiter herunter. »Wie auch immer, ich habe jedenfalls etwas gefunden.« Sie hielt ihm einen dicken Wälzer hin.
    Byron erhob sich, nahm das Buch und blätterte es durch. »Das ist es.« Er lächelte wehmütig. »Ich nehme an, ich sollte mich freuen, aber ich hätte es lieber schon vor einer Stunde gefunden. So bin ich lediglich erleichtert und dankbar für Ihre Hilfe.«
    Victoria winkte ab. »Sie hätten es in einer Viertelstunde selber gefunden.«
    »Aber bis dahin wäre meine Stimmung irreparabel schlecht gewesen.«
    Victoria grinste, was ihr Gesicht erstaunlich spitzbübisch aussehen ließ. »Dann habe ich zu danken, dass ich helfen durfte, zumal ich eine der Leidtragenden bin, so Sie schlechter Stimmung sind. Ich habe mich lediglich selbst gerettet.«
    »Dann ziehe ich meinen Dank zurück.« Er schlug den Wälzer auf und betrachtete die verblassten Seiten grimassierend. Das Datum stimmte, es musste irgendwo hier drin stehen. »Alles, was ich jetzt noch tun muss, ist, den richtigen Eintrag finden.«
    »Das dürfte kein Problem sein.«
    Er seufzte. »Als kleiner Junge dachte ich immer, es sei aufregend und glamourös, der Duke zu sein.«
    »Wir haben jeder unseren Irrglauben.« Sie zuckte die Schultern.
    Byron schüttelte den Kopf. »Sie schon wieder – wann immer ich glaube, unter einer einzigartigen Last zu leiden, erzählen Sie mir von der Universalität menschlicher Gefühle, und ich komme mir kindisch vor. Warum gestatte ich Ihnen solche Kränkungen nur?«
    »Weil Sie sie insgeheim genießen«, erwiderte Victoria prompt. »Weil kaum ein anderer es wagt, so mit Ihnen zu sprechen. Machen Sie sich keine Sorgen, wenn der Reiz des Neuen sich gelegt hat und die Woche vorüber ist, werden Sie mich erfreut von dannen schicken.«
    Byron verspürte bei ihren Worten einen sonderbaren Stich, fast einen Schmerz. Ihm war, als hätte er Victoria schon eine Ewigkeit gekannt, die drei Tage mit ihr ließen ganze Jahre unbedeutend erscheinen, aber die vier Tage, die noch vor ihm lagen, erschienen ihm nicht länger als ein Atemzug zu sein. Er runzelte die Stirn, und es beunruhigte ihn, dass er das Ende dieser Woche so fürchtete. So interessant sie auch sein mochte, Victoria war eine Frau wie jede andere.
    Was machte ihm so zu schaffen? Ihre nächtlichen Eskapaden sicher nicht. Er hatte mit den besten Huren der Christenheit geschlafen, und so erfreulich Victoria im Bett auch sein mochte, er konnte objektiv behaupten, dass sie nicht halb so viel Energie besaß wie der Großteil dieser Huren.
    Sie besaß auch kein fantastisches Talent, soweit er es beurteilen konnte. Sie hatte weder für ihn gesungen oder gespielt, nichts rezitiert und nichts gemalt. Er wusste nichts von irgendwelchen Französischkenntnissen, von obskureren Studiengebieten erst recht nicht. Nein, sie hatte keine typisch weibliche Begabung eingesetzt, um ihn für sich einzunehmen. Nicht, dass sie es darauf anzulegen schien oder Grund dazu gehabt hätte.
    Und doch nahm sie ihn gefangen, stellte er fassungslos fest. Weil sie nicht versuchte, ihn mit gekünsteltem Charme zu bezaubern oder mit irgendwelchen Talenten zu beeindrucken. Sie selbst war verführerisch, und ihre Persönlichkeit war interessanter als jedes Talent.
    Byron genoss ihre Persönlichkeit und ihre Weiblichkeit gleichermaßen. Er konnte sich an keine andere Frau erinnern, von der er Vergleichbares hätte sagen können. Frauen waren immer nur Frauen gewesen, gut fürs Vergnügen und Amüsement, nebensächlich, wenn es um wichtige Dinge ging.
    Da stand er nun, plauderte mit Victoria über seine Arbeit und hatte sogar ihre Hilfe angenommen, anstatt sie mit einem Tätscheln und dem Versprechen, sich später um sie zu kümmern, wegzuschicken … und es fühlte sich richtig an. Was das

Weitere Kostenlose Bücher