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Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce
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MacDougal holt nicht für jeden ihre tollen französischen Rezepte heraus.«
    Das brachte ihm ein befreites Lachen ein. »Ich fühle mich pflichtschuldigst geehrt.«
    Sie fingen zu essen an. Victoria schaute sich nebenbei im Zimmer um. »Mrs. Peasebody sagte, dies sei Ihre private Suite.«
    »Mrs. Peasebody ist eine alte Plaudertasche«, sagte Byron, dann zuckte er die Schultern. »Aber ich kann mir Raeburn Court nicht ohne sie vorstellen. Sie ist genau wie die chaotische Architektur, ärgerlich und anrührend zugleich.«
    »In der Tat.« Victoria erwiderte sein Lächeln, bevor sie wieder den Raum in Augenschein nahm. »Ich hätte allerdings gedacht, dass Ihre privaten Gemächer etwas mehr von Ihnen an sich hätten.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Byron und verkniff sich seine gewohnte Reaktion, während er sich Kartoffeln auf die Gabel lud. Sogar mit leichten Abwandlungen seitens der Köchin – war da ein Hauch Bratenfett zu schmecken? – war es nicht möglich, Pommes Anne anders als köstlich schmecken zu lassen, es sei denn, man kochte sie zu kurz oder ließ sie anbrennen, und die Köchin hatte keines von beidem getan.
    »Ich bezweifle, dass Sie hier seit Ihrem Einzug etwas anderes haben machen lassen als die Zimmer putzen und die Bücher neu in die Regale arrangieren.« Sie wedelte in Richtung des Bücherregals hinter seinem Schreibtisch, das überquoll vor Geschäftsbüchern, Urkundenmappen und Papierfetzen, auf die sein Großonkel sich Notizen gemacht hatte.
    »Und woher wollen Sie das wissen?«
    Victoria zog eine Grimasse. »Ich habe das Witwenhaus gesehen…, und ich denke, ich darf inzwischen behaupten, Sie zumindest bis zu einem gewissen Grad zu kennen. Räudige ausgestopfte Hirschköpfe, seltsame kleine Tische, die mit furchtbarem Nippes überladen sind, grässliche Lampen aus unsäglichen Materialien – das scheint nicht Ihr Stil zu sein.«
    Byron lachte bellend. »Das hoffe ich auch!«
    »Es heißt, man solle Arbeit und Vergnügen verbinden, aber wie es scheint, haben Sie das Vergnügen weggelassen und nur Ihre Arbeit mitten ins Zimmer eines anderen transportiert.«
    »Jedes Mal, wenn ich auch nur erwogen habe, etwas zu verändern, hat mir der Geist meines Großonkels die Hand stocken lassen«, erklärte Byron gut gelaunt. Victoria sah ihn skeptisch an, und er fuhr in sachlicherem Tonfall fort: »Die Zimmer sind mir nie wie meine eigenen vorgekommen. Vielleicht ändert sich das, sobald die Renovierungsarbeiten anfangen, aber ich habe mich das letzte Jahr über in meinem eigenen Haus wie ein Fremder gefühlt.«
    »Wenn Sie wenigstens die überflüssigen Möbel und diesen ganzen Nippes hinausschafften, würden Sie sich vielleicht schon viel mehr zu Haus fühlen«, erklärte Victoria mit einem vernichtenden Sinn fürs Praktische. »Dann würden Ihnen auch die weiteren Veränderungen leichter fallen.«
    Er lächelte reumütig. »Nur zu wahr. Ich vermute, ich muss es wohl meiner Faulheit zuschreiben.«
    Sie schnaubte. »Wenn schon sonst nichts, eines sagt das Zimmer jedenfalls über Sie aus: Ich verstehe jetzt, warum Sie mich zu diesem Handel herausgefordert haben.«
    »Oh?«
    »Das Übermaß an Langeweile. Der Ort strotzt nur so davon. Nichts, worauf man sich freuen könnte, jeden Tag immer nur Ausgaben und dreiprozentige Wertpapiere, muffige Dokumente und Schafskrankheiten. Bedenkt man Ihren formidablen Ruf als Lebemann, ist es erstaunlich, dass Sie noch nicht verrückt geworden sind.«
    Byron hob das Glas und prostete ihr spöttisch zu. »Oh, aber das bin ich doch. Der Vertrag, erinnern Sie sich? Zwanzigtausend Pfund für eine einzige Woche dürfte absoluter Rekord sein.«
    »Geld, das Sie bald mit Zinsen eintreiben werden. Geld, das Sie unter den gegebenen Umständen ohnehin nicht bekommen hätten. Sie werden es kaum ein extravagantes Honorar nennen können, denn ich berechne Ihnen gar nichts.«
    Byron tat das Argument mit einer saloppen Handbewegung ab und lenkte das Gespräch in eine andere Richtung. »›Berechnen‹ nennen Sie das?«
    »Das Wort ist auch nicht schlimmer als die, die Sie benutzt haben.« Sie legte das Besteck weg und sah ihm in die Augen, das Kinn etwas vorgeschoben. »Ich prostituiere mich, Raeburn. Ich habe nicht vor, das zu beschönigen. Und es macht mir nichts aus, weil ich mich nämlich bestens amüsiere und ich mir die letzten fünfzehn Jahre lang über viel zu vieles Gedanken gemacht habe.«
    Byron sah sie an und staunte über ihre Offenheit. Er wusste, dass sie es ernst

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