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Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce
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keine Woche her, dass sie zuletzt ausgeritten war, aber es erschien ihr wie ein ganzes Leben.
    Raeburn sah sie amüsiert an und schwang sich elegant auf Apollonia. Die Stute warf den Kopf zurück, mehr vor Freude denn vor Nervosität, und Raeburn ließ sie Schritt gehen. Victoria lenkte ihr Pferd neben ihn, und sie begaben sich auf die lange Auffahrt.
    »Ist er immer so?«, fragte Victoria und sah Princess zweifelnd an. Der Wallach tänzelte – nein, trippelte – die Auffahrt entlang, mit gebogenem Hals und hohen Hufen.
    Raeburn lächelte. »Jetzt wissen Sie, warum er Princess heißt. Aber nein. In einer halben Stunde hat er genug davon, und abgesehen von seiner hochmütigen Ader ist er sehr brav.«
    Victoria zog ein Gesicht. »Ich hatte auch keine Sorge, dass ich herunterfallen könnte.«
    »Wohl noch nie abgeworfen worden, oder?«, fragte Raeburn kühl.
    »Ich wurde praktisch im Sattel geboren – natürlich bin ich schon abgeworfen worden.« Sie lächelte. »Und getreten und fast überrollt von dieser aufsässigen kleinen Stute.«
    »Ganz die Pferdenärrin«, sagte er feierlich und sah sie an. »Lassen Sie mich raten – in Ihrer Familie reitet sonst keiner.«
    »Wie schnell Sie doch den springenden Punkt erkennen! Nein, meine Mutter hat das Reiten schon lange vor meiner Geburt aufgegeben, mein Vater hat Gicht, und mein Bruder zieht es vor, mit seiner leichten Kutsche durch die Hintergassen zu rasen und die Leute zu terrorisieren. Ich jedoch reite.«
    »Fast jeden Tag«, mutmaßte er.
    Sie betrachtete den Hang des kahlen Hügels, der sich so einladend vor ihr erstreckte. »Fast jeden Tag, manchmal stundenlang.«
    Sie schwiegen eine lange Zeit, während Raeburn sie auf einen kleinen Weg führte. Princess schnaubte und kaute auf der Trense, weil er durch Gras laufen sollte, doch nach anfänglichem Protest beruhigte er sich wieder, und nur die Ohren verhießen noch Unwillen.
    »Nur um Ihrer Familie zu entfliehen?«, fragte Raeburn schließlich.
    Victoria lächelte, und erstmals seit dem gestrigen Abendessen war ihr altes Vertrauen wieder da. »Ich wäre eine bedauernswerte Frau, wenn dem so wäre. Nein, ich liebe das Reiten seit dem Tag, an dem mich mein Vater auf mein erstes altes dickes Pony gesetzt hat. Da war ich drei Jahre alt.«
    »Aber daran erinnern Sie sich noch?«
    Victoria war nicht sicher, ob ihn das erstaunte, aber sie nickte. »Besser als an alles andere. Anfangs habe ich mich gelangweilt und habe gequengelt, weil es heiß war und das Pony so komisch gerochen hat. Und ich hatte doch eine brandneue Puppe, die im Kinderzimmer auf mich wartete. Der Stallknecht hat mich an der Longe im Kreis reiten lassen, bis mir so schlecht war, dass ich einen Plan ausgeheckt habe, damit sie mich schnell wieder ins Haus bringen.«
    »Und was für einen?«, feuerte Raeburn sie an.
    »Sie haben mir irgendwann... die Zügel gegeben. Und der Stallknecht hat kurz losgelassen. Und plötzlich war ich der freieste Mensch auf der Welt …« Sie lächelte. »Danach haben sie mich kaum noch aus dem Stall herausbekommen, und sie mussten meinem armen Kindermädchen ein stures kleines Pony geben, damit sie mir folgen konnte. Aber als ich sieben wurde, meine erste Gouvernante bekam und das Kindermädchen sich um Jack kümmern musste, habe ich sie überredet, mich überallhin reiten zu lassen. Kein Kindermädchen, keine Gouvernante, kein Stallknecht, keine Zofe, keine Mutter, kein Vater. Nur ich allein. Ich konnte tun, was ich wollte, und keiner hat mich böse angesehen oder korrigiert.«
    »Und was wollten Sie tun?«
    Raeburns Frage holte sie zurück, und sie lachte. »Wie verrückt reiten, wie die Indianer, die Hügel hinunter, bis mir das Herz aus der Brust fliegen wollte. Tollkühn und verwegen sein, all das, was eine brave kleine Lady nicht ist.«
    Raeburn sah sie ernst an. »Sie haben sich wirklich sehr verändert, nicht wahr?«
    Victoria fasste sich sofort wieder. »Nein. Ich denke nicht. Ich denke, es hat sich einfach nur alles aufgestaut. Eine halbe Stunde Galopp reicht da nicht mehr.«
    Damit kam das Gespräch ein paar Minuten lang zum Erliegen. Sie durchquerten schweigend das Hochmoor, Heidekraut streifte die Pferdehufe, und Stechginster verhakte sich in ihren Kleidern. Raeburn schaute zu ihr hinüber und lächelte schief. »Aber Sie haben auch nichts gegen einen Galopp?«
    Es war ein durchsichtiger Versuch, die Stimmung aufzuheitern, aber Victoria ging dankbar darauf ein. Sie bog den Kopf zurück und sagte: »Soll das ein

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