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Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce
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gemeinsamen Tage bleiben, und ihr von Ekel verzerrtes Gesicht konnte ihn nicht in seine Träume verfolgen.
    Nicht, dass es von Bedeutung gewesen wäre. Ihn kümmerte längst nicht mehr, was die Frauen von ihm dachten. Er konnte nur keinen Sinn darin erkennen, sich grundlos lächerlich zu machen.
    Und dennoch fiel es ihm schwer, sich von seinem eigenen Standpunkt zu überzeugen.
     
    Victoria runzelte zweifelnd die Stirn und hielt die Kerze so hoch, dass sie beide Licht hatten.
    »Und Sie sind sicher, dass er im Keller ist?«, fragte sie, während sie hinter Annie die nächste Treppe hinunterstieg.
    »Ja, Mylady, in einem der Keller.« Das Mädchen kicherte. »Es gibt so viele davon.«
    »Jeden Tag«, wiederholte Victoria, »verbringt er morgens eine Stunde im Keller.«
    »Ja. Er hält seinen Stundenplan genau ein, Mylady.«
    »Vermutlich tut er das, ja«, sagte Victoria und gab es auf, sich einen Reim darauf machen zu wollen. Jedes Mal, wenn sie glaubte, dem Duke langsam auf die Schliche zu kommen, tauchte irgendetwas Neues auf, und sie bezweifelte, ihn auch nur ansatzweise zu kennen.
    Das Treppenhaus endete in einem engen steinernen Durchgang, der so niedrig war, dass Victoria sich unter den Rippen des Gewölbes durchducken musste. Annie lief noch ein kleines Stück weiter, dann blieb sie an der grauen Mauer vor einer niedrigen Eichentür stehen.
    »Da wären wir«, sagte sie. »Möchten Sie, dass ich... Soll ich Sie ankündigen?«
    Victoria schüttelte den Kopf. »Nein, das ist sicher nicht nötig. Danke, Annie.«
    Die Zofe zögerte, und Victoria realisierte, dass sie das einzige Licht in der Hand hielt.
    »Ich sehe lieber erst nach, ob Seine Gnaden wirklich da drin ist und ob er Licht hat, dann können Sie die Kerze nehmen«, fügte sie hinzu.
    »Danke, Mylady.« Annie knickste dankbar.
    Es gab keinen Türknauf, lediglich einen Eisenring, also legte Victoria die Hand an die Tür und versetzte ihr einen vorsichtigen Schubs. Sie schwang in gut geölten Angeln lautlos auf und machte ihre Hoffnung auf ein dramatisches Knarren zunichte. Es kamen fünf Stufen zum Vorschein, die in ein großes Gewölbe führten.
    Bis auf ein großes Regal an einer der Wände war der Raum leer. Raeburn, der ihr den Rücken zuwandte und im Licht einer Öllampe stand, schwang mit langsamen, rhythmischen Bewegungen indianische Keulen. Ohne die Zofe eines Blickes zu würdigen, reichte Victoria die Kerze an sie weiter. Annie bedankte sich und verschwand ungesehen, da Victorias ganze Aufmerksamkeit dem Herzog galt.
    Er war prachtvoll. Es ließ sich wirklich nicht anders nennen. Sein Unterhemd war schweißnass und zeichnete jede Kontur seines Rückens ab. Er hob die Keulen, und die Muskeln an Schultern und Hals wölbten sich. Er ließ sie nach unten schwingen, und die Wölbung rollte über die Schulterblätter auf seinen Rücken. Jede Bewegung war von kraftvoller Grazie, absolut maskulin, absolut faszinierend -und mehr als nur ein wenig erregend.
    Victoria machte die Tür hinter sich zu, lief die fünf Stufen hinab und trat unter das Gewölbe. Die steinernen Bodenfliesen waren von feinem weißem Sand gesprenkelt, der unter ihren Füßen knirschte. Raeburn schien es gehört zu haben, denn er ließ die Keulen sinken und drehte sich um. Er sagte nichts und lächelte nur schief, als könne er jeden unanständigen Gedanken lesen, den Victoria während der letzten beiden Minuten gedacht hatte. Sie spürte, wie sie unter seinem Blick errötete.
    »Ich habe nach Ihnen gesucht«, sagte sie, um das Schweigen zu beenden.
    »Und was lässt Sie glauben, dass ich gefunden werden will?«
    Victoria lachte und versuchte, trotz seiner Reserviertheit gelassen zu wirken. »Und falls nicht, was lässt Sie glauben, das kümmere mich? Unser Handel beinhaltet eine Woche in Ihrer Gesellschaft, wie Sie mir gestern mit aller Kraft klar gemacht haben. Davon, dass ich Sie allein lassen soll, war nicht die Rede.«
    Raeburn ging ans Regal und legte die Keulen neben ein kleineres Paar. »Ah, jetzt begreife ich meinen Denkfehler.« Er nahm ein Handtuch heraus und wischte sich das Gesicht ab. »Ich hoffe, Sie haben die Vorstellung wenigstens genossen, nachdem Sie sich solche Mühe gemacht haben, mich zu finden.«
    »Sehr«, versicherte sie. »Allein der Gedanke, dass ich jeden Morgen die Gelegenheit gehabt hätte und von nichts wusste! Das ist es fast wert, auf die Stunde Schlaf zu verzichten.«
    »Was zeigt, auf welchem Platz Ihrer Rangliste ich rangiere – direkt nach einer

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