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Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce
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Wettrennen werden?«
    Raeburn beugte sich zur Antwort nach vorn und trieb sein Pferd zum Galopp an. Victoria folgte ihm lachend.
    »Das ist nicht fair!«, schrie sie. »Ich kenne den Weg nicht!«
    Raeburn grinste über die Schulter nach hinten. »Das macht nichts!«, schrie er zurück.
    Victoria gab Princess mehr Zügel, und der Wallach galoppierte fröhlich hinter Raeburn her.
     
    Eine Stunde später, sie kamen gerade aus einem engen bewaldeten Tal, fielen die ersten Regentropfen. Victoria hatte Raeburn gefragt, warum sie so lange zu der Ruine brauchten, die vom Garten aus so nah zu sein schien. Byron hatte ihr erklärt, dass es in der Tat nicht weit war – so man sich einen steilen Abhang hinunterwagte. Für die weniger Wagemutigen war das hier der einzige Weg.
    Victoria sah auf. Rock Keep erhob sich vor ihnen auf einer Anhöhe. Ein langer Grat führte zu der geborstenen Ruine der alten Burg. Von hier aus war zu erkennen, dass der Hügel zu rechteckig war, um natürlich zu sein, und der Grat den Rest einer Straße darstellte.
    Erst als Raeburn sich lächelnd nach ihr umdrehte, bemerkte Victoria, dass sie angehalten hatte.
    »Und jetzt?«, fragte er.
    »Worauf warten wir noch? Reiten Sie voran, bevor der Regen richtig losgeht!«
    Raeburn ließ sein Pferd Schritt gehen und lenkte es auf die schwarze Burgruine zu.
    Victoria hätte aufgeregt oder zumindest neugierig sein sollen, doch je näher sie kamen, desto stärker kehrte die dunkle Vorahnung zurück, die sie schon am Tag zuvor empfunden hatte. Die Festung sah immer weniger wie ein Gebäude aus und immer mehr wie ein riesiger steinerner Baumstumpf, der samt seines Hügels aus dem Boden gewachsen war. Die Ruine war zwar von erdrückender Größe, doch in ihren verfallenden Zinnen schienen viel mehr Schatten zu lauern, als möglich war, viel mehr Abgründe und Höhen, als die Größe hergab. In arrogante Beständigkeit gehüllt, trotzte Rock Keep Victoria ebenso wie der sie umgebenden Landschaft und erhob sich gegen die tosenden Wolken. Wieder hatte Victoria das sonderbare Gefühl, als läge hier die Antwort irgendwo unter den Steinen verborgen. Hätte sie sie nur verstehen können. Die Steine und Schatten riefen ihr etwas zu und wiesen sie gleichzeitig zurück.
    Sie richtete den Blick unwillkürlich auf die starre Gestalt des Herzogs, der eine Pferdelänge voraus war, und der unvermeidliche Vergleich schoss ihr durch den Kopf. Sie versuchte, den Gedanken zu verdrängen, doch je näher sie kamen, desto mehr drängte er sich auf.
    Die Hufe der Pferde klapperten über halb überwuchertes Kopfsteinpflaster und rutschten über glitschigen Stein. Sie waren am Beginn des Grats, der zur Festung führte.
    »Rock Keep ist im Bürgerkrieg zerstört worden, aber da hatte es schon hundert Jahre lang leer gestanden, doch da das Herrenhaus selbst lange nicht verteidigungsfähig war, haben meine Vorfahren ihre Stellung auf Rock Keep bezogen.«
    Victoria sagte nichts, betrachtete nur die geborstene Hülle und versuchte festzustellen, welche der Löcher von Kanonenkugeln stammten und welche vom Alter.
    Als sie oben ankamen, war aus den vereinzelten Regentropfen ein beständiges Nieseln geworden. Direkt vor ihnen erhob sich der viereckige Turm, und seitlich davon tauchte ein steinerner Anbau auf, der lang und niedrig war und von unten wegen des Hügels nicht zu sehen gewesen war. Doch noch erstaunlicher war das dicke Stroh, das die Hälfte des Dachs bedeckte.
    »Kommen Sie mit«, sagte Raeburn mysteriös lächelnd, während er abstieg.
    Er führte sein Pferd in das niedrige Gebäude. Einer der Hufe klackte dumpf, als er sich an der Kante eines halb vergrabenen Steins verfing. Victoria spähte in die Dunkelheit und versuchte, die Größe des Raums auszumachen, doch so dicht wie die Wolken inzwischen waren, war es zu dunkel, irgendetwas zu erkennen. Also zuckte sie im Geiste die Schultern, stieg ab und folgte ihm hinein.

15. Kapitel
     
    Byron sah vom hinteren Ende des Raumes aus, wie Victoria zögerte und in den Durchgang blinzelte. Keine Frau für unbekannte Gefilde , dachte er sarkastisch, als ihre Augen ihn endlich fanden und sie den Wallach hereinführte.
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, die Festung sei seit zweihundert Jahren verlassen«, sagte sie beim Näherkommen und betrachtete das durchhängende Strohdach über ihrem Kopf.
    Byron nahm ihr die Zügel ab und band sie neben seine an einen Pfosten. »Das war es auch.« Er lockerte die Sattelgurte und gab jedem der Pferde

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