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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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Acht, Kind. Den Menschen bist du nicht gewachsen, und ich will nicht, dass du ihr Haus noch einmal betrittst. Hast du mich verstanden?«
    »Jawohl, Majestät.«
    »Gut.« Amaryllis legte die Flügel zusammen und wandte sichwieder dem Spiegel zu. Das Messer legte sie auf den Frisiertisch. »Wie soll ich dich für deine Tapferkeit belohnen?«
    Bryony machte sich so groß wie möglich. »Majestät … ich würde gern meinen Namen ändern.«
    »Mehr nicht?«, fragte die Königin. »Du weißt, dass dir das jederzeit zusteht. Du kannst dir morgen, wenn ich dich offiziell als meine neue Jägerin bestätige, einen neuen Gebrauchsnamen aussuchen.«
    »Aber Ihr würdet mir nicht jeden Namen erlauben«, sagte Bryony. »Nicht den, den ich eigentlich will.« Sie zeigte auf die Klinge des Messers auf dem Tisch.
    Die Königin lehnte sich zurück und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen Bryonys Spiegelbild. »Verstehe ich dich richtig? Keine Angehörige deines Volkes hat diesen Namen je getragen.«
    »Ich weiß.«
    »Du willst unbedingt anders sein, ja?«, murmelte die Königin. »Also meinetwegen«, fuhr sie lauter fort. »Morgen werde ich den anderen den von dir gewählten Namen bekanntgeben. Solltest du allerdings im Kampf sterben, geht der Name nicht an deine Eitochter über.«
    »In Ordnung«, sagte Bryony. »Das wollte ich sowieso nicht. Kann ich jetzt gehen, Majestät? Ich bin … furchtbar müde.«
    »Bitte sehr.« Die Königin nahm das Messer, drehte sich um und hielt es ihr mit dem Griff voraus hin. »Hier bekommst du dein Messer wieder. Und falls dich jemand fragen sollte, woher du es hast, sag einfach, ich hätte es dir geschenkt.«
    Mit dieser Notlüge konnte Bryony die Neugier der anderen Feen befriedigen und dem Verdacht vorbeugen, sie hätte das Haus der Menschen besucht. Bryony sah Amaryllis an und verspürte unwillkürlich tiefen Respekt. Kein Wunder, dass Amaryllisdie Königin war. »Das werde ich«, sagte sie und nahm das Messer vorsichtig.
    Amaryllis nickte. »Dann kannst du gehen.«
    Bryony knickste und entfernte sich rückwärts. Hasenglöckchen wartete im Gang auf sie. Als sie das Messer in Bryonys Hand sah, schnalzte sie missbilligend mit der Zunge. »Also wirklich, Bryony …«
    »Nein.«
    »Nein? Wie ›nein‹?«
    »Ab jetzt heiße ich Klinge«, sagte Bryony entschieden.

 
    FÜNF
     
    »Das tut jetzt ein bisschen weh«, warnte Baldriana. Sie hielt die Schere über die Stiche in Klinges Arm.
    »Bestimmt nicht mehr als beim Nähen«, sagte Klinge. »Nur zu.«
    Seufzend machte die Heilerin sich an die Arbeit, während Klinge an die Zimmerwand starrte und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Daran hatte sie nicht gedacht, als sie Jägerin wurde. Natürlich hatte sie gewusst, dass sie bei einer so gefährlichen Arbeit hin und wieder mit Verletzungen rechnen musste. Doch sie hatte ihr ganzes bisheriges Leben in der sicheren Eiche verbracht und wusste nicht, wie es war, verletzt zu sein, und wie lange es dauern würde, bis die Verletzung verheilt war. Ihre erste Narbe war noch rot, aber sie konnte sich kaum mehr vorstellen, wie nahe sie dem Tod gekommen war und was für ein Glück sie gehabt hatte, nicht schlimmer verletzt worden zu sein. Haut und Muskel heilten mit der Zeit. Wenn es dagegen ihre Flügel getroffen hätte …
    Sie unterdrückte ein Schaudern. Am besten dachte sie nicht darüber nach.
    Baldriana legte die Schere weg und musterte Klinge mit ihren grauen Augen. »Glaubst du, dass du jetzt für eine Weile genug angestellt hast?«
    »Was heißt ›genug angestellt‹?«, fragte Klinge, ohne Baldrianas Blick zu erwidern. Sie sprang vom Tisch herunter und streckteden Arm versuchsweise. Die Haut spannte ein wenig, fühlte sich ohne die Stiche aber schon viel besser an.
    Baldriana wischte die Hände an einem Handtuch ab und band ihre Schürze auf. »Ich glaube, du weißt, was ich meine, Klinge. Nicht dass ich nicht ab und zu gern neue und interessante Verletzungen behandle. Aber wenn du den anderen beweisen wolltest, wie gut du als Jägerin bist, dann hast du das jetzt ausreichend getan.«
    Klinge sah sie verwirrt an. Wollte Baldriana ein Gespräch mit ihr anfangen? Die Vorstellung war so abwegig und unfeenhaft, dass ihr nicht gleich eine Antwort einfiel. »Ich weiß«, sagte sie nur. Sie wusste es schon seit einiger Zeit. Auf die Nachricht, dass sie eine Krähe getötet hatte, war der Respekt der anderen Feen ihr gegenüber schlagartig gestiegen. Auch an ihren neuen Namen hatten sie sich

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