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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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bald hatte sie nicht damit gerechnet. Dorna ging vielleicht nicht so gern auf die Jagd wie sie selbst und hörte deshalb gern auf, aber sie war eine gründliche und fordernde Lehrerin. Wenn sie glaubte, dass Bryony ausgelernt hatte …
    »Du bist eine gute Jägerin«, fuhr Dorna fort. »Obwohl ich deine Begeisterung nicht verstehe. Ich finde es verrückt, wenn man diese schmutzige Arbeit wirklich gern tut. Es würde mich nicht wundern, wenn du einmal im Magen einer Krähe endest. Aber du bist eine bessere Jägerin, als ich je sein werde, deshalb – bitte sehr.« Sie machte das lederne Armband von ihrem Handgelenk los und hielt es Bryony hin.
    »Hm«, murmelte Bryony. Der Kopf sauste ihr. Sie nahm das Armband und kam sich auf einmal wieder ganz klein und hilflos vor.
    »Ich ziehe noch diese Woche aus der Wohnung der Jägerin aus«, erklärte Dorna. »Ich gebe dir Bescheid, wenn sie frei ist.«
    Bryony nickte nur. Sie brachte keinen Ton heraus.
    »Die Königin wird dich auch sprechen wollen. Sie wird dich fragen, ob du dir einen neuen Gebrauchsnamen zulegen willst. Ich werde ihr sagen, dass du bei mir ausgelernt hast, und sie wird dich in ein, zwei Tagen zu sich rufen.«
    Eine verlegene Pause entstand. Dorna schien auf eine Antwort zu warten. »Also gut«, sagte Bryony schließlich.
    Doch Dorna blieb neben ihr stehen. »Weißt du, dass ich fast genau an der Stelle, an der du jetzt sitzt, dein Ei gefunden habe?«, fragte sie unvermittelt.
    »Wirklich?«
    Dorna fluchte nur, wandte sich abrupt ab, eilte zur Eiche undknallte die Tür hinter sich zu. Bryony sah ihr erschrocken nach. Was war in sie gefahren?
    Sie war versucht, ihr nachzulaufen und sie zu fragen. Doch die halb abgezogene Wühlmaus lockte Krähen an, wenn sie sie zu lange liegen ließ. Also griff sie mit einem Seufzer wieder nach ihrem Feuerstein. Dorna kam gut allein zurecht. Und sie selbst war jetzt die Jägerin Ihrer Majestät und hatte zu tun.
     
    Die Mondsichel schien bleich vom wolkenverhangenen Himmel, und Nebel lag über der Eichenwelt. Bryony schlüpfte aus ihrem Fenster und sprang auf den Boden. Sie spürte das Gras nass und kalt unter den Füßen und schnitt eine Grimasse. Keine schöne Nacht zum Draußensein. Aber im Menschenhaus taten sich seltsame Dinge, und sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, sich dort ein wenig umzusehen.
    Aus reiner Neugier hätte sie der Versuchung nicht nachgegeben. Doch sie hatte trotz ihrer vielen Bücher noch keine Antwort auf die Frage, was zwischen ihrem Volk und den Menschen Schlimmes vorgefallen war, und nur ein erneuter Besuch im Haus schien weiteren Aufschluss darüber bringen zu können. Was immer den Eichenfeen solche Angst vor den Menschen gemacht hatte, es hatte sich zeitgleich mit den anderen Unglücksfällen ereignet – dem Verlust ihrer Zauberkraft und ihrer schöpferischen Fähigkeiten und, besonders schlimm, dem Ausbruch der tödlichen Schweigekrankheit. Bestand zwischen all dem ein Zusammenhang?
    Keine leichte Frage. Bryony rechnete auch nicht wirklich damit, dass sie an diesem Abend eine Antwort bekommen würde. Aber vielleicht konnte sie etwas anderes klären: Warum waren die Menschen so spät noch auf? Sie hatten um die übliche Zeit das Licht gelöscht und sich schlafen gelegt, aber jetzt war das Hauswieder hell erleuchtet und hinter den Fenstern bewegten sich Schatten. Etwas Wichtiges musste sie geweckt haben – doch was?
    Bryony landete auf der gepflasterten Veranda, lief geduckt zur Tür und spähte hindurch. Zu ihrer Überraschung saß die Menschenfrau – Beatrice – in ihrem Morgenmantel auf dem Sofa. Ihre Augen sahen verheult aus, ihre Wangen tränennass. Neben ihr stand barfuß und mit verstrubbelten Haaren ihr Partner und sprach in einen seltsam geformten Gegenstand in seiner Hand.
    »… kann man noch nicht sagen, verstehe. Wann können wir ihn sehen?«
    Es entstand eine lange Pause.
    »Aha. Ja, gut. Auf Wiederhören.« Der Mann legte den Gegenstand auf eine Art Gabel. Er war aschfahl im Gesicht. Einen Augenblick lang starrte er die Wand an, dann wandte er sich seiner Frau zu. »Es scheint … sehr ernst zu sein. Wir sollen … sie meinen, wir sollen lieber gleich kommen.«
    Beatrice machte einen erstickten Laut, und ihre Schultern begannen zu zucken. Der Mann sah hilflos auf sie hinunter. Dann nahm er sie in die Arme und hielt sie fest, während sie weinte. Bryony sah ihnen zu. Ihr Gefühlsausbruch verwirrte sie. Endlich lösten sich die beiden wieder voneinander. Sie

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