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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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nach einigen Tagen gewöhnt. Nicht einmal Malve traute sich mehr, sie herumzukommandieren.
    »Warum begibst du dich dann ständig wieder in Gefahr?« Baldriana klang ungeduldig.
    Die Frage war nicht leicht zu beantworten. »Weil ich muss«, antwortete Klinge. Was auch stimmte, obwohl Baldriana es nie verstehen würde. Wie konnte sie einer Fee, die sich seit Jahrzehnten mit ihren Büchern und ihrer Arzttasche in der Eiche verkroch, erklären, dass sie selbst sich nur dann richtig lebendig fühlte, wenn sie dem Tod ins Auge sah?
    »Schone den Arm noch eine Woche lang«, sagte Baldriana. »Mach morgens und abends einige Streckübungen und reibe diese Salbe in die Haut ein, dann heilt sie schneller.« Sie gab Klinge ein kleines Töpfchen. »Bevor du ihn überanstrengst, frag mich lieber.«
    Klinge nickte.
    »Dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend«, sagte Baldriana und ließ sie gehen.
     
    Die Tage verstrichen, und die Schmerzen in Klinges Arm ließen nach. Baldriana untersuchte die Narbe erneut und erklärte Klinge widerstrebend für arbeitsfähig. Inzwischen war der Bedarf der Feen an Fleisch, Talg und anderen Dingen des täglichen Lebens so dringend geworden, dass Klinge alle Hände voll zu tun hatte und an einen Besuch des Hauses nicht zu denken war. Klinges wenige Freizeit war mit Übungen des Arms und mit Waffentraining ausgefüllt. Der geschwächte Arm sollte wieder voll einsatzfähig werden. Am Ende des ersten Tages fiel sie vollkommen erschöpft auf ihr Bett und blieb bis zum nächsten Morgen bewegungslos darauf liegen.
    Doch dann kamen die Handwerker. Sie parkten ihre metallenen Fahrzeuge auf der Einfahrt des Hauses und erfüllten den einst stillen Garten mit einem schrecklichen Lärm, den man nicht ignorieren konnte. Anfangs gerieten die Feen in Panik, und die Königin konnte sie nur mit Mühe beruhigen. Dann, als das Hämmern und Sägen Tag für Tag weiterging, wurde aus ihrer Angst Resignation und zuletzt Ungeduld.
    »Was machen die überhaupt?«, wollte Pechnelke eines Abends beim Essen wissen. »Wenn es jemand weiß, dann du, Klinge. Hast du etwas beobachtet?«
    Klinge wollte schon fragen, was die Bibliothekarin ihr im Austausch für ihr Wissen bieten würde, doch sie hatte selbst wenig zu bieten. Handeln war deshalb zwecklos. »Das Haus wird innen umgebaut«, sagte sie kurz. Sie nahm sich zum dritten Mal von dem gebratenen Fink und schob die leere Platte weg.
    »Wozu?«
    »Keine Ahnung.« Die Handwerker hatten das Bad im Erdgeschoss ausgehöhlt und das Arbeitszimmer in den oberen Stock verlegt. Aber die Menschen – ihre Menschen – waren meist weg, Klinge wusste deshalb nicht, was die tiefgreifenden Veränderungen zu bedeuten hatten.
    »Jedenfalls sind hier viel zu viele Menschen«, klagte Linde, eine Sammlerin, mit einem Schauer.
    »Sie sind bald wieder weg«, sagte Dorna barsch vom Ende des Tisches. »Und sie verschwinden nicht früher, nur weil ihr jammert.« Sie schob aufgebracht ihre Bank zurück und ging.
    »Warum ist sie denn so wütend?«, fragte Klinge, aber die anderen zuckten nur die Schultern. Nur Winka schien ernsthaft beunruhigt. Doch dann aß sie weiter, als sei nichts geschehen, und Klinge wusste nicht mehr, ob sie sich ihren besorgten Blick nur eingebildet hatte.
     
    Nach einiger Zeit wurde es im Haus wieder ruhiger. Die Handwerker packten ihre Sachen ein und fuhren weg. In den folgenden Tagen verschaffte Klinge sich einen Überblick über die Veränderungen. Draußen war die Eingangstreppe durch eine hölzerne Rampe ersetzt worden. Im früheren Arbeitszimmer standen jetzt ein Kleiderschrank, eine Kommode und ein Doppelbett. Die Handwerker schienen auch die Treppe verändert zu haben, doch das Treppenhaus hatte kein Fenster, deshalb wusste Klinge nichts Genaues. Was war der Zweck des ganzen Aufruhrs und Lärms gewesen?
    Glücklicherweise brauchte sie auf die Antwort nicht lange zu warten. Am Abend kehrten George und Beatrice in ihr Haus zurück. Klinge stand an der hinteren Tür und beobachtete und belauschte sie.
    »Er wird am Fünften entlassen«, sagte der Mann und bestrich sorgfältig ein Hörnchen mit Butter.
    Seine Frau hielt die Teetasse auf halbem Weg zum Mund an. »Hat … er das gesagt?«
    »Sie haben es gesagt. Bei meinem Besuch gestern.«
    »Er hat nicht mit dir gesprochen?«
    George presste die Lippen zusammen. »Nein.«
    »Hast du ihm gesagt, dass er nach Hause kommt?«
    »Ja. Er hat mich nur wortlos angesehen.«
    Beatrice senkte den Kopf, und die Falten um

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