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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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verließen das Zimmer und löschten dabei das Licht. Kurz darauf hörte Bryony die Haustür ins Schloss fallen. Etwas begann zu brummen, und der Kies knirschte. Die beiden Menschen hatten das Haus verlassen.
    Stirnrunzelnd kehrte Bryony zur Eiche zurück. Was hatte die Menschen so aus der Fassung gebracht? Einem »ihm«, also wahrscheinlich ihrem Sohn Paul, war etwas Schlimmes zugestoßen – aber das Unglück hatte sich schon ereignet, weshalb also der überstürzte Aufbruch mitten in der Nacht? Rückgängig machen konnten sie es nicht.
    Bryony dachte immer noch über das seltsame Verhalten der Menschen nach, da spürte sie einen Luftzug und ein vertrauter muffiger Gestank stieg ihr in die Nase. Sie wirbelte herum und griff nach dem Messer in ihrem Gürtel. Er ist zurückgekehrt, dachte sie – mehr Zeit blieb ihr nicht. Die Krähe stieß von oben auf sie herab und warf sie um. Bryony rollte über den Boden und sprang gerade noch rechtzeitig wieder auf, bevor die Krähe sie am Boden festnageln konnte. Sie riss das Messer aus der Scheide und stürzte sich auf den Gegner.
    Die Krähe schnappte mit dem Schnabel nach ihr, doch Bryony duckte sich im letzten Moment. Sie flog so tief unter ihrem ausgestreckten Flügel hindurch, dass das nasse Gras sie an der Brust streifte. Dann wendete sie und schlitzte der Krähe beide Beine von hinten auf.
    Die Krähe kreischte und schwankte und schlug mit ihren struppigen Flügeln auf den Boden ein. Bryony wusste, dass sie sie schwer verletzt hatte. Die Krähe richtete sich auf und schwang sich krächzend in die Luft. Verunsichert betrachtete Bryony den schwarzen Schatten, der vor ihr aufstieg. Trat die Krähe schon den Rückzug an? Sollte sie die Verfolgung aufnehmen?
    Sie sprang auf und setzte ihr mit wütend surrenden Flügeln nach. Im nächsten Augenblick hatte sie sie überholt. Sie hielt an. In der Luft schwebend wartete sie darauf, was die Krähe als Nächstes tun würde.
    Sie brauchte nicht lange zu warten. Mit einem bösen Funkeln in den Augen ging die Krähe auf sie los, und Bryony musste ihrerseits fliehen. Doch nicht einmal jetzt verspürte sie Angst. Eine kerngesunde Krähe war ein schneller und höchst gefährlicher Gegner, doch diese hier war verwundet und konnte nur noch mit Mühe mit ihr mithalten.
    Bryony flog über den Hof und in den Schatten der Eiche. Mühelosschlängelte sie sich zwischen den ausladenden Ästen hindurch. Unmittelbar vor dem Stamm bog sie plötzlich zur Seite ab, und die vor Schmerzen und Wut besinnungslose Krähe prallte mit voller Wucht gegen die Rinde. Bryony hörte ein hässliches Knirschen, ein rutschendes Geräusch und zuletzt einen dumpfen Plumps. Dann nichts mehr.
    Das oberste Fenster der Eiche flog auf und ein goldener Lichtstrahl fiel durch die Nacht. Bryony sah Königin Amaryllis schönes Gesicht und hob grüßend die Hand. Dann flog sie in einem Bogen zurück, um nachzusehen, was aus ihrem Gegner geworden war.
    Jetzt, nach dem eigentlichen Kampf, war sie fast ein wenig enttäuscht, dass es sich bei der Krähe, die verrenkt an einem unteren Ast der Eiche hing, nicht um den alten Wermut handelte, sondern um eine kleinere Krähe. Sie war noch jung und unerfahren gewesen, kein Wunder also, dass Bryony sie so schnell hatte besiegen können. Mit gezücktem Messer landete sie neben ihr, bereit zuzustechen, sobald der Vogel sich bewegte. Doch ihre Vorsicht war überflüssig. Die Augen der Krähe blickten glasig ins Leere, und ihre Flügel hingen wie zwei schlaffe Lumpen nach unten. Bryony stieß sie vorsichtig mit dem Bein an und sprang rasch zurück. Die Krähe rutschte vom Ast und fiel auf den Boden hinunter. Sie war tot.
    Erst jetzt merkte Bryony, dass sie am Arm blutete. Ihr wurde schwindlig, und sie sank auf die Knie. Aus dem Fenster über ihr beugte sich Hasenglöckchen. »Bei der gnädigen Gärtnerin! Ist das etwa Bryony?«
    »Geh und hol sie«, sagte die Stimme von Königin Amaryllis. »Bring sie zu mir.«
    Im nächsten Augenblick spürte Bryony, wie jemand sie aufrichtete und auf die Füße stellte. »Puh!«, sagte Hasenglöckchen und ließ sie hastig wieder los. »Die stinkt vielleicht.«
    Das stimmte leider. Die Krähen waren schmutzige Vögel, und Bryony hatte sich nicht nur mit ihrem eigenen Blut beschmiert. Sie drehte den Kopf, stellte im selben Moment fest, dass ihr der Hals schrecklich wehtat, und sah Hasenglöckchen an. Die Kammerdienerin betrachtete sie misstrauisch, fast schon ängstlich.
    »Augenblick«, rief die Königin

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