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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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Zucken seiner Lider Ausschau. »Paul, bitte …«
    Ein letztes, schwaches Husten blähte seine Wangen. Er bewegte sich und öffnete die Augen.
    »Ah!«
    Klinge fuhr erschrocken zurück und merkte, was ihn so erschreckt hatte. Ungläubig starrte sie auf ihre schmutzigen, nassen Hände.
    »Du …«, krächzte Paul. »Du bist ja …«
    »Groß«, sagte Klinge wie betäubt.
    »Du bist ein Mensch.« Paul klang heiser vor Überraschung. Mit seinen kalten Fingern berührte er ihre Wange.
    Blut strömte Klinge ins Gesicht, und sie wich vor der Berührung zurück. »Bin ich nicht!«
    »Deine Haare …« Paul hob eine Strähne hoch. »Sie sind blond statt weiß. Und deine Augen sind … heller. Irgendwie grau.«
    »Nicht!« Sie schlug seine Hand weg. »Ich bin vielleicht so groß wie du, aber ich bin kein Mensch. Das Licht täuscht.«
    »Wo sind dann deine Flügel?«
    Klinge griff sich über die Schulter an ihren Rücken und bewegte die Hand zwischen den Schulterblättern hin und her. »Die kommen wieder«, sagte sie entschieden. Paul sollte ihr ihre Unsicherheit nicht anmerken. »Sobald das, was eben passiert ist, nachlässt.«
    Paul schien etwas entgegnen zu wollen, bekam aber einen neuen Hustenanfall. »Zauberei«, keuchte er, als er ausgehustet hatte. »Obwohl du doch behauptest, du könntest nicht zaubern.«
    Sein vorwurfsvoller Ton brachte sie zur Besinnung. »Paul McCormick«, schimpfte sie wütend, »du bist ein solches Spatzenhirn …«
    Paul lachte heiser. »Du bist mir nachgesprungen. Was bist du denn?« Er wollte sich aufsetzen, aber sie drückte ihn an den Schultern nach unten.
    »Untersteh dich. Du bleibst hier liegen, bis wir uns beide ausgeruht haben und du mir versprichst, nein schwörst, dass du das nie wieder tust.«
    Paul funkelte sie wütend an, und sie starrte nicht weniger wütend auf ihn hinunter. Endlich drehte er das Gesicht zur Seite. »Also gut«, brummte er.
    Sie packte ihn am Kinn und zwang ihn, sie anzusehen. »Dann schwör es«, befahl sie.
    »Ich schwöre, dass ich nicht mehr ins Wasser gehe, wenn du dabei bist.«
    »Das reicht nicht. Du weißt, was ich meine. Sage es.«
    »Mehr kriegst du nicht!« Er wollte sich von ihr losmachen und sank keuchend ins Gras zurück.
    »Warum hast du es überhaupt getan?«, wollte Klinge wissen. »Wenn du dich wirklich hättest umbringen wollen …«
    »Ich kann nichts dafür, dass du mir gefolgt bist! Und woher sollte ich wissen, dass du deine Größe verändern kannst? Du hast mich angelogen!«
    »Habe ich nicht«, erwiderte Klinge scharf und ließ ihn los. »Ich habe noch nie gezaubert. Ich wusste nicht, dass ich es kann.« Sie stand auf und wrang ihr tropfnasses Hemd aus. »Und jetzt habe ich wahrscheinlich mein bisschen Zauberkraft vergeudet, bloß um dich zu retten.«
    Paul schwieg.
    »Wie viel Zeit bleibt uns, bis deine Mutter zurückkommt?« Klinge fasste sich mit der Hand an die Haare und ließ sie angeekelt sinken. »Ich kann nicht glauben, dass du in diesem Loch geschwommen bist.«
    »Ich auch nicht. Sie kommt frühestens in zwei Stunden wieder.«
    »Das reicht, um dich nach Hause zu bringen. Wenn wir Glück haben, erfährt sie gar nicht, was du heute tun wolltest.«
    »Wie lange wirst du … so groß sein?« Paul stützte sich mühsam auf die Ellbogen.
    »Keine Ahnung. Beeilen wir uns lieber.« Klinge kehrte zum Ufer zurück und zog den Rollstuhl aus dem Schlamm. »Also los.«
     
    Den Rollstuhl hangaufwärts zu schieben war anstrengend, aber nicht so schwierig, wie Klinge erwartet hatte. Sie war jetzt so groß wie ein Mensch, aber offenbar stärker, als ein Mädchen ihrer Größe gewesen wäre. Zumindest entnahm sie das Pauls verblüffter Reaktion, als sie ihn hochhob und in den Rollstuhl setzte. Zwar musste sie ihr ganzes Gewicht einsetzen, um ihn zur Straße hinaufzuschieben, aber sie hatte keine Angst, dass ihre Kraft nicht ausreichen könnte. Sie konnte höchstens mit ihren nassen Füßen ausrutschen und zusammen mit Paul umkippen.
    Auf der Kuppe angelangt blieb sie keuchend stehen und rieb die schmerzenden Handflächen an den Schenkeln. Mit gesenktem Kopf und vollkommen auf ihre Aufgabe konzentriert, war sie aufwärts gestapft. Jetzt konnte sie endlich verschnaufen.
    »Wir haben es geschafft«, sagte Paul zittrig.
    Klinge hob den Kopf und schirmte die Augen gegen die Sonne ab. Hoch über ihr kreisten zwei Krähen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie bei ihrem Anblick keine Angst. Ein Eichhörnchen mit weichem Fell und glänzenden Augen

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