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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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blass, und auf seiner Stirn standen Schweißtropfen. Vielleicht hatte sie zu streng über ihn geurteilt.
    »Du solltest dich hinlegen«, sagte sie sachlich. Er sollte nicht glauben, dass sie weich wurde.
    Paul wischte sich die Stirn mit dem Ärmel ab. Als er die Hand wieder senkte, sah Klinge, dass sie zitterte. »Ich brauche nur frische Luft«, sagte er. »Ich war zwei Tage nicht draußen.«
    »Paul!«, rief Beatrice auf der anderen Seite der Tür.
    Paul wollte schon antworten. Im letzten Moment besann er sich und machte den Mund wieder zu.
    »Fast hätte sie dich drangekriegt«, murmelte Klinge.
    »Ich fahre in die Stadt, Schatz. Zum Mittagessen bin ich wieder da.« Beatrice machte eine Pause und wartete auf eine Antwort, obwohl sie inzwischen wusste, dass sie keine bekommen würde. »Ich bringe dir was zum Lesen mit. Bis dann.« Das Geräusch ihrer Schritte entfernte sich.
    »Ich dachte, als Mensch müsste man nett zu seiner Mutter sein«, sagte Klinge. Paul tat so, als habe er sie nicht gehört. Er öffnete das Fenster und steckte den Kopf hinaus.
    »Jetzt ist sie weg«, sagte er wenig später und rollte zu ihr herum. »Wir können gehen.«
    Klinge sprang neben ihn auf den Sitz und hielt sich mit dem Arm an einer stählernen Stange fest. Sie hatte kaum Zeit, sich zu setzen, da fuhr Paul schon los und in den Gang hinaus.
    Die Haustür zu öffnen war einfach, aber um über die Schwelle zu kommen, brauchten sie zwei Anläufe. Sie holperten die hölzerne Rampe hinunter und auf die gekieste Einfahrt. Klinge war, als würden ihr die Zähne aus dem Kopf geschüttelt. Als sie den glatteren Belag der Straße erreichten, tat ihr der Kiefer immer noch weh.
    »Kann ich jetzt gehen?«, fragte sie ein wenig gereizt.
    »Ja.« Paul hielt an. »Kannst du. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.«
    Klinge zögerte. Paul wirkte unnatürlich ruhig, und das machte sie misstrauisch. »Wohin willst du?«, fragte sie. Sie rutschte vom Sitz und sprang neben dem Rollstuhl auf den Boden.
    »Nicht weit. Nur ein Stück die Straße rauf.« Paul zwang sich zu einem Lächeln. »Ich kann die Bewegung gebrauchen.«
    »Ach so«, sagte Klinge.
    »Also. War schön, dich kennengelernt zu haben, auch wenn es nur kurz war. Findest du nach Hause?«
    Klinge schloss die Hand um den noch unfertigen Griff ihres Messers und spürte das harte Metall in ihrem Handteller. »Kein Problem.«
    »Na dann.« Paul klang ein wenig zu munter. »Dann fahre ich mal weiter.« Er schob die Räder an, und der Stuhl setzte sich in Bewegung und rollte die Straße entlang. »Wiedersehen, Klinge«, rief er über die Schulter.
    Klinge hatte erwartet, dass sie sich über den Abschied freuen würde. Doch je weiter Paul sich entfernte, desto größer wurde ihre Unruhe. Sie zögerte kurz, dann beschloss sie, ihm ein Stück weit zu folgen, bis sie sah, wohin er wollte. Natürlich nicht seinetwegen, nur aus Neugier.
    Sie breitete instinktiv die Flügel aus und faltete sie mit einer Grimasse wieder zusammen. Hinterherfliegen ging nicht, sie musste Paul zu Fuß folgen. Hoffentlich holte sie ihn noch ein. Sie verfiel in Laufschritt. Dann warf sie alle Vorsicht über Bord und rannte hinter ihm her.
    Paul fuhr nur ein kurzes Stück geradeaus und bog dann zu Klinges Überraschung von der Straße ab. Er fuhr ruckelnd die grasige Böschung zum nahen Wald hinunter. Ein Weg führte in ihn hinein, er war allerdings holprig und zugewachsen und für Pauls Rollstuhl kaum breit genug. Doch Paul zwängte sich entschlossen hindurch. Klinge musste sich beeilen, wenn sie mit ihm Schritt halten wollte.
    Nach einer Weile lichtete sich der Wald, und sie kamen an eine Lichtung, die zu einem von Unkraut gesäumten, hinter gebeugtenUlmen halb verborgenen Teich hinunterführte. Stirnrunzelnd sah Klinge sich um. Was wollte Paul hier?
    »Ich war immer gern in diesem Wald«, sagte Paul laut und Klinge erschrak. »Als Kind war es mein Lieblingsort. Einmal wollte ich auf diesem Baum ein Haus bauen.« Er zeigte auf die dickste Ulme.
    »Woher weißt du, dass ich hier bin?«, fragte Klinge.
    Er verzog den Mund. »Ich habe es vermutet. Aber ich muss dich enttäuschen. Es gibt hier wirklich nichts zu sehen.«
    »Was willst du dann hier?«
    Er zuckte die Schultern und wandte den Blick von ihr ab. »Nur eine Laune. Ich wollte einfach mal wieder herkommen.«
    Klinge nickte abwesend und ging ein paar Schritte auf den Teich zu. Die nasse Erde schmatzte zwischen ihren Zehen. Wenn Paul die Wahrheit sagte, waren die

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