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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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schnaubte. »Du glaubst, ich verpetze dich, wenn du mir nichts gibst? Ich besitze schon mehr Felle, als ich in meinem ganzen Leben aufbrauchen kann.« Ruhiger fuhr sie fort: »Nein, ich will nur eins von dir – und ich denke, du wirst es mir nicht abschlagen, wenn du erst weißt, was ich dir dafür biete.«
    »Aha. Und das wäre?«
    »Die nächsten beiden Bände von Heides Tagebuch.«
    Klinge bekam auf einmal keine Luft mehr. War ihre unbekannte Wohltäterin, die auf rätselhafte Weise von ihrem Interesse für die Menschen wusste und von ihrem Wunsch, mehr über die Vergangenheit des Eichenvolks zu erfahren, etwa – Dorna?
    »Ich dachte mir, die würden dich interessieren«, sagte Dorna zufrieden. »Winka war sich zuerst nicht so sicher, aber …«
    »Winka?«, rief Klinge. Ihr war, als müsste ihr gleich der Kopf platzen wie eine Samenkapsel. »Winka weiß auch davon?«
    »Natürlich. Sie hat Heides Tagebücher doch gefunden.«
    »Winka?«
    »Der kleine Rotschopf mit dem Spatzenhirn? Ja, das ist Winka.« Dorna legte die Füße auf einen Schemel. Sie genoss ihre Rolle sichtlich. »Die Tagebücher waren ganz unten in dem Nähkasten versteckt, den Winka von der alten Bryony, deiner Eimutter, übernommen hat. Es dauerte eine Weile, bis Winka sich überwinden konnte, den ersten Band zu lesen, doch dann erkannte sie sofort, dass sie etwas Wichtiges gefunden hatte, und kam damit zu mir.«
    »Wann war das?«
    »Vor einigen Jahren.« Dorna schlug die Beine übereinander und lehnte sich zurück. »Das erste Tagebuch zu lesen versetzte uns in helle Aufregung, das kann ich dir sagen. Winka wollte damit zur Königin, aber ich überredete sie, noch zu warten, bis wir mehr wussten. Der zweite Band befindet sich allerdings an einem von Menschen bewohnten und für uns unzugänglichen Ort, und den dritten konnten wir nicht öffnen. Wir saßen also da wie zwei brütende Tauben und überlegten, ob wir jemanden finden würden, der so tapfer oder verrückt war, uns zu helfen.«
    »Ihr habt also die ganze Zeit … auf mich gewartet?«, fragte Klinge.
    »Nicht unbedingt. Wir wussten, dass du mutig warst – oder verrückt – aber nachdem ich selbst soviel getan hatte, dich von den Menschen abzuschrecken, glaubten wir nicht mehr, dass du daran interessiert sein könntest, uns zu helfen. Aber dann hattest du plötzlich dieses Messer aus Metall. Ich wusste, dass du dafür im Haus der Menschen gewesen sein musstest – und dass die Zeit reif war.«
    »Warum hast du mich dann damals nicht gleich gefragt?« Klinge schwirrte der Kopf.
    »Ich wollte ja, aber Winka meinte, es sei noch zu früh. Sie hatte die naive Vorstellung, du müsstest dich von selbst für die Menscheninteressieren und wir dürften nicht nachhelfen. Ich musste mich also gedulden, und ich sage dir, ich habe es kaum ausgehalten. Aber dann kam dieser junge Mensch mit seinem seltsamen Stuhl, und ich hörte so etwas munkeln, du seist furchtlos auf ihn zugegangen … da musste sogar Winka zugeben, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war.«
    Nach und nach begriff Klinge, wie alles zusammenhing – Dornas Ungeduld, als die anderen Feen sich über die Menschen beklagt hatten, das geheimnisvolle Auftauchen von Heides Tagebuch vor ihrem Zimmer nur wenige Stunden, nachdem sie im Garten Paul begegnet war …
    »Warte«, sagte sie und richtete sich auf. »Als ich zwei Tage weg war und dann zur Eiche zurückkehrte … da hast du Rainfarn widersprochen, als sie sagte, sie hätte mich in der Nähe des Hauses abstürzen sehen. Und dann sollte ich baden.«
    »Du hast nach den Menschen gerochen«, sagte Dorna. »Ich war zwar überzeugt, dass niemand den Geruch erkennen würde, aber ich wollte kein Risiko eingehen.«
    »Du wusstest also damals schon …«
    »Dass du im Haus gewesen warst, ja natürlich. Aber erst als du wieder dorthin zurückgekehrt bist, wurde mir klar, dass du dort nicht gefangen warst – dass du mit dem jungen Menschen offenbar eine Abmachung getroffen hast.« Dorna legte den Kopf schräg und betrachtete Klinge listig. »Was habt ihr abgemacht? Stehst du in seiner Schuld oder er in deiner?«
    »Das weiß ich selbst nicht so richtig«, sagte Klinge. »Spielt es eine Rolle?«
    »Vielleicht.« Dorna nahm den Becher in die Hand, den Klinge abgestellt hatte, und roch daran. »Ich hätte nichts gegen eine Tasse Tee einzuwenden. Man nennt das Gastfreundschaft, soviel ich weiß.«
    Klinge erhob sich und setzte den Kessel auf. Sie war froh, Dorna auf ihrer Seite zu wissen,

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