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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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zwischen den Tischen nach vorn, um das Geschenk der Königin entgegenzunehmen. Anschließend hielt sie es hoch, damit alle es sehen konnten: ein schweres, in dunkles Leder gebundenes Buch mit Goldschnitt. Ein solches Buch konnte nur aus der privaten Sammlung der Königin stammen, und Pechnelke hätte sich eigentlich darüber freuen müssen. Doch ihre Miene blieb unverändert grimmig, und Klinge verspürte ein vages Unbehagen.
    »Als Nächste rufe ich Holly auf, die stets umsichtig für die Sicherheit der Sammlerinnen sorgt«, rief Amaryllis. Die schwarzhaarige Holly eilte nach vorn. Vor Aufregung wäre sie beinahe über ihre Röcke gestolpert.
    Klinge nahm sich eine Scheibe kalten Junghasen und begann sie kleinzuschneiden. Der Zeremonie hörte sie nur mit halbem Ohr zu. Es fiel ihr immer noch schwer zu glauben, dass sie bei ihrer Suche nicht allein war und Winka und Dorna insgeheim die ganze Zeit auf ihrer Seite gestanden hatten. Als Kind hatten die beiden sie mit allen Mitteln von den Menschen ferngehalten. Jetzt wollten sie sie genauso unbedingt mit den Menschen zusammenbringen. Heides Tagebuch hatte die beiden offenbar davon überzeugt,dass die Menschen keine Ungeheuer waren. Allerdings hatten sie keine Vorstellung davon, wie die Welt der Menschen wirklich war. Sollte sie sie darüber aufklären? Oder überstieg diese Welt ihr Vorstellungsvermögen?
    »Und nun habe ich noch ein ganz besonderes Geschenk zu überreichen«, sagte die Königin. »Klinge, tritt vor.«
    Klinge blieb der Bissen im Hals stecken, und sie musste rasch einen Schluck aus ihrem Glas nehmen. Hastig wischte sie sich die Lippen ab, stand auf und ging quer durch den Saal zum Podium, auf dem die Königin sie erwartete.
    »Im vergangenen Jahr hat Klinge eine für ihr Alter bemerkenswerte Tapferkeit und Umsicht gezeigt. Als königliche Jägerin hat sie nicht nur die Küche jederzeit reichlich mit Fleisch versorgt, sie hat über ihre Pflichten hinaus dafür gesorgt, dass die Eichenwelt sicher ist und den Feen nichts passiert. Selbst die Krähen haben gelernt, sich vor ihr in Acht zu nehmen. Für all das schulden wir ihr Dank. Und vor zwei Nächten hat sie der Eiche einen noch viel größeren Dienst erwiesen: Sie hat mir nämlich das Leben gerettet.« Erstaunte Ausrufe wurden laut, denn die anderen Feen hatten davon bisher nichts gewusst.
    »Ich bin an jenem Abend allein in den Garten gegangen, um einen für die Eiche lebensnotwendigen Zauber zu vollziehen«, fuhr die Königin fort. »Ich glaubte, ich würde nicht lange brauchen und könnte das Ganze ohne Hilfe hinter mich bringen. Doch der Wind war gegen mich. Als ich zur Eiche zurückkehren wollte, stand ich einem hungrigen Fuchs gegenüber.«
    Sie blickte auf ihre Zuhörerinnen hinunter, die sich gespannt vorbeugten, um kein Wort zu verpassen. Ein Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. »Durch einen Zauber konnte ich dem Tier Angst machen und es verjagen, doch die Anstrengung schwächte mich, und ich verlor das Bewusstsein. Es hätte mein Ende seinkönnen, wäre Klinge mir nicht zu Hilfe geeilt. Sie wagte sich unter Lebensgefahr in die eisige Nacht hinaus, fand mich und trug mich zur Eiche zurück. Sie hat sich dieses Zeichen meiner Dankbarkeit mehr als verdient.«
    Auf ein Zeichen der Königin trat Hasenglöckchen mit einem kleinen Kästchen aus poliertem Eibenholz vor. Die Königin öffnete es und holte einen Anhänger heraus, der aussah wie ein Blutstropfen und an einer dünnen goldenen Kette hing. Sie hielt ihn hoch, damit alle ihn sehen konnten.
    »Dieser Anhänger, das sogenannte Herz der Königin, ist die höchste Auszeichnung, welche die Eiche zu vergeben hat. Klinge wird ihn als Zeichen meiner Gunst bis zur nächsten Wintersonnenwende tragen.« Neidisches Gemurmel wurde laut. Die Königin hob erneut die Stimme. »Als Trägerin des Herzens der Königin besitzt sie ein ganz besonderes Vorrecht. Sie darf mich zu einem beliebigen Zeitpunkt des nächsten Jahres um einen Wunsch bitten. Solange er nicht gegen die geheiligten Gesetze unserer Eiche verstößt oder die anderen Feen gefährdet, wird er erfüllt.«
    Amaryllis machte eine Pause, wie um Klinge Gelegenheit zur Antwort zu geben, doch die junge Jägerin stand nur sprachlos da und starrte den sich langsam an der Kette drehenden Edelstein an. Wie betäubt neigte sie den Kopf und ließ ihn sich umhängen. Dann machte sie einen Knicks und kehrte an ihren Tisch zurück. Der Applaus der Feen klang ihr in den Ohren.
    »Wie ich mich für dich freue,

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