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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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andererseits wünschte sie, Dorna würde nicht ständig von Paul sprechen. Jede Erinnerung an ihn brannte wie ein Brennnesselstich. »Wo ist dieser zweite Band denn, an den ihr nicht rankommt?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln. »Du sprachst von einem Ort der Menschen.«
    »Richtig. Heide hat den zweiten Band während ihres Aufenthalts draußen geschrieben, und sie hat ihn nicht mit zurückgebracht.« Dorna warf einen Blick zur Tür und senkte die Stimme. »Du musst ihn für uns holen.«
    »Aber wenn ihr den dritten Band habt …«
    »Wir haben ihn, aber ein Zauber verschließt ihn. Um ihn zu öffnen, brauchen wir ein Passwort. Der Inhalt des Tagebuchs ist entweder sehr persönlich oder sehr gefährlich. Vielleicht auch beides.«
    »Du meinst, wir erfahren vielleicht, wie wir unsere Zauberkraft verloren haben?«
    Dorna nickte.
    »Und du glaubst, das Passwort steht im zweiten Band?«
    »Wir hoffen es«, sagte Dorna.
    »Also gut. Wo befindet er sich?«
    »Weit weg von hier. So weit, dass du es nicht allein schaffst.«
    »Du willst mich begleiten?«
    Dorna sah sie böse an. »Spinnst du? Nein, ich meine, du kommst nicht aus eigener Kraft dorthin. Du würdest unterwegs gefressen werden oder an Erschöpfung sterben. Du brauchst ein Transportmittel.«
    »Wie zum Beispiel …?«
    »Was weiß ich«, rief Dorna ungeduldig. »Du könntest auf eine vorbeifliegende Eule aufspringen! Die Frage ist, wenn ich dir sage, wo du den zweiten Band findest, holst du ihn dann?«
    Klinge starrte den Wasserkessel an, von dem Dampfschwaden aufstiegen. Endlich nickte sie. »Ja.«
    Dorna atmete erleichtert auf. »Gut, dann gebe ich dir morgen die Karte.«
    »Aber ihr müsst mir helfen«, sagte Klinge rasch. »Winka muss sich um Linde kümmern, und du musst mich vielleicht als Jägerin vertreten.«
    Dorna machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Das können wir alles noch besprechen. Vorerst ist es sowieso zu kalt, und es wird noch kälter werden. Du kannst also frühestens in zwei Monaten aufbrechen. Wichtig ist, dass wir uns einig sind, was wir tun wollen, auch wenn noch offen ist, wie wir es im Einzelnen anstellen.«
    »Du meinst, wie ich es anstelle.«
    »Ich sagte wir und meine das auch«, erwiderte Dorna. »Glaubst du wirklich, nur du riskierst hier deinen Hals? Wir schwirren zwar nicht alle durch die Gegend und ärgern Krähen und freunden uns mit Menschen an, aber das heißt nicht, dass wir nichts zu verlieren hätten.«
    Klinge machte sich mit der Teekanne zu schaffen, um ihre Überraschung zu verbergen. Sie schenkte Dorna ein und reichte ihr den Becher, dann schenkte sie sich selbst ein und setzte sich wieder. Dorna klang, als vertraue sie Königin Amaryllis nicht so vorbehaltlos wie Winka. Was wusste sie? Eine Weile nippten sie stumm an ihrem Tee, dann sagte Klinge vorsichtig: »Du vermutest also, die Königin wird böse sein, wenn wir erwischt werden?«
    »Ich weiß es nicht, und ich will es auch gar nicht darauf ankommen lassen. Sie verschweigt uns unsere Vergangenheit, und das muss einen Grund haben – womöglich sogar einen sehr triftigen. Wenn wir diese Vergangenheit erst kennen, wünschen wir uns vielleicht, wir hätten sie nie kennengelernt. Aber jetzt habenwir uns schon auf die Suche gemacht und es hat keinen Sinn, auf halbem Weg stehen zu bleiben.«
    »Und wenn wir sie erst kennen, was dann?« Klinge legte die Finger um ihren Becher, um sie zu wärmen. »Zu wissen, wie wir unsere Zauberkraft verloren haben, reicht nicht. Wir müssen auch herausfinden, wie wir sie zurückbekommen.«
    Dorna nickte. »Stimmt. Aber man kann eine Walnuss erst essen, wenn man die Schale geknackt hat. Also eins nach dem anderen, einverstanden?« Sie stand auf und strich ärgerlich über die Falten ihres Samtkleids. »So ein Irrsinn. Ich weiß nicht, warum ich mich von Winka dazu habe überreden lassen.«
    »Zu dem Kleid oder zu der Verschwörung?«, fragte Klinge. Dorna ging zur Tür. »Du gehst?«
    »Ich muss. Ich werde der Königin sagen, dass ich ihre Botschaft ausgerichtet und noch eine Weile mit dir gestritten habe – das müsste sie eigentlich glauben – und dass du um Mitternacht zum Fest zurückkehrst.«
    Klinge stellte ihren leeren Becher ab. »Ich weiß etwas noch Besseres: Ich komme gleich mit.«

 
    FÜNFZEHN
     
    »Ich bitte nun Pechnelke zu mir, bei der die kostbaren Bücher und Kunstwerke der Eiche in besten Händen sind«, rief Königin Amaryllis mit ihrer klaren Stimme.
    Applaus kam auf, und die Bibliothekarin ging

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