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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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dann stellte sie die Tasse hin und streckte dieHände nach Linde aus. »Jetzt kann ich sie nehmen.« Doch Winka hatte das Gesicht abgewandt und antwortete nicht.
    »Was ist los?«, fragte Klinge.
    Winka senkte den Kopf und wurde rot. »Nichts, nur … Es ist bestimmt nicht schön, immer jagen zu müssen. Ich würde es jedenfalls nicht selber tun wollen. Aber dafür kannst du wenigstens nach Belieben nach draußen gehen. Auch wenn es kalt und nass ist, siehst und erlebst du jeden Tag etwas Neues und … na ja …« Sie zupfte einen losen Faden von Lindes Kittel und rollte ihn gedankenverloren zwischen den Fingern. »Ich dagegen habe mein ganzes Leben in diesem Zimmer verbracht und nähe immer wieder dieselben Muster. Manchmal beneide ich dich einfach ein wenig.«
    Klinge sah sie einen Augenblick lang stumm an. Dann stand sie auf und holte ein Stück Holzkohle und ein Blatt Papier.
    »Was machst du da?«, fragte Winka, aber Klinge schüttelte nur den Kopf, setzte sich an den Tisch und begann zu zeichnen.
    Sie wollte einige der Kleider zeichnen, die sie bei den Menschen gesehen hatte, wie Jasmin es für Heide getan hatte. Aber obwohl sie sich mit aller Macht konzentrierte, wirkte die Gestalt, die sie zeichnete, plump und war kaum als Mensch zu erkennen. Sie wollte sie gerade mit einem Faltenrock bekleiden, wie Mrs McCormick ihn getragen hatte, da zerbrach der Kohlestift in ihrer Hand. Wütend warf sie ihn auf den Tisch und zerknüllte das Blatt.
    »Klinge«, rief Winka erschrocken, »war das eben wirklich ein … Bild? Aber wer hat dir das beigebracht?«
    »Paul«, sagte Klinge unglücklich, und dann konnte sie nicht mehr an sich halten. »Aber ich habe schon lange nicht mehr mit ihm gesprochen und vergesse allmählich, was ich von ihm gelernt habe.« Sie stützte den Kopf in die Hände. »Ich vermisse ihn, Winka.«
    Winka machte Linde hastig von ihren Haaren los und setzte sie auf den Boden. »Du hast mit einem Menschen gesprochen?«, flüsterte sie. »Dorna sagte, du seist beim Haus gewesen, aber ich hätte nie gedacht, dass du es auch betreten hast.«
    Klinge hob den Kopf. Die Farbe war in ihr Gesicht zurückgekehrt. »Es tut mir leid, ich hätte nicht davon sprechen sollen. Wenn die Königin herausfindet, dass du davon weißt, sind wir beide in Schwierigkeiten.«
    »Das macht nichts«, sagte Winka schnell. »Erzähl! Erzähl mir alles, was du erlebt hast.«
     
    Nachdem Klinge fertig war, saß Winka lange Zeit bewegungslos da. Endlich blickte sie auf. Ihr Gesicht war weiß, nur auf den Wangen brannten zwei rote Flecken. »Du musst wieder hin.«
    »Wieder hin?«
    »Ins Haus. Zu ihm – zu diesem Paul!« Winka drückte die Hände auf ihr Herz. »Ich spüre es hier drinnen, dass der Kontakt zu ihm wichtig ist. Wenn du noch länger wartest, geht er womöglich verloren, und das dürfen wir nicht zulassen, Klinge.«
    »Wir?«, fragte Klinge. »Winka, ich habe doch schon gesagt, wenn die Königin …«
    »Aber die Königin irrt sich!«, rief Winka mit einer Leidenschaft, die sie beide erschreckte. Winka wurde rot und sah nervös zur Tür. Leiser fuhr sie fort: »In diesem Fall, meine ich. Und du darfst mich nicht vor ihr beschützen wollen. Ich weiß, ich bin nicht so stark wie du oder so klug wie Dorna, aber ich will euch helfen – also lasst mich tun, was ich kann!«
    »Du hilfst uns doch schon«, sagte Klinge und legte Winka die Hand auf die Schulter, was auf einmal völlig natürlich schien. »Du hast schon so viel getan, dass ich dich nicht um noch mehr bitten wollte. Bist du wirklich fest entschlossen?«
    Winka zog die Nase hoch und nickte. »Ich kümmere mich um Linde, wann immer du mich brauchst, egal ob tagsüber oder nachts. Und ich sage niemandem etwas, auch der Königin nicht.«
    »Dann gehe ich noch heute Nacht zu Paul«, sagte Klinge leise.
     
    »Klinge!«
    Paul schob das Fenster so schnell hinauf, dass Klinge fast vom Sims gefallen wäre. Sie konnte sich gerade noch fangen und kletterte hinein. Drinnen empfing sie eine wohlige Wärme.
    »Ich dachte schon, du seist nicht da.« Sie schüttelte den Schneeregen von ihrem Mantel. »Ich habe lange geklopft …«
    »Ich hielt dein Klopfen für Hagel«, sagte Paul. »Ich habe nicht im Traum daran gedacht, dass es etwas anderes sein könnte.« Er presste die Lippen zusammen. »Wo warst du denn?«
    Er hatte sie auch vermisst, dachte Klinge, und ihr wurde ganz warm dabei. »Es tut mir leid, die Königin hat mir … eine neue Aufgabe übertragen, und ich konnte nachts

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