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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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sagst, bleibt unter uns.« Sie öffnete ihre Tasche und holte ein Verbandspäckchen heraus. »Kannst du deinen verstauchten Knöchel bitte etwas anheben? Dann verbinde ich ihn, während du erzählst.«
    Klinge zögerte noch, dann gab sie sich einen Ruck. Pechnelke würde ohnehin bald sterben und das Geheimnis mit ins Grab nehmen. Baldriana war die einzige Heilerin der Eiche und würde deshalb nicht zu streng bestraft werden, wenn die Königin davon erfuhr. Sie fasste Pechnelke also an der Hand, wie sie es am Abend zuvor getan hatte, und erzählte ihr, was sie aus Heides zweitem Tagebuch erfahren hatte.
    Baldriana hatte Klinges Knöchel bald verbunden. Anschließend stellte sie ihre Tasche beiseite, setzte sich ans Fußende des Bettes und hörte zu. Als Klinges Bericht sich dem Ende näherte und sie erzählte, wie Heide sich anschickte, zur Eiche zurückzukehren, um ihre Tochter zu gebären, sah sie aus den Augenwinkeln, wie Baldriana immer unruhiger wurde. Pechnelke dagegen hörte ihr aufmerksam zu und saugte alles in sich auf wie eine vertrocknete Wurzel das Wasser.
    »Und das war … alles?«, fragte sie, als Klinge fertig war.
    »Nein, es gibt noch ein drittes Tagebuch – aber um es zu öffnen, braucht man ein Passwort. Und dann muss ich es noch lesen, bevor ich dir den Rest der Geschichte erzählen kann.«
    Pechnelke nickte, und die Augen fielen ihr wieder zu. Baldrianastand rasch auf und legte ihr die Hand auf die Stirn. Dann bedeutete sie Klinge, ihr zur anderen Seite des Zimmers zu folgen, wo Pechnelke sie nicht hören konnte.
    »Es ist wirklich bemerkenswert«, sagte sie mit einem Blick auf Pechnelke. »Das nächste Stadium der Krankheit hätte eigentlich schon vor Stunden eintreten müssen, doch Pechnelke wirkt nicht schwächer als bei eurem ersten Gespräch gestern Abend und fantasiert auch nicht mehr. Vielleicht sehe ich ja nur, was ich sehen will, aber …«
    »Du bildest dir das nicht ein«, erwiderte Klinge. »Sie hat mich gegen Ende sogar an der Hand gefasst. Aber was passiert, wenn ich ihr alles erzählt habe?«
    Baldriana schwieg lange Zeit und blickte auf ihre verschränkten Arme. »Diese Heide, von der du erzählt hast und die einen Menschen geheiratet hat«, sagte sie schließlich, »sie war doch Lavendels Freundin, richtig?«
    »Ja.«
    »Könnte es sein, dass …« Sie konnte den Satz nicht vollenden, denn die Tür flog auf und Dorna eilte keuchend und mit zerzausten Haaren herein.
    »Ich hab’s«, rief sie und schwenkte das Buch in ihrer Hand hin und her. Dann erst bemerkte sie Baldriana und verstummte schlagartig. »Mist.«
    »Nicht unbedingt«, sagte Klinge und schob sie zu Baldriana. »Lass dir von Baldriana den Inhalt des zweiten Tagebuchs erzählen, während ich das dritte lese. So kommen wir schneller voran.«
    »Spinnst du?«, fragte Dorna empört. »Warum weihst du sie ein, wenn wir doch noch gar nicht wissen, ob wir ihr vertrauen können?«
    Doch Klinge hatte ihr bereits den dritten Band aus den Händen genommen und hob ihn an die Lippen.
    »Philip«, flüsterte sie, und das Buch öffnete sich.
     
    Ich habe die Eiche vermisst und freue mich über meine Rückkehr. Aber ich sehne mich auch nach meinem Mann und meinem kleinen James. Selbst diese wenigen Tage ohne sie kommen mir wie eine Ewigkeit vor. Meine Tochter hier zu lassen, wäre mir ein unerträglicher Gedanke, bestünde nicht die Hoffnung, dass ich sie dereinst wiedersehe. Außerdem bin ich überzeugt, dass die liebe Lavendel besser für sie sorgen wird als eine menschliche Amme – vielleicht sogar besser, als ich selbst es könnte.
    Die Eiche hat sich seit meiner Abreise stark verändert, und das beunruhigt mich. Schneeglöckchen ist tot, und Jasmin ist ihr als Königin nachgefolgt. Meine Schwestern scheinen sich mit der Veränderung abgefunden zu haben, doch mich quälen böse Vorahnungen. Jasmin – wahrscheinlich muss ich jetzt Majestät zu ihr sagen – hat mich willkommen geheißen und meinen Bericht wohlwollend aufgenommen, doch ihr Blick war kalt und ließ mich schaudern. Hätte ich mich nicht vor langer Zeit dazu verpflichtet, die Bedürfnisse der Eiche über meine eigenen zu stellen, ich wäre freudigen Herzens sofort nach Waverley Hall zurückgekehrt. Doch ich habe schon so viele Opfer gebracht, um hierher zurückzukehren, und will nicht gehen, bevor meine Tochter geboren ist.
    Lavendel hat mich beruhigt, was Jasmin anbetrifft. Sie sei eine gute und gerechte Königin, sagt sie, ich bräuchte sie nicht zu fürchten.

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