Rebellion der Verlorenen
und sein wie ein Doppelkegel geformter Kopf starrte wie gebannt zum Himmel.
Han trat einen Schritt zur Seite und spürte, daß sein Mund völlig trocken war.
Coruscant sah unverändert aus. Nichts hatte die Stadt getroffen. Überhaupt nichts. Die Sonne strahlte hell und warm auf sie herab. Der Nachmittag war noch genauso schön wie vor einer Stunde, als er den Turbolift nach unten genommen hatte.
»Das war doch nicht etwa unterirdisch, oder?« fragte einer der Spieler aus dem Crystal Jewel, ein Mann, der ihm irgendwie bekannt vorkam.
Han schüttelte den Kopf. »Irgendwo hat's eingeschlagen.«
»Aber nicht von oben«, meinte der Gotal. »Wenn es von oben gekommen wäre, würden wir doch etwas sehen ...«
»Wir würden hier herumirren, uns ducken und hoffen, daß die Stadt nicht noch einmal getroffen wird«, ergänzte der Spieler.
Han hielt sich die Hand über die Augen und sah sich auf der Suche nach verdächtigen Bewegungen um. Und dann sah er es: ein Kontingent Wachsoldaten und ärztliches Personal, die auf den imperialen Palast zuhielten.
Der Palast.
Die Kinder!
Leia!
Er lief, so schnell er konnte, auf den Palast zu und hätte dabei beinahe den Nek-Kampfhund über den Haufen gerannt, der immer noch frei herumlief. Han hastete zielstrebig zwischen Säulengängen hindurch, überquerte Straßen und achtete darauf, die Wachmannschaften und Sanitäter nicht aus den Augen zu verlieren.
Die Sanitäter bereiteten ihm Sorgen.
Jemand war verletzt.
Die Gruppe machte einen Bogen um den Haupteingang zum Palast und eilte an dessen Flanke entlang. Einen Augenblick lang empfand Han Erleichterung, bis ihm aufging, wohin sie unterwegs waren.
Die Senatshalle.
Sein Atem ging jetzt keuchend, ruckweise. Er spürte Seitenstechen. Er war durchaus in Form, aber das letztemal, daß er so schnell und so weit gerannt war, lag eine ganze Weile zurück. Und er hatte bereits eine beträchtliche Strecke zurückgelegt.
Keine Explosionen mehr.
Seltsam. Sehr seltsam.
Han bog um die Ecke, und was er vor sich sah, ließ ihn noch schneller rennen. Über den Rasen verstreut konnte man mit Schmutz und Blut unterschiedlichster Färbung besudelte Senatoren liegen sehen. Aus einer Wunde des Senators von Nyny quoll eine schwarze Flüssigkeit; seine drei Köpfe waren nach hinten verdreht. Wenn er noch nicht tot war, so war er jedenfalls nicht weit davon entfernt.
Mon Mothma stand über einen anderen Senator gebeugt und redete beruhigend auf ihn ein. Han blieb kurz stehen und berührte ihre Schulter.
»Leia?«
Mon Mothma schüttelte den Kopf. Sie sah zehnmal älter aus als am Morgen. »Ich habe sie nicht gesehen, Han.«
Er schlug einen Bogen um die Verwundeten, obwohl Mon Mothma ihn noch einmal anrief. Er wußte, was sie sagen wollte. Genau das, was Leia in einer solchen Situation auch gesagt hätte: Geh nicht da hinein! Überlaß das den Leuten, die dafür ausgebildet sind! Aber seine Frau war vermißt. Er würde sie selbst suchen - und finden.
Das große Marmorportal war von Staub erfüllt und von Blutlachen verunstaltet, und an der Wand waren, wie Han bei näherem Hinsehen erkannte, wie Frachtgut Droiden aufgestapelt. Es waren nicht einmal vollständige Droiden, nur Einzelteile: Arme in der einen Ecke, Beine in der anderen. Er sah Dutzende von goldenen Körperteilen und wollte nicht daran denken, daß 3PO hier liegen mochte.
Der Boden war schlüpfrig von Blut und Dreck. Er rutschte ein paarmal aus, bis er schließlich vor dem Eingang zur Hölle stand.
Alle Türen standen offen, die Notbeleuchtung brannte, und Staub hing in der Luft wie ein Sandsturm auf Tatooine. Aus dem großen Versammlungsraum hörte er Jammern und Wehklagen und Stimmen, die um Hilfe riefen. Es herrschte ein unbeschreibliches Durcheinander. Hilferufe und die Befehle und Anweisungen des Hilfspersonals, das sich bereits in der Halle verteilt hatte, sowie die Stimmen Dutzender von Wachsoldaten und Sicherheitsleuten drangen von allen Seiten auf ihn ein.
Um so viel Schaden anzurichten, mußte eine gewaltige Bombe detoniert sein. Eine Bombe von solcher Sprengkraft, wie Han sie höchstens in Weltraumschlachten erlebt hatte. Aber aus dem Weltraum konnte diese Bombe nicht gekommen sein - die Außenseite des Gebäudes war praktisch unversehrt -, sie mußte im Innern des Gebäudes explodiert sein.
Dann entdeckte er Leia. Sie war blutüberströmt. Ihr weißes Gewand, das nicht länger weiß war, hing in Fetzen von ihr herab, einer ihrer Zöpfe hatte sich gelöst und fiel
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