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Rebellion des Herzens

Rebellion des Herzens

Titel: Rebellion des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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zusammen mit Jessie Summers auf ihrer Ranch besucht. Das war zu der Zeit gewesen, als er für das Rocky Valley arbeitete, der kurzen Spanne, während der er sich als Rancher versucht hatte – um nur allzu bald herauszufinden, daß er dafür nicht geschaffen war. Aber er erinnerte sich aus einer ganzen Reihe von Gründen mit größter Klarheit an jenen Tag.
    Es war seine erste und einzige Begegnung mit Catherine Stuart gewesen. Und sie verhielt sich ganz anders, als er nach dem, was er über sie gehört hatte, erwartet hätte. Sie war eine attraktive Frau, eine Frau mit einem starken Charakter und freimütigem Benehmen. Sie hatte ihm direkt in die Augen gesehen, um ihn abzuschätzen, ganz so, wie ein Mann das getan hätte. Nichts Weiches oder Schüchternes haftete ihr an, auch nichts Damenhaftes, zumindest nicht an jenem Tag, da sie gerade von der Weide gekommen war und lange Hosen trug sowie einen Messergurt und ein Gewehr – jetzt wußte er auch, woher Miss Stuart den Mut nahm, eine Waffe zu tragen. Mußte wohl in der Familie liegen.
    Charles Stuart, dem Ehemann, war er nie begegnet. Er hatte Wyoming verlassen, noch bevor Angel jemals etwas von den verrückten Stuarts gehört hatte. Aber es gab nicht eine Menschenseele, die ihm Vorwürfe gemacht hätte, daß er seine Frau und seine Tochter verlassen hatte. Schließlich wußten sie alle oder glaubten jedenfalls zu wissen, was bei den Stuarts vorgefallen war.
    Einige behaupteten, Catherine habe ihn mit einer anderen Frau im Bett erwischt, aber zehn Jahre waren eigentlich zu lang, um einen Mann wegen eines Fehltritts leiden zu lassen. Andere behaupteten, er habe sie einmal geschlagen, und sie habe ihm das niemals verziehen. Und dann gab es noch eine andere Version, die besagte, Catherine Stuart habe es so schwer gehabt, ihr einziges Kind zur Welt zu bringen, daß sie ihn nie wieder in ihr Bett gelassen habe.
    Was auch immer die Gründe für dieses zehnjährige Schweigen gewesen sein mochten, Catherine Stuart hatte jedenfalls, nachdem ihr Mann weggegangen war, die Leitung der Lazy S übernommen, und nun führte sie die große Ranch mit eiserner Hand. Die Männer, die für sie arbeiteten, sprangen, wenn sie sagte: Spring. Nachdem er ihr begegnet war, wußte Angel auch, warum. Diese Frau hatte durchaus etwas Einschüchterndes an sich.
    Aber der Grund, warum Angel sich so glasklar an diesen Morgen erinnerte, waren die beiden flammendroten Papageien, die auf dem Geländer der Veranda thronten. Wenn er genauer darüber nachdachte, hatte diese Veranda zu einem Haus gehört, das mit jenem identisch war, das er heute morgen gesehen hatte. Die Papageien waren die ungewöhnlichsten, komischsten Geschöpfe, die ihm jemals begegnet waren. Sie bewegten sich mit einer solchen Symmetrie auf dem Geländer vor und zurück, daß man hätte glauben können, es handele sich um nur einen einzigen Vogel, dem ein Spiegel folgte. Und die unflätigen Ausdrücke, die die Tiere von sich gegeben hatten … Jessie hatte schallend gelacht, aber Catherine Stuart hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Und Angel war angesichts der beiden Frauen um drei Schattierungen röter geworden, vor allem deshalb, weil er so überrascht gewesen war. Er hatte nicht einmal gewußt, daß es solche Vögel überhaupt gab, und erst recht nicht, daß sie sprechen konnten.
    Aber das war es nicht allein gewesen, das seine Erinnerung an diesen Tag so unauslöschlich gemacht hatte. Es kam hinzu, daß er an jenem Nachmittag beinahe umgebracht worden wäre. Er war damals den Viehdieben über den Weg gelaufen, die schon seit einigen Wochen damit beschäftigt gewesen waren, die Herde von Rocky Valley Stück für Stück zu dezimieren. Sie hatten ihm eine Kugel in die Hüfte geschossen und waren gerade dabei, ihm aus nächster Nähe eine zweite zu verpassen, direkt zwischen die Augen. Genau in diesem Moment war Jessies Halbbruder Colt aufgetaucht. Es war ziemlich knapp gewesen, nur wenige Sekunden bis zu seinem letzten Atemzug. Er hatte schon gesehen, wie der Abzug sich bewegte.
    Dieser Mann, Colt Thunder, war der zweite, dem er etwas schuldete, und die Begleichung dieser Schuld war auch für seine Verspätung auf dem Weg nach Texas verantwortlich gewesen. Colt war so ungefähr der einzige Mann, den Angel einen echten Freund nennen konnte. Es gab noch mehr Männer, die ihn, Angel, als ihren Freund bezeichneten, Männer, die an dem Ruhm seines Rufes teilhaben wollten. Angel tolerierte sie nur bis zu einem bestimmten Punkt.

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