Rebellion des Herzens
vorstellen. In der Gegend von Cheyenne war es kein Geheimnis, daß Catherine Stuart zehn Jahre lang im selben Haus mit ihrem Mann gelebt hatte, ohne ein einziges Wort an ihn zu richten, es sei denn durch Dritte. Eine Menge Leute hielten das schlicht und einfach für übergeschnappt. Und ihre Sammlung ungewöhnlicher Tiere bestätigte diese Leute in ihrer Meinung nur noch.
»Auf diese Weise sind Sie also an Ihren schwarzen Panther gekommen? Ein Geschenk von Ihrem Großvater?«
Ihr war klar, daß es ihm keinerlei Schwierigkeiten bereitete, diese Vorstellung zu akzeptieren. Wahrscheinlich hielt er ihren Großvater für ein wenig verrückt – oder sogar für sehr verrückt. Aber an diese Reaktion war sie gewöhnt. Und sie war daran gewöhnt, es zu erklären.
»Eigentlich nicht. Großvater hatte Marabelle für sich selbst mitgebracht. Er fand sie an dem Tag, an dem er Afrika verließ. Die Eingeborenen hatten ihre Mutter getötet und wollten auch sie töten. Aber Großvater ist eingeschritten und hat sie mit auf sein Schiff genommen. Nachdem er aufs Meer hinausgesegelt war, mußte er jedoch herausfinden, daß er und Marabelle einfach nicht zusammenpaßten. Sie konnte dem Segeln überhaupt nichts abgewinnen und war während der ganzen Heimreise seekrank. Natürlich war er selbst nicht bereit, das Segeln aufzugeben. Und jedesmal, wenn er in ihre Nähe kam, mußte er aus irgendeinem Grund niesen. Als er die Ranch erreichte, war das arme Ding halb tot und bis auf Knochen abgemagert, weil sie auf dem Schiff kaum etwas hatte bei sich behalten können. Großvater hatte schon beschlossen, sie irgendwo im Osten in einen Zoo zu stecken, aber zunächst gab er sie mir, damit ich sie etwas aufpäppeln solle. Ich fürchte, ich habe sie sehr schnell ins Herz geschlossen, so klein und entzückend, wie sie damals war. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um ihn dazu zu überreden, sie mir zu lassen. Aber schließlich konnte ich ihn schon immer um den Finger wickeln, und ich habe es nie bedauert, sie behalten zu haben.« Auch wenn Marabelle die wenigen möglichen Verehrer, die Cassie vielleicht haben mochte, in die Flucht schlug.
»Aber ich glaube, wir sind vom Thema abgekommen«, fuhr sie schließlich entschlossen fort. »Ich habe Sie gefragt, in welcher Hinsicht ein Revolverheld mir bei dieser Angelegenheit von Nutzen sein könnte. Würden Sie mir darauf jetzt vielleicht eine Antwort geben?«
Es war ihr offensichtlich gelungen, ihn in Verlegenheit zu bringen, denn er warf ihr einen finsteren Blick zu. »Haben Sie nicht gesagt, diese MacKauleys seien ein Haufen Hitzköpfe?«
»Ja, aber …«
»Wenn Sie nicht wollen, daß ich mit ihnen rede, was ich wirklich gern tun würde …«
»Nein!«
»Dann werde ich einfach nur hier sein, um Sie zu beschützen, falls sich das als notwendig erweisen sollte, und zwar so lange, bis Sie hier weggehen oder diese Leute beschließen, Sie in Frieden zu lassen. Ich schätze, ich werde mich doch ziemlich fest an Ihre Fersen heften müssen.«
Er schien nicht besonders glücklich darüber zu sein. Ein Gefühl, das Cassie durchaus mit ihm teilte.
6
Er würde da sein, um sie zu beschützen. Das klang gut, klang sicher – wenn es irgendein anderer als der Engel des Todes gesagt hätte. Das Schlimme war nur, daß Cassie nicht glaubte, daß er sie einfach nur beschützen wollte. Er würde den Gefallen, den er Mr. Pickens tat, so bald wie möglich hinter sich bringen wollen. Er würde nicht einfach nur dasitzen und die Dinge ihren Lauf nehmen lassen. Und sie mochte nicht einmal daran denken, was er vielleicht tun würde, wenn er sich in den Kopf setzte, den Gang der Ereignisse auf seine Weise zu beschleunigen.
Auf dem Weg zurück zur Ranch hatte sie noch einmal betont, daß er niemanden töten dürfe. Sie war sich nicht ganz sicher, ob er ihr wirklich zugehört hatte. Und selbst wenn er das getan hatte, bezweifelte sie stark, daß er sich daran halten würde. Schließlich war nicht sie es, die ihn engagiert hatte, so daß er sich nicht verpflichtet zu fühlen brauchte, ihren Befehlen zu gehorchen.
Es war eine nervenzerrüttende Fahrt. Cassie hatte gehofft, daß Angel die Kutsche verlassen und auf seinem Pferd zur Ranch zurückreiten würde, aber nachdem sie ihr Gespräch beendet hatten, traf er dazu keinerlei Anstalten. Und er war gewiß nicht besonders gesprächig. Wenn sie nicht zuerst etwas sagte, redete er überhaupt nicht, und manchmal antwortete er ihr nicht einmal, wenn sie sich doch zu einer
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