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Rebellion des Herzens

Rebellion des Herzens

Titel: Rebellion des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Bemerkung aufraffte.
    Seine Nähe machte sie so nervös, daß sie kaum noch auf die Straße achtete. Immer wieder fiel ihr Blick auf seine langen Beine in der schwarzen Hose, die er weit von sich gestreckt hatte. Seine Stiefel waren gut geschnitten, und offensichtlich kümmerte er sich auch um sie; die Sporen glänzten, als kämen sie niemals mit Schmutz in Berührung. Die Stiefel und sein Halstuch waren ebenso schwarz wie der Rest seiner Ausstattung – alles war schwarz, bis auf seine Waffe, seine Sporen und diesen gelben Mantel, in dem man ihn schon von weitem sehen konnte.
    Überhaupt war nichts Normales an seiner ganzen Ausstattung. Seine Kleidung war dazu gedacht, Aufmerksamkeit zu erregen. Sie fragte sich, warum, hatte aber nicht die Absicht, ihm irgendwelche persönlichen Fragen zu stellen. Unglücklicherweise würde sie später noch mehr als genug Zeit dafür haben, falls sie den Mut dazu aufbrachte. Denn schließlich hatte er vor zu bleiben – um sich an ihre Fersen zu heften. Wie sehr sie hoffte, daß er das nicht wörtlich gemeint hatte.
    Auch Angel betrachtete Cassandra Stuart während dieser Fahrt, und das nicht nur einmal. Sein Blick kehrte immer wieder zu ihrem Gesicht zurück und zu einem Profil, das weit hübscher war, als er zunächst gedacht hatte. Es zeigte eine kecke kleine Nase, den weichen Schwung ihrer Wangenknochen, ein süß gerundetes Kinn und die Fülle dieser üppigen Lippen. Diese Lippen waren ausgesprochen schön und zum Küssen wie geschaffen. Er hatte sich schon früher dabei ertappt, daß er diese Lippen anstarrte, wenn sie sich zu ihm umdrehte. Und er hatte sich gefragt, wie sie wohl schmecken würden – eine Überlegung, die ihn verwirrte, da er sich nicht im geringsten zu dieser unmöglichen Frau hingezogen fühlte.
    Es war nicht schwer zu erkennen, daß er sie nervös machte, aber das war nichts Ungewöhnliches für ihn. Angel machte die meisten Frauen nervös, ganz besonders, wenn es sich um Damen handelte. Ihr steifer, schmaler Rücken, die Anspannung in ihrem Nacken und ihren Schultern, das Weiß ihrer Knöchel, wenn sie die Zügel viel zu fest hielt -das alles war ausgesprochen verräterisch. Sie hatte sogar ihr Gewehr vom Boden aufgehoben und es zwischen sie auf die Sitzbank gestellt. Darüber hatte er sich so amüsiert, daß er beinahe laut losgelacht hätte. Aber er hatte es nicht getan, und er hatte auch nicht die Absicht, sie zu beruhigen. Für gewöhnlich war es ohnehin reine Zeitverschwendung, so etwas zu versuchen, und in ihrem Fall hatte er einfach keine Lust dazu.
    Jetzt, da er wußte, wer sie war, sah er sie mit anderen Augen, wenn auch in keinem besseren Licht, denn schließlich konnte er nun der Liste ihrer Unzulänglichkeiten auch noch die Tatsache hinzufügen, daß sie ihn belogen hatte. Aber sie kam aus Cheyenne, und das machte einen Unterschied für ihn; er sah sie jetzt auf eine persönlichere Art und Weise, wenn er auch wünschte, es wäre anders.
    Aber schließlich war Cheyenne von allen Orten derjenige, den er am ehesten sein Zuhause nennen konnte, weil er dort, seit er aus den Bergen gekommen war, die meiste Zeit verbracht hatte. Er war damals fünfzehn Jahre alt gewesen – so ungefähr jedenfalls. Er wußte nicht genau, wie alt er jetzt war, aber er mußte wohl so um die sechsundzwanzig sein. Er hatte keine Ahnung, wann er geboren war oder wo und wußte auch nicht, wer seine Familie war oder wie er seine Angehörigen finden konnte, falls sie nicht schon alle tot waren. Old Bear hatte ihn aus St. Louis entführt, aber er konnte sich noch daran erinnern, daß er mit einem Zug in diese Stadt gekommen war, also war St. Louis nicht sein wahres Zuhause. Einmal war er dorthin zurückgekehrt, aber nach all den Jahren konnte sich niemand an einen kleinen Jungen erinnern, der damals verschwunden war. Außerdem war die Suche nach der eigenen Vergangenheit für einen Jungen, der seine Kindheit praktisch als Gefangener eines verrückten alten Mannes verbracht hatte, nicht von allzu großem Interesse. Er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, all die Dinge zu lernen, die ihm neun Jahre lang verwehrt worden waren – und sich wieder daran zu gewöhnen, unter Menschen zu leben.
    Es gefiel ihm gar nicht, daß er das Gefühl hatte, Cassandra Stuart gut zu kennen, aber die Tatsache blieb bestehen, daß sie eine von diesen verrückten Stuarts war – eine von diesen reichen verrückten Stuarts – und daß er sogar einmal ihrer Mutter begegnet war. Er hatte sie

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