Rebellion des Herzens
und nach Arbeit sucht.«
»Warum fragen Sie nicht mich selbst?« bemerkte Angel in einem so bedrohlichen Tonfall – wenigstens hörte es sich für Cassies Ohren so an –, daß sie in Panik geriet.
»Er ist mein Verlobter.« Sie platzte mit der ersten Erklärung heraus, die ihr einfiel.
Das trug ihr die ungeteilte Aufmerksamkeit der Männer ein, einschließlich der Angels. Aber als sie bemerkte, wie ungläubig und zornig Morgan aussah, wußte sie, daß ihr mit dieser harmlosen Erklärung von Angels Gegenwart mehr als nur ein kleiner Schnitzer unterlaufen war. Und nun mußte sie die Lüge auch noch weitertreiben. Sie brauchte einen logischen Grund, warum sie es zugelassen hatte, daß Morgan ihr den Hof machte, obwohl sie bereits einen Verlobten hatte.
Daher fügte sie hastig hinzu: »Ich dachte, er wäre tot, aber er ist hergekommen, um das Gegenteil zu beweisen.«
R. J. kaufte ihr diese Geschichte nicht ab. »Du lügst, Mädchen«, sagte er ohne den geringsten Zweifel. »Ich weiß nicht, wo du ihn aufgetrieben hast, aber er bedeutet dir nicht das Geringste.«
Cassie hatte nun überhaupt keine Ahnung mehr, wie sie ihre ungeheuerliche Behauptung beweisen sollte, bis Frazer bemerkte: »Pa hat recht. Wenn ihr beide euch gerade erst wiedergefunden hättet, würdet ihr keine Sekunde voneinander ablassen. Mir scheint …«
Cassie wartete nicht darauf, daß er weitersprach. Sie drehte sich zu Angel um, schlang entschlossen ihre Arme um seinen Hals und preßte ihre Lippen auf seine.
Niemand war von ihrem Verhalten so überrascht wie Angel, aber er machte ihre Bemühungen nicht dadurch zunichte, daß er sie wegschob. Er legte jedoch einen Arm um ihre Taille, um sie ein wenig zur Seite zu schieben, weg von seiner Waffe, denn er hatte nicht die Absicht, seine Verteidigung außer acht zu lassen, ganz egal, welchen Plan sie verfolgte. Also akzeptierte er ihren Kuß, erwiderte ihn sogar ein wenig geistesabwesend, hielt aber die ganze Zeit über die drei Männer im Auge, die ihrer Vorstellung beiwohnten, und teilte seine Aufmerksamkeit zwischen ihnen und der Frau, die sich an ihn drückte.
Während Sekunde um Sekunde verging, lief R. J. langsam rot an, dann riß er sein Pferd herum und ritt davon. Morgan warf Angel einen mörderischen Blick zu, bevor er dasselbe tat. Frazer machte keine Anstalten, ihnen zu folgen. Er saß einfach nur da und grinste, bis sich seine Belustigung in einem Lachanfall Bahn brach. Als sie das Gelächter hörte, ließ Cassie Angels Hals los und beendete den Kuß; aber sein Arm schloß sich plötzlich noch fester um ihre Taille, und er hielt sie dicht an sich gedrückt. Sie mußte eine Hand auf seine Brust legen, um ihr Gleichgewicht zu behalten, während sie sich umdrehte, um herauszufinden, wer sich da über sie amüsierte – als hätte sie es nicht sofort gewußt.
»Sie haben es ja wirklich in sich, Miss Cassie.« In Frazers Stimme schwang noch immer Belustigung mit. »Pa wird eine Woche lang nur fluchen und toben, und es wird mir ein wahres Vergnügen sein, das zu beobachten.«
Frazers Sinn für Humor hatte nie aufgehört, sie zu verblüffen, obwohl sie ihn im Augenblick keineswegs erfreulich fand. »Aber wird er dennoch Ende der Woche herkommen?«
»Nein.« Frazer grinste sie an. »Der Plan war, daß Sie vor lauter Angst nach Hause zu Ihrer Mama rennen sollten. Tatsache ist, daß Pa sich schon die größten Sorgen gemacht hat, weil dieser Tag immer näherkam und weil Sie immer noch hier sind. Wahrscheinlich ist er erleichtert darüber, daß Sie ihm einen Vorwand verschafft haben, sich zu drücken – wenn nur dieser Bursche da nicht wäre. Wer sind Sie nun eigentlich, Mister?«
»Mein Name ist …«
»John Brown«, sagte Cassie schnell, um Angel zu unterbrechen, aber das trug ihr nur ein weiteres Kichern von Frazer ein.
»Da hätte ich aber etwas Besseres von Ihnen erwartet, Miss Cassie.«
Sie errötete und wurde blaß, als Angel es noch einmal versuchte.
»Mein Name ist …«
Diesmal war es ihr Absatz, der sich in seine Stiefelspitze bohrte, der ihn zum Schweigen brachte und ihr gleichzeitig ihre Freiheit wiedergab. Sie hörte ihn leise fluchen und wurde daraufhin noch blasser, obwohl Frazer jetzt erneut in tosendes Gelächter ausbrach.
»Ich schätze, so wichtig ist es nun auch wieder nicht«, brachte Frazer heraus, als er sich endlich beruhigt hatte. Aber in seinen Augen stand ein boshaftes Zwinkern, als er hinzufügte: »Vielleicht kriegen wir hier ja noch eine Hochzeit, bevor
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