Rebellion des Herzens
Bei Colt war es etwas anderes. Sie waren beide Einzelgänger, beide Revolverhelden, und beide hatten sie mit der Reserviertheit anderer Menschen zu kämpfen, wenn auch aus verschiedenen Gründen. Colt hatte sie beide einmal als verwandte Seelen bezeichnet. Angel hatte ihm nicht widersprochen.
Und Cassandra Stuart und ihre Mutter waren Colts Nachbarn. Wahrscheinlich kannte Colt die beiden Frauen sogar sehr gut. Das war ein weiterer Grund, warum er gezwungen war, die Frau neben ihm in einem anderen Licht zu sehen, jetzt, da er das wußte. Sie war die gute Bekannte eines Freundes. Verdammt, ihm wäre es lieber gewesen, er hätte das nicht gewußt.
7
Cassie war so begierig darauf, der Gesellschaft des Revolverhelden zu entkommen, daß sie sich nicht die Mühe machte, die Kutsche bis zur Scheune zu fahren, wie sie das für gewöhnlich tat, wenn sie aus der Stadt zurückkehrte, sondern das Gespann vor dem Haus anhielt. Emanuel, Marias Sohn, würde ohnehin kommen, um die Kutsche unterzustellen, ganz egal, wo sie sie stehenließ. Daher verschwendete sie auch keinen Gedanken an das müde Kutschpferd. Sie wollte einfach nur so schnell wie möglich von ihm wegkommen.
Das Ganze hatte sich trotz der kurzen Strecke als die längste Fahrt ihres Lebens entpuppt. Es war schon schlimm genug gewesen, daß Angels bloße Gegenwart sie durcheinanderbringen konnte, aber darüber hinaus hatte sie auch noch gespürt, daß er sie häufig anstarrte. Und das Schlimmste war gewesen, nicht zu wissen, was er von ihr hielt, nicht zu wissen, warum er sie anstarrte, nicht zu wissen, was einem Mann wie ihm von einer Minute zur anderen in den Sinn kommen konnte.
Er hatte es fertiggebracht, daß sie nur noch ein Nervenbündel war, obwohl sie genug Intelligenz besaß, um zu erkennen, daß sie sich lächerlich machte. Er war da, um ihr zu helfen, nicht um ihr weh zu tun. Aber ihre Gefühle hatten keinen Sinn für Logik.
Im selben Augenblick, als sie die Kutsche zum Stehen brachte, sprang sie auch schon auf ihrer Seite herunter und rannte beinahe um das Gefährt herum zur Veranda. Aber Angel tat dasselbe und war vor ihr da, um ihr den Weg zu versperren.
Zum zweiten Mal an diesem Tag gelang es ihr nur in letzter Sekunde, einen Zusammenstoß mit einem Mann zu vermeiden, und diesmal nur, weil seine Stimme sie vor Schreck innehalten ließ. »Warum so eilig, Lady?«
Cassie stellte bestürzt fest, daß ihr – ungerechtfertigtes -Benehmen ihn verärgert hatte. Und sie hatte auch keine Antwort parat, die die Sache nicht noch schlimmer gemacht hätte. Zögernd trat sie so weit zurück, daß sie schließlich sehen konnte, daß er ihr Gewehr in der Hand hielt.
Sobald ihr Blick darauf gefallen war, warf er es ihr zu. »Das da haben Sie vergessen.«
Diese Worte kamen in einem so höhnischen Ton, daß ihr klar wurde, daß er wußte, daß sie das Bedürfnis hatte, sich gegen ihn verteidigen zu können. Sie errötete. Lieber Himmel, hatte sie sich schon jemals so sehr zum Narren gemacht?
»Es tut mir leid«, begann sie sich zu entschuldigen. Das war das wenigste, was sie tun konnte, nachdem sie ihm mit ihrem Benehmen zu verstehen gegeben hatte, daß sie ihn für ein gräßliches Monster – oder Schlimmeres hielt.
Aber er fiel ihr ins Wort: »Nehmen Sie es. Sie werden es vielleicht brauchen – denn Sie bekommen Gesellschaft.«
Die Pause zwischen seinen Worten war gerade lange genug, um sie auf den Gedanken zu bringen, schließlich doch recht gehabt zu haben. Sie erbleichte, aber dann überflutete eine tiefe Röte ihre Wangen, als sie begriff, daß genau das seine Absicht gewesen war. Allerdings blieb ihr keine Zeit mehr, darüber in Wut zu geraten, wie es für sie normal gewesen wäre. Sie war gezwungen, in die Richtung zu sehen, in die er gewiesen hatte, und das beschwichtigte sie für den Augenblick, denn drei MacKauleys kamen wie der leibhaftige Teufel auf die Ranch zugeritten.
»0 nein«, stöhnte sie, »Morgan muß wie ein Wahnsinniger nach Hause geritten sein, um seinem Pa zu erzählen, was ich gesagt habe. Das da ist R. J. MacKauley, angeführt von Morgan, und es sieht so aus, als bildete R. J.'s ältester Sohn Frazer die Nachhut. Ich nehme an, ich sollte froh darüber sein, daß er dabei ist.«
»Warum?«
»Er hat das sanfteste Temperament von allen MacKauleys – was nicht bedeutet, daß er nicht genauso wie der Rest explodieren kann, nur daß er eben nicht ganz so schlimm ist wie die anderen. Er ist der einzige MacKauley, der mir lediglich
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