Rebellion des Herzens
töten?«
Seine Gleichgültigkeit war verschwunden. In seiner letzten Bemerkung hatte sogar so viel Engagement gelegen, daß Cassie wünschte, sie hätte nicht davon angefangen. Zu ihrem eigenen Entsetzen hörte sie sich jedoch fragen: »Wie viele sind ein paar?«
»Drei.«
»Und die Gründe?«
»Einer versuchte, mich zu engagieren, um seinen Partner aus dem Hinterhalt zu erschießen. Er glaubte, wenn er für so etwas bezahlen würde, könne man ihn nicht zur Verantwortung ziehen. Ich sehe das nicht so. Auch sein Partner hätte das wohl nicht so gesehen. Aber diesen Kerl hätte ich dem Sheriff übergeben, wenn er nicht den Fehler gemacht hätte, mir zu erzählen, daß der örtliche Gesetzeshüter auf seiner Lohnliste stehe.«
Das war nichts Neues für Cassie. Auch der Sheriff von Caully war mehr oder weniger parteiisch, da er zufällig ein Neffe von Dorothy Catlin war. Allerdings war in der letzten Amtsperiode ein Cousin der MacKauleys Sheriff gewesen.
»Dem Mann wäre also nichts passiert«, vermutete Cassie.
»Überhaupt nichts, und sein Partner, der zufällig ein anständiger und ehrlicher Mann war, wäre eines Nachts ermordet worden, einfach weil er den Fehler begangen hatte, sich mit dem falschen Mann auf Geschäfte einzulassen. Ich hatte keine Lust, das zu akzeptieren.«
Cassie fragte sich, ob sie in der Lage gewesen wäre, eine solche Entscheidung zu treffen. Gott sei Dank hatte sie noch nie vor einer solchen Situation gestanden. »Und die beiden anderen?«
Er brachte sein Pferd plötzlich zum Stehen. Als sie es bemerkte, hielt sie ebenfalls an und drehte sich um. Er beugte sich vor, stützte sich auf den Sattelknauf und sah ihr direkt in die Augen.
Einige lange Sekunden starrte er sie so an, bevor er fragte: »Sind Sie sicher, daß Sie das wissen wollen?«
So ausgedrückt und in einem solchen Tonfall wußte sie, daß sie besser nein sagen sollte. Aber sie klammerte sich an das Gefühl, daß sie mehr über Angel wissen müsse. Je mehr sie über ihn wußte, um so weniger konnte er sie erschrecken. Bisher funktionierte es allerdings nicht. Aber sie war zu sehr daran gewöhnt, sich einzumischen, als daß sie an dieser Stelle einfach aufgegeben hätte. Dennoch brachte sie es nicht fertig, das Wort auszusprechen. Sie konnte nur nicken.
Daraufhin trieb er sein Pferd an, bis sie wieder Seite an Seite ritten, sah sie jedoch nicht an, während er sprach.
»Vor ein paar Jahren bin ich zufällig auf einen Mann gestoßen, der gerade ein junges Mädchen vergewaltigte. Es sah so aus, als hätte er sie von dem Feld, auf dem sie arbeitete, weggeschleppt. Man konnte in der Ferne ihre Farm sehen, deren Felder direkt an den Fluß stießen, dem ich auf meinem Weg in die nächste Stadt folgte. Er hatte sie auf das gegenüberliegende Ufer gebracht und so weit hinter die Bäume gezerrt, daß niemand – wenn nicht ich die Schreie gehört hätte – darauf aufmerksam geworden wäre.
Als ich endlich den Fluß überquert hatte und hinter ihnen auftauchte, war er beinahe fertig mit ihr. Er hatte sie geschlagen, wahrscheinlich weil sie ihm Widerstand geleistet hatte. Trotzdem hätten sie durchaus verheiratet sein können, obwohl ich einen Mann, der seine Frau auf diese Art und Weise behandelt, widerlich finde. Also habe ich ihm zunächst einmal nur den Rat gegeben, das Mädchen in Ruhe zu lassen. Er forderte mich auf, mich zur Hölle zu scheren – und das mit ein paar ziemlich farbenprächtigen Ausdrücken. Da erst bemerkte ich den Jungen, der dem Mädchen ähnlich genug sah, um ihr Verwandter sein zu können. Er hatte offensichtlich versucht, ihr zu helfen, und lag nicht allzu weit von den beiden entfernt. Ein Messer ragte aus seinem Bauch. Er war bereits tot.«
Cassie mußte hart schlucken, bevor sie sagen konnte: »Also haben Sie ihn erschossen.« Es war keine Frage.
»Ich habe ihn erschossen.«
»Gut«, sagte sie so leise, daß er es nicht hören konnte.
»Aber das Mädchen hat nichts mehr wahrgenommen. Sie hörte nicht mehr auf zu schreien, und in dem Augenblick, als ich diesen Bastard von ihr wegschob, sprang sie auf und rannte in den Fluß. Ich bin hinter ihr hergelaufen, aber das Wasser wurde ein Stückchen flußabwärts tiefer, und sie ging unter. Als ich sie endlich herauszog, war sie tot – und ich wäre am liebsten zurückgegangen, um diesen Bastard noch einmal zu erschießen.«
Cassie versuchte, das Ereignis aus ihren Gedanken zu verdrängen. Es war eine Tragödie, die nun schon einige Jahre zurücklag
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