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Rebellion des Herzens

Rebellion des Herzens

Titel: Rebellion des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Stunde der Wahrheit. Er bat sie nicht nur um eine Antwort. Er zwang sie, diese Antwort auch selbst zu hören und sie ein für allemal zu akzeptieren – damit sie endlich aufhörte, sich wie eine dumme Gans aufzuführen, sobald er ihr näherkam. Tief innerlich kannte sie die Antwort. Sie hatte nur einfach nicht auf ihre eigenen Instinkte gehört.
    »Nein, Sie würden mir nicht weh tun – und jetzt lassen Sie mich gehen.«
    Bei den letzten Worten schob sie ihn zur Seite und schlüpfte an ihm vorbei zur Haustür. Als ihr jedoch klar wurde, was er ihr gerade angetan hatte, wurde sie plötzlich zornig. Er hatte mit ihrer Angst gespielt, um ihr etwas heimzuzahlen, und dann hatte er ihr diesen Umstand auch noch bewußt gemacht. Noch ein einziges Wort, dann …
    »Miss Stuart?«
    Sie wirbelte herum und war durchaus bereit, ihn in ihrem mittlerweile siedenden Zorn heftig zu attackieren, aber sein Gesichtsausdruck hielt sie davon ab.
    »Ich werde eine Weile warten, bevor ich diese Schuld eintreibe«, sagte er, ohne ihren Mund aus den Augen zu lassen.
    Ihr stockte der Atem. »Ich – ich dachte, das hätten Sie gerade eben getan.«
    Er schüttelte den Kopf, und ein langsames, alarmierendes Grinsen formte sich auf seinen Lippen, das erste Anzeichen irgendeiner Art von Humor, das sie bei ihm zu sehen bekommen hatte, und es wäre ihr weit lieber gewesen, es nicht zu sehen. Dann sagte er nichts weiter, schlenderte einfach nur die Veranda hinunter und verschwand.
    Cassie ging ins Haus und schloß leise die Tür hinter sich, statt sie heftig zuzuschlagen. Das Schlagen besorgte bereits ihr Herz.

8

    »Ich fange keinen Streit an, aber schrecke auch nicht davor zurück.«
    Cassie wünschte, sie wäre nicht nach wie vor so nervös in Angels Gegenwart. Gestern hatten sie endgültig festgestellt, daß er ihr nicht weh tun würde, also war es doch völlig überflüssig, daß sie sich immer noch zittrig fühlte, sobald er in ihre Nähe kam. Sie brauchte nicht um ihr Leben zu fürchten. Sie brauchte nicht einmal um ihre Tugend zu fürchten. Die Drohung, die er gestern zum Abschied ausgesprochen hatte, besagte wohl nicht viel, wenn man näher darüber nachdachte. Schließlich kannte sie ihre Eigenschaften und Vorzüge, und dazu gehörte es nicht, gutaussehende Männer auf sich aufmerksam zu machen – zumindest, wenn es sich um Männer handelte, die kein Interesse an einer Ranch hatten. Und die Unterstellung, daß er sie noch einmal küssen würde, um ihr etwas heimzuzahlen, nun, da hatte wohl die bloße Drohung schon ihren Zweck erfüllt. Er würde es nicht wirklich tun.
    Aber heute morgen, als Angel darauf bestanden hatte, mit ihr gemeinsam auszureiten, um die Herde zu überprüfen, war Cassie wieder durch und durch nervös geworden. Und diesmal hatte sich ihre Nervosität aus einer ursprünglich harmlosen Plauderei heraus entwickelt, die plötzlich sehr ernst geworden war, als sie ihn danach fragte, wie viele Männer er herausgefordert hatte. Seine Antwort war nicht so ausgefallen, wie sie erwartet hatte. Aber nachdem sie nun mit dem Thema begonnen hatte, hielt ihre Neugier sie davon ab, es wieder fallen zu lassen.
    »Man behauptet, Sie hätten mehr als hundert Männer getötet«, bemerkte sie so ungezwungen wie möglich.
    »Man behauptet eine Menge Dinge über mich, die nicht der Wahrheit entsprechen«, erwiderte er.
    Sie ritten Seite an Seite, und sie warf ihm einen vorsichtigen Blick zu, aber sein Gesichtsausdruck hielt sie nicht davon ab, weiterzusprechen. Genaugenommen sah er ziemlich gleichgültig aus.
    »Haben Sie mitgezählt?« fragte sie.
    Einen Augenblick begegnete er ihrem Blick, und sie hätte schwören können, einen Funken Humor in seinen Augen zu entdecken, als er antwortete: »Es tut mir furchtbar leid, Sie desillusionieren zu müssen, aber die Zahl ist nicht so hoch, daß ich den Überblick verloren hätte.«
    Offensichtlich wollte er ihr diese Zahl jedoch nicht mitteilen. »Waren es alles faire Kämpfe?«
    »Das hängt davon ab, was Sie für fair halten. Ich habe ein paar Männer getötet, die das nicht voraussehen konnten. Aber schließlich habe ich auch keine Skrupel, einen Mann zu erschießen, auf den schon irgendwo der Strick wartet. Ich gebe ihm dieselbe Chance wie der Henker – keine.«
    »Und das ist in Ihren Augen kein Mord?«
    »Das ist in meinen Augen Gerechtigkeit auf Umwegen. Glauben Sie, diese zwielichtigen Bastarde geben ihren Opfern irgendeine Chance, wenn sie sie vergewaltigen, berauben und

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