Rebellion des Herzens
Cassie selbst.
Cassie hätte sich gefreut, wenn es anders gewesen wäre, weil Jenny Catlin zu ihrer großen Überraschung an diesem Nachmittag plötzlich auftauchte. Zu ihrer noch größeren Überraschung sah ihre junge Freundin wie das personifizierte Unglück aus. Ihr blondes Haar befand sich in einem schrecklichen Zustand, als wäre sie den ganzen Weg zur Stuart-Ranch gerannt, und ihre Kleider waren zerdrückt, als hätte sie sie eine Woche lang nicht gewechselt. Und Buck hatte tatsächlich nicht übertrieben. Jennys blaue Augen waren blutunterlaufen und die Wangen darunter aufgedunsen.
Cassie drängte sie in den vorderen Salon und versuchte sie dazu zu bewegen, sich hinzusetzen, aber das hatte keinen Zweck. Schon nach wenigen Sekunden sprang Jenny wieder auf und begann, wie ein Tier im Käfig im Zimmer umherzulaufen.
Cassie wußte nicht, was sie zu dem Mädchen sagen sollte, nach all den Schwierigkeiten, die sie verursacht hatte. »Es tut mir leid«, schien so banal. Sie versuchte es dennoch. Jenny winkte nur ungeduldig ab und blieb am Fenster stehen, um nervös hinauszuschauen.
»Deine Mutter weiß nicht, daß du hier bist, oder?« riet Cassie.
Jenny, die sich gerade auf eine neue Runde durchs Zimmer begeben hatte, schüttelte den Kopf. »Ich habe gewartet, bis sie und Buck heute in die Stadt gefahren sind.«
»Macht sie dir das Leben sehr schwer?«
»Du meinst, abgesehen von der Tatsache, daß sie mich ansieht, als hätte ich ihr ein Messer in den Rücken gestoßen?«
Cassie zuckte zusammen. »Du hast gewußt, daß dieser Teil der Geschichte nicht leicht werden würde«, erinnerte sie ihre Freundin.
»Ich weiß.«
»Was ist es dann?«
Jenny legte ihre Hände auf den Bauch und brach in Tränen aus. Cassie hatte nicht viel Übung mit dieser Art von Andeutungen oder Rätseln.
»Sag es mir, Jenny.«
Jenny umfaßte ihren Bauch noch eindringlicher und jammerte: »Das habe ich gerade getan! Ich bekomme ein Baby von ihm!«
Cassie blieb der Mund offenstehen. Sie brauchte ein paar Augenblicke, bevor es ihr gelang zu sagen: »Bist du sicher?«
»Ich bin seit mehr als einem Monat sicher. Was soll ich nur tun? Meiner Mutter kann ich es nicht erzählen. Es ist schon schlimm genug, daß ich hinter ihrem Rücken einen MacKauley geheiratet habe, aber das hier.., Sie wird mich wahrscheinlich hinauswerfen.«
»Sie würde nicht …«
»Sie würde!«
»Nein, würde sie nicht – aber wenn sie es doch tut, kannst du zu mir kommen.«
Diese Feststellung war nicht dazu geeignet, Jennys Tränen zu trocknen. Genaugenommen weinte sie jetzt nur noch heftiger. »Ich will nicht zu dir. Ich will zu Clay – aber er will mich nicht haben!«
Cassie seufzte innerlich. Wenigstens hatte sie sich, was Jennys Gefühle anging, nicht geirrt, und wenn sie Morgan richtig verstanden hatte, war es bei Clayton nicht anders. Das war allerdings nur ein schwacher Trost, solange die Eltern der beiden sich nicht um die Gefühle ihrer Kinder scherten. Immerhin linderte es jedoch ein wenig Cassies Schuldgefühle – obwohl damit kein einziges der anstehenden Probleme gelöst wurde. Das Mädchen mochte seinem Ehemann von Herzen zugetan sein, aber die Situation war hoffnungslos, solange ihr Mann nicht fähig war, sich gegen seinen Vater zu behaupten.
Cassie seufzte abermals, und diesmal laut. »Jenny, wie konnte das alles nur so schiefgehen? Du und Clayton, ihr wart so glücklich und aufgeregt, als ihr nach Austin gefahren seid.«
Endlich ließ Jenny sich doch in einen Sessel fallen und gestand: »Irgendwie sind wir darauf zu sprechen gekommen, wer wen zuerst geliebt hat. Er sagte, ich wäre ihm nicht einmal aufgefallen, wenn du ihm nicht erzählt hättest, daß ich in ihn verliebt sei. Das hat mich so wütend gemacht, daß ich ihm die Wahrheit gesagt habe, daß ich nämlich nicht einmal an ihn gedacht hätte, bis du mir sagtest, er sei in mich verliebt. Da ist er explodiert. Meinte, man hätte ihn hereingelegt. Ich glaube, er hatte schon schreckliche Angst, was sein Pa wohl sagen würde, wenn wir erst wieder zu Hause waren.«
Cassie wäre gar nicht überrascht gewesen, wenn genau das der Wahrheit entsprochen hätte. Sie fragte sich, ob sie Jenny erzählen solle, daß Clayton es wahrscheinlich bereits bedauerte, sie verlassen zu haben. Damit konnte sie die Dinge zumindest nicht schlimmer machen.
»Wenn es ein Trost für dich ist – ich glaube, Clayton ist im Augenblick genauso unglücklich wie du.«
Jenny setzte sich sofort auf. Ihre Augen
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