Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
Vom Netzwerk:
frustriert vom Benehmen der Kinder, wenn sie mit ihm zu Abend gegessen haben. Lord Ruskin, müsst ihr wissen, ist ein vollkommener Barbar …

Kapitel 6
    Charlotte beendete eine der Geschichten aus
Tausendundeiner Nacht,
schloss das Buch, und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.
    »Hat dir diese Geschichte so gut gefallen wie die anderen?«
    Sie kannte die Antwort schon. Wynters Kinder saßen zu ihren Füßen. Sie betrachteten die Welt als aufregenden, viel versprechenden Ort, wo alles möglich war, sogar fliegende Teppiche und Zauberhöhlen, die mit Schätzen gefüllt waren.
    Obwohl sie wusste, dass es ein Fehler war, erlaubte sie sich manchmal, sich ein wenig von ihrer Begeisterung mitreißen zu lassen.
    Sie stand auf und steckte das Buch in die Reisetasche. »Es ist ein schöner Tag, und es würde euch bestimmt gut tun, heute Abend draußen zu essen.«
    Sie glättete den einfachen weißen Kragen und die Manschetten ihres blauen Kleids. Wie sie gehofft hatte, taten es ihr die Kinder nach und zogen sich ebenfalls ihre Sachen zurecht. Robbie sah in seinen schwarzen Hosen und der kurzen Jacke adrett und sauber aus, aber Leila … Charlotte unterdrückte ein Seufzen. Wenn Leila Kleider trug, dann trug sie sie
ab.
Ihr Rock aus rosa Barchent war irreparabel zerknittert, und sie runzelte die Stirn über den Tintenfleck, der ihren rechten Ärmel zierte. Aber sie strich sich immerhin über den Rock und stopfte eine Haarsträhne zurück in ihren Zopf.
    Als Leila fertig war, reichte Charlotte ihnen die Hände. »Nach dem Essen machen wir unseren Verdauungsspaziergang und dann erzählt ihr mir von El Bahar.«
    Das war zu einem täglichen Ritual geworden. Robbie übte sich im Messerwerfen. Leila jagte Schmetterlinge und kullerte durchs Gras. Und die Kinder erzählten Geschichten aus ihrer Wüstenheimat. Sie genossen es, sich an ihre alte Heimat zu erinnern und dabei der eigenen Lehrerin Unterricht zu erteilen. Und Charlotte war fasziniert vom welligen Sand, den spuckenden Kamelen, die nach Dung rochen, den sonnengebleichten Knochen und dem plötzlichen Anblick einer Oase, die sich doch als Fata Morgana entpuppte.
    »Das Abendessen draußen ist Teil der Sonnwendfeiern«, erklärte sie, als sie die Treppen hinunterstiegen und den Flur durchquerten. »Wenn man draußen isst, muss man sich immer bewusst machen, dass die Anstandsregeln trotzdem unverändert gelten.«
    Leila stieß einen Seufzer aus. »Ich mag nicht über Manieren reden. Sie sind blöd.«
    »Manieren unterscheiden die Kultivierten von den Provinzlern«, stellte Charlotte klar.
    »Ich dachte, die Kultur sei der Unterschied«, sagte Robbie. jemand hinter ihnen lachte tief. »Jetzt hat er Sie erwischt, Lady Miss Charlotte.« Wynter stand im Eingang der langen Galerie.
    »Papa!« Leila rannte auf ihn zu.
    Er erwartete sie mit ausgebreiteten Armen und gab ihr einen Kuss auf den Kopf, dann schlang er einen Arm um Robbie und zog ihn an sich. Er lächelte breit, aber Charlotte sah Sorgenfalten auf seiner Stirn. Er war barfüßig, sein Hemd stand offen, und er trug weder Kragen noch Weste. Sein Haar sah aus, als habe er es mit den Fingern gekämmt, die Narbe zerteilte sein Gesicht und dann dieser Ohrring …
    Exotisch. Er sah exotisch aus. Das war der wahre Grund, weshalb sie es vermied, mit Wynter und den Kindern zu frühstücken. Er verkörperte alles, was exotisch, unerreichbar und begehrenswert war.
    Hastig wandte sie den Blick ab. »Mylord, wie schön, Sie zu sehen.«
    »Aber Sie schauen ihn ja gar nicht an«, beobachtete Leila von ihrem Hochsitz auf seinem Arm aus.
    »Es ist nur eine Redensart.« Charlotte hielt dies für eine vernünftige Erklärung, aber sie hätte es besser wissen sollen. Die Kinder nahmen alles wörtlich – zumindest im Englischen.
    »Warum sagen Sie etwas, das nicht wahr ist?«, fragte Robbie.
    »Ja, Lady Miss Charlotte, warum?«, ahmte Wynter ihn nach.
    Sie wusste, dass er sich über sie amüsierte. Über sie und alles, was adelig, ehrenhaft und britisch war. Sie drehte sich um, sah ihm direkt in die Augen und sagte: »Höflichkeit erleichtert Situationen, die andernfalls zu Missverständnissen, verletzten Gefühlen, ja Blutvergießen führen würden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass nicht auch im weit entfernten EI Bahar Anstandsregeln beachtet werden.«
    »Wie immer, Lady Miss Charlotte, haben Sie Recht. Anstandsregeln sind sehr wichtig in El Bahar, besonders eine Art von Anstand, die ich in England sehr vermisse.«
    »Was könnte das wohl

Weitere Kostenlose Bücher