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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Cousin. Nur dass … es schwierig ist, genau jetzt eine Stunde in Arithmetik zu geben. Wenn Sie mir früher Bescheid gesagt hätten …«
    Wynter glotzte seine Vorstandsriege an und stellte sich absichtlich dumm.
    »Aber Sie können mir doch über die Profite berichten. Das ist alles, was ich wirklich wissen muss. Und Sie könnten mich in die Abläufe der Firma einweisen. Ist das nicht ohnehin Ihre Aufgabe?«
    Drakely warf einen Blick auf Stewarts weiße Fingerknöchel und entschied, dass jemand etwas tun müsse. »Ja, ja. Natürlich ist das unsere Aufgabe. Nur hat Ihre Mutter ein durchaus reges Interesse an den Vorgängen in der Firma gezeigt und wir dachten, dass Sie … und natürlich Ihr Vater!«
    »Oh, war er gut in Mathematik?«, fragte Wynter dazwischen.
    Drakely war wie vom Blitz gerührt. »Er war … Lord Ruskin war …«
    Shilbottle, ein Gentleman von ungefähr sechzig Jahren, mit einem Gesicht wie zerknautschte Baumwolle, entschied sich, einzugreifen. »Es war bekannt, dass Lord Ruskin auf einen Blick die Summe einer Zahlenreihe erfassen konnte. Deshalb führte seine Lordschaft die Gesellschaft so gut wie freihändig. Als ich vor zweiundfünfzig Jahren als Kohlenträger hier anfing, kannte er den Namen und die Aufgabe jedes einzelnen Mitarbeiters. Er war der Erste, der mein Potenzial erkannte und mir eine Chance gegeben hat. Ihr Vater war ein Heiliger, Junge.«
    »Ein Heiliger.« Wynter erinnerte sich gut an die Kontorsbesuche mit seinem ebenso klugen, wie boshaften Vater. Er wusste, dass allein der Tod aus seinem Vater einen Heiligen machen konnte, und auch nur für diejenigen, die die Wahrheit nicht sehen wollten. »Das habe ich noch niemanden über meinen Vater sagen hören. Aber seit den Tagen seines strengen Regiments ist einiges Wasser die Themse hinuntergeflossen.«
    »So ist es.« Hodges tätschelte sich den Bauch, der unter der Seidenweste hervorquoll. »Ich bin, kurz nachdem Lady Ruskin die Führung übernommen hatte, in die Firma eingetreten. Das waren noch Zeiten. Sie war so rührend in ihrer Trauer über den verlorenen Ehemann und den Sohn. Sie waren natürlich nicht tot, Lord Ruskin, aber sie litt trotzdem sehr.«
    Alle starrten Wynter wütend an. Er hielt ihren Blicken gelassen stand und fragte sich, wie viele der feinen Herren Adorna wohl ausgenutzt und hintergangen hatten.
    Hodges nahm den Faden wieder auf. »Es gab damals ein paar Schweinehunde in der Firma. Männer, die eine so schöne Dame gerne hintergangen hätten. Aber Ihre Mutter hielt sie zum Narren.« Er drohte mit dem Finger. »Sie ist kein Hohlkopf … äh hin … sie ist nicht die zarte Blüte der Weiblichkeit, die sie zu sein scheint. Diese Kerle wiegten sich in Sicherheit, bis sie sie eines Tages vor den Kadi zerrte!«
    Der Mann war eindeutig in Adorna verliebt, und an den begeistert lächelnden Gesichtern ringsum konnte Wynter ablesen, dass seine Mutter auch die anderen in ihren Bann geschlagen hatte. Er dankte Gott für Adornas Fähigkeit, Männern die Köpfe zu verdrehen; sie hatte der Familie ein Vermögen bewahrt, als er – der verdammte, junge Narr – davongelaufen war, um das Abenteuer zu suchen.
    Trotzdem wunderte er sich über diese Männer; ging ihnen nicht auf, dass er ebenso wenig der Hohlkopf war, der er zu sein schien? Glaubten sie wirklich, dass der Aufenthalt in Arabien seinem Verstand geschadet hatte?
    Scheinbar waren sämtliche Engländer der Ansicht, man müsse in Oxford studiert haben, einen schwarzen Anzug tragen und die Luft Britanniens geatmet haben, um die Gesetze der Geschäftswelt zu verstehen. In der Geschäftswelt, dass hätte er ihnen schriftlich geben können, ging es überall haargenau gleich zu.
    Er sagte keinen Ton. Sollten sie die Wahrheit doch auf die harte Tour herausfinden.
    »Meine Mutter ist in der Tat ein Juwel, das farbig und anmutig in der Wüste Englands leuchtet.«
    Die schwarz gekleideten Herren rutschten peinlich berührt in ihren Sesseln herum und Wynter konnte sich kaum das Grinsen verkneifen. Die Engländer gingen so nüchtern mit ihrer Sprache um; er brauchte sich nur ein wenig dichterische Freiheit herauszunehmen, und schon schnaubten sie wie durchgehende Pferde.
    Poesie war ein nützliches Werkzeug.
    Außerdem erheiterte sie Wynter, während er der britischen Gesellschaft nur wenig Erheiterndes abgewinnen konnte.
    »Natürlich verlässt sich Lady Ruskin voll und ganz auf mein Urteil. Sie hat mich ermutigt, die uneingeschränkte Führung zu übernehmen.« Wynter stand auf.

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