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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Die anderen rappelten sich hoch. »So wie ich Ihrem Urteil vertraue. Um Ihnen etwas abzunehmen, meine Herren, werde ich diese Bücher mit in mein Büro nehmen. Aber in einer halben Stunde bin ich mit einem alten Freund verabredet. Es wird mir also nicht möglich sein, die Bücher sorgfältig zu prüfen.« Er strich sich mit voller Absicht das Haar hinters Ohr, um seinen Ohrring zu zeigen und in der schockierten Stille den Raum zu verlassen.
    Er war den Korridor noch nicht weit hinuntergelaufen, da hörte er hinter sich Gelächter ausbrechen, das aber ebenso schnell wieder erstarb.
    Scheinbar hielten die englischen Geschäftsleute nicht nur seinen Verstand, sondern auch sein Gehör für mangelhaft. Schließlich erreichte er das luxuriöse Büro, in dem früher Vater und Mutter gearbeitet hatten, und machte die Tür hinter sich zu. Er legte das Hauptbuch auf seinen Schreibtisch, setzte sich und begann, Seite für Seite, Spalte für Spalte im Kopf zu addieren – genauso wie sein Vater es ihm beigebracht hatte.
    Liebe Hannah und Pamela,
    Lady Ruskin hat mir freundlicherweise die Erlaubnis gegeben, einen Brief an euch, meine engsten Freundinnen und Vertrauten, zu schicken. Und so schreibe ich euch von den Ereignissen der vergangenen drei Wochen.
    Zunächst möchte ich euch beruhigen. Ich bin bislang mit keinem der Bewohner von Porterbridge Hall in Berührung gekommen, und habe es sogar vermieden, in die Kirche in Wesford Village zu gehen, und zwar unter dem Vorwand, damit noch warten zu wollen, bis die Kinder gesellschaftsfähig sind. Natürlich ist das furchtbar feige von mir Meine einzige Entschuldigung ist, dass mich allein die Vorstellung, die bekannten, verächtlichen Gesichter zu sehen, ganz krank macht. Als Strafe dafür schwebt die Furcht, einen meiner Vetter, oder meine Tante oder, Gott bewahre, meinen Onkel zu treffen, über mir wie ein Damoklesschwert. Ihr seid die Einzigen, mit denen ich über diese Dinge sprechen kann.
    Ich versichere euch, alles wird gut werden, und ihr braucht euch keine Sorgen zu machen.
    Die Situation, die ich in Austinpark Manor vorfand, entsprach dem, was Lady Ruskin uns geschildert hatte. Den Kindern wurden Freiheiten eingeräumt, die weit
über die ihrer englischen Altersgenossen hinausgehen. Die kleinsten und scheinbar einfachsten Dinge muss man ihnen erklären. Ein Beispiel: ich musste Robbie und Leila erklären, dass man auf einem Stuhl mit fester Lehne nicht sitzt, indem man sich rücklings auf den Boden und die Fersen auf die Sitzfläche legt. Leila meinte, dass ihr in dieser Stellung leichter fiele zu lernen.
    Liebe Freundinnen! Nicht dass ihr denkt, sie hätte es frech gesagt. Diese Kinder sind nicht frech. Tatsächlich scheinen sie eine angeborene Freundlichkeit gegenüber anderen zu besitzen. Ihre. Höflichkeit ist ganz natürlich und ihre Neugier und gute Laune machen es mir zum Vergnügen, sie zu unterrichten. Nichtsdestotrotz scheitern sie, wenn es um die Auswahl der richtigen Gabel geht oder wie tief sie sich verbeugen bzw. knicksen sollen, und besonders schwer tun sie sich mit den Feinheiten der Konversation. Es ist merkwürdig, dass ich die Fächer, die ich bisher selten unterrichtet habe – Mathematik, Naturwissenschaften, Sprachen, Geographie – nun leicht lehre, aber in dem Fach, auf das sich mein guter Ruf begründet, andauernd versage.
    Aber ich schweife ab. Ich habe den Kindern erklärt, dass sie, während sie auf dem Boden lümmeln, den langen Papierbogen mit den sorgsam geschriebenen Buchstaben nicht sehen können, oder die Landkarte oder die Schiefertafel, auf der konjugierte französische und lateinische Verben stehen. Robbie gab zu, dass sie mit den Füßen nicht sehen können. Seitdem sitzen die Kinder korrekt auf ihren Stühlen. ja, meine Lieben, ich bin gefordert, aber auf eine ganz erfreuliche Art und Weise.
    Zu meiner großen Erleichterung hat der Vater der Kinder seit meiner Ankunft die meiste Zeit mit Lady Ruskin in London verbracht. Ach, aber ihr wusstet ja noch gar nicht, dass der Vater der Kinder lebt, nicht wahr? Vielleicht habe ich da etwas Falsches vorausgesetzt. Er existiert sehr wohl. Ich berichte ihm einmal wöchentlich und erfragt mich bei diesen Gelegenheiten sehr gründlich aus. Er liebt Robbie und Leila über alles und frühstückt mit ihnen, wann immer es ihm möglich ist. Während ich sehr froh bin, von einem Vater unterstützt zu werden, der derart regen Anteil an der Entwicklung seiner Kinder nimmt, bin ich doch gleichzeitig

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