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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Während die beiden sich um die Kissen balgten, betrachtete Charlotte das Zimmer eingehender.
    Der Raum lag nicht auf der Etage, die üblicherweise die Gouvernante, die Amme und die Kinder beherbergte, sondern im ersten Stockwerk. Er war höchst elegant möbliert. Die Tapete war blassgrün und golden gestreift. Zwei große, mit Fransen besetzte Aubusson-Läufer lagen zu beiden Seiten des Bettes, damit Charlottes Füße beim Aufstehen nicht den kalten Boden berührten. Zwei Stühle und ein Bänkchen mit hoher Lehne waren um den Kamin gruppiert – eine weitere Annehmlichkeit, die Charlotte nicht mehr genossen hatte, seit sie das Haus ihres Onkel verlassen hatte.
    Aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, dass man sie bestechen wollte.
    Aber wozu? Charlotte konnte sich nicht vorstellen, was ihr hinsichtlich der Kinder noch bevorstehen könnte. Sie schienen in Mathematik hervorragend zu sein, im Lesen mangelhaft, ungezogen, rebellisch und hochintelligent, ergo erziehbar.
    »Was ist das für ein Buch?«, fragte Leila.
    »Es ist neu. Ich habe es gerade erst selbst gelesen und mir wurde gesagt, dass noch mehr Geschichten erscheinen werden.« Charlotte strich über den Ledereinband ihrer letzten, kostbarsten Neuerwerbung. »Es heißt
Geschichten aus Tausendundeiner Nacht.«
    »Wovon handelt es?« Robbie nahm den Rechenschieber und handhabte ihn schon sehr geschickt.
    Charlotte vermutete, dass er den Umgang mit dem Instrument, mit dem sie selbst so gerungen hatte, wohl ganz alleine erlernen würde. Hoffentlich war er nicht bereits in Algebra und Geometrie unterrichtet worden, sonst müsste sie sich die Nächte um die Ohren schlagen, um ihm voraus zu sein.
    Sie schlug das Buch auf und erklärte: »Es handelt von einer sehr klugen Lady und den Geschichten, die sie erzählt.«
    »Mama hat uns früher Geschichten erzählt«, sagte Robbie. »Leila kann sich nicht an Mama erinnern. Sie war noch sehr jung als sie starb.«
    Es gehörte sich nicht, ein Kind auszuhorchen, aber Charlotte war einfach zu neugierig. »Wie jung?«
    »Sie war drei, ich sieben.« Sein Kinn zitterte einen kurzen Moment. »Ich kann mich an sie erinnern.«
    »Dann lebt sie in deinem Herzen weiter«, sagte Charlotte sanft.
    »Was heißt das?«, fragte Leila.
    »Sie meint, dass ich Mutter immer noch sehen kann, wenn ich die Augen schließe.« Robbie klang ungeduldig, aber Charlotte war sich recht sicher, dass die Ungeduld nur vorgetäuscht war. »Mama war klein und dick und lächelte mich immer an.«
    »Hat sie mich auch angelächelt?«
    »Dich auch.«
    »Sie mochte mich«, triumphierte Leila. »Wo ist Ihre Mutter, Lady Miss Charlotte?«
    Charlotte zögerte, das Mädchen hinsichtlich des Titels zu korrigieren. Die Anrede war natürlich falsch, aber irgendwie charmant und außerdem war es vielleicht unklug, dem Vater des Kindes zu widersprechen. »Meine Mutter ist tot.« Sie ahnte die nächste Frage und fügte hinzu: »Mein Vater auch. Sie starben als ich elf Jahre alt war. Also hatte ich Glück. Ich hatte sie länger als du deine Mutter.«
    »Glück«, echote Leila.
    Charlotte presste ihre Hand auf das weiße Papier mit der klar gedruckten, schwarzen Schrift. »Sollen wir jetzt lesen?«
    »Mathematik ist nicht gerade meine Stärke.« Wynter starrte verdutzt auf das dicke Hauptbuch, das sein Vetter Stewart vor ihm aufgeschlagen hatte. Dann sah er hoch, auf die Versammlung von Ehrenmännern in schwarzen Anzügen, die zu beiden Seiten des Konferenztisches im Londoner Büro der Ruskin Frachtgesellschaft saßen. »Würden Sie mir das bitte erklären?«
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie Stewart den Ledereinband des Hauptbuches fest umklammert hielt. Mr. Hodges lief so rot an, dass Wynter befürchtete, er könnte einen Schlaganfall erleiden. Mr. Read drehte die Papiere vor sich zu Rollen zusammen. Sir Drakely strich sich über den Oberlippenbart, um sein Grinsen zu kaschieren. Und Mr. Shilbottle erlitt einen Hustenanfall.
    Wynter riss die Augen weit auf und richtete seinen Blick auf Stewart. »Gibt es ein Problem?«
    In der kommenden Woche beging Stewart seinen siebenundfünfzigten Geburtstag, und jeder Tag seines Alters war ihm am Gesicht abzulesen. Sein dürrer, langer Körper war gebeugt, sein braunes Haar dünnte aus, und die Nasenspitze hing ihm bis zu den schmalen Lippen. Nichtsdestotrotz sah er fast genauso aus, wie Wynter ihn in Erinnerung hatte. Stewart war als Greis zur Welt gekommen.
    Er blickte zwar gütig, aber er klang aufgebracht: »Ganz und gar nicht,

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