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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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setzte sich an Siobhans Schreibtisch und nahm bewundernd zur Kenntnis, wie aufgeräumt er war. Er zog eine Schublade auf: Sie war ebenso aufgeräumt. Fächer, dachte er. Clarke beherrschte wirklich die Kunst, ihr Leben in säuberlich voneinander getrennte Fächer zu unterteilen. »Jake Tarawicz ist in der Stadt. Er fährt so eine protzige weiße Limousine, ist nicht zu übersehen.« Rebus hielt inne. »Und er hat Candice bei sich.«
    »Was hat er hier zu suchen?«
    »Ich glaube, er will sich die Show ansehen.«
    »Welche Show?«
    »Cafferty gegen Telford, fünfzehn Runden ohne Handschuhe und Schiedsrichter.« Rebus beugte sich vor, die Unterarme auf der Schreibtischplatte. »Und ich hab so eine Ahnung, worauf es hinauslaufen wird.« Rebus fuhr nach Haus, rief Patience an und sagte ihr, dass er sich möglicherweise verspäten würde.
    »Wie sehr?«, fragte sie.
    »Wie sehr darf ich, ohne dass wir Krach kriegen?« Sie überlegte. »Halb neun.«
    »Dann bis dann.«
    Er hörte seinen AB ab: David Levy teilte ihm mit, er sei zu Hause zu erreichen.
    »Wo zum Teufel haben Sie gesteckt?«, fragte Rebus, als Levys Tochter ihren Vater an den Apparat geholt hatte.
    »Ich war anderweitig beschäftigt.«
    »Ihre Tochter hat sich ziemliche Sorgen gemacht. Sie hätten sie ja auch anrufen können.«
    »Sind Sie neuerdings als Familienberater tätig?«
    »Und meine fachkundigen Ratschläge kosten Sie nichts, wenn Sie mir ein paar Fragen beantworten. Sie wissen, dass Lintz tot ist?«
    »Ich habe davon gehört.«
    »Wo befanden Sie sich gerade, als Sie davon gehört haben?«
    »Ich sagte Ihnen doch, ich war beschäftigt... Inspector, zähle etwa ich zu den Verdächtigen?«
    »Sie sind praktisch der einzige, den wir haben.«
    Levy stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus. »Das ist absurd. Ich bin kein...«Er konnte das Wort nicht aussprechen. Rebus vermutete, dass seine Tochter sich in Hörweite befand. »Warten Sie bitte einen Moment.« Eine Hand legte sich auf die Sprechmuschel: Levy schickte seine Tochter aus dem Zimmer. Als er sich wieder meldete, sprach er leiser.
    »Inspector, jetzt zum Mitschreiben: Sie machen sich keinen Begriff davon, wie wütend ich war, als ich davon erfahren habe. Mag sein, dass damit der Gerechtigkeit Genüge getan wurde - mit diesem Aspekt kann ich mich im Moment nicht auseinander setzen -, aber sicher, absolut sicher ist, dass die Geschichte um ihr Recht betrogen wurde!«
    »Um den Prozess?«
    »Natürlich! Und ebenso um die ›Rattenlinie‹. Mit jedem Verdächtigen, der stirbt, verringern sich die Chancen, deren Existenz nachzuweisen. Lintz ist nämlich keineswegs der Erste, der abtritt. Ein Mann hat sich tot gefahren -Bremsversagen. Ein anderer ist aus dem Fenster gefallen. Dann gab es zwei angebliche Selbstmorde und sechs weitere Fälle, die nach natürlichen Ursachen aussahen.«
    »Bekomme ich jetzt die ganze Verschwörungstheorie aufgetischt?«
    »Das ist kein Witz, Inspector.«
    »Habe ich vielleicht gelacht? Was ist mit Ihnen, Mr. Levy? Wann haben Sie Edinburgh verlassen?«
    »Vor Lintz' Tod.«
    »Haben Sie ihn gesprochen?« Rebus wusste, dass dem so war, rechnete aber mit einer Lüge. Levy schwieg kurz. »Zur Rede gestellt wäre wohl der treffendere Ausdruck.«
    »Nur das eine Mal?«
    »Dreimal. Er war nicht sehr darauf erpicht, über sich zu reden, aber ich habe meinen Standpunkt trotzdem dargestellt.«
    »Und das Telefonat?«
    Levy schwieg kurz. »Was für ein Telefonat?«
    »Als er Sie im Roxburghe angerufen hat.«
    »Ich wünschte, ich hätte es für die Nachwelt aufgezeichnet. Wut, Inspector. Nackte Wut. Er war wahnsinnig, ohne jeden Zweifel.«
    »Wahnsinnig?«
    »Sie haben ihn nicht gehört. Er beherrschte es sehr gut, vollkommen normal zu wirken - muss er ja auch, sonst wäre er nicht so lange unentdeckt geblieben. Aber der Mann ist... war... wahnsinnig. Buchstäblich wahnsinnig.«
    Rebus dachte an den gebeugten alten Mann auf dem Friedhof und wie er plötzlich auf einen vorbeilaufenden Hund losgegangen war. Von Gelassenheit zu schäumender Wut und abermaliger Gelassenheit.
    »Die Geschichte, die er mir erzählte...« Levy seufzte.
    »War das im Restaurant?«
    »Was für einem Restaurant?«
    »Verzeihung, ich dachte, Sie seien miteinander essen gewesen.«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass das nicht der Fall war.«
    »Und, wie lautete nun seine Geschichte?«
    »Diese Männer, Inspector, schaffen es früher oder später immer, ihre Taten zu rechtfertigen, indem sie sie aus ihrem Bewusstsein

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