Rebus - 09 - Die Sünden der Väter
mehr dahinter«, sagte Rebus. »Die Ohren offen halten, wenn die Kundschaft schwatzt, ist eine Sache, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Maclean's-Leute sich da hinstellen und über die verschiedenen Sicherheitssysteme plaudern und wie man sie am besten austricksen kann. Dec und Ken sind geschwätzig, ideal für den Job, für den Telford sie ausgesucht hat. Aber wenn sie anfangen sollten, zu viele Fragen zu stellen, würden sich die Leute wundern.«
»Also worauf ist Telford dann aus?«, fragte Ormiston.
»Auf einen Maulwurf«, warf Siobhan Clarke ein.
»Klingt einleuchtend«, fuhr Davidson fort. »Das Gebäude ist gut geschützt, aber nicht uneinnehmbar. Und wie wir alle wissen, lässt sich jeder Einbruch erheblich leichter bewerkstelligen, wenn man einen Mann drin hat.«
»Also, was machen wir?«, fragte Clarke.
»Wir gehen auf Telfords Spiel ein, aber nach unseren Regeln«, erklärte Rebus. »Er will einen Maulwurf, wir liefern ihm einen.«
»Ich treffe mich später mit dem Chef von Maclean's«, sagte Davidson.
»Ich bin dabei«, meinte Claverhouse, der nicht außen vor bleiben wollte.
»Wir platzieren also einen von unseren Leuten in der Fabrik.« Clarke dachte schon weiter. »Und er reißt im Geschäft das Maul auf und macht denen einen attraktiven Vorschlag. Und wir sitzen hier und beten darum, dass Telford ausgerechnet unseren Mann zu rekrutieren versucht?«
»Je weniger wir dem Zufall überlassen, desto besser«, sagte Claverhouse. »Wir müssen es möglichst geschickt anstellen.«
»Weswegen wir es folgendermaßen machen«, sagte Rebus. »Es gibt da einen Buchmacher namens Marty Jones. Der schuldet mir eine ziemlich große Gefälligkeit. Sagen wir mal, unser Mann ist gerade in Telfords Laden gewesen. Wie er rauskommt, hält ein Auto am Straßenrand. Marty und ein paar seiner Männer. Marty will Wettschulden eintreiben. Großes Geschrei, dann zur Warnung einen voll in die Wampe.«
Clarke begriff. »Er torkelt zurück in den Laden, setzt sich hin, um wieder zu Atem zu kommen. Dec und Ken fragen ihn, was los ist.«
»Und er verklickert ihnen die ganze Geschichte: Spielschulden, Ehe im Eimer, das ganze Pipapo.«
»Und um ihn noch attraktiver zu machen«, sagte Davidson, »versetzen wir ihn zum Sicherheitsdienst.« Ormiston sah ihn an. »Und Sie meinen, die von Maclean's steigen darauf ein?«
»Wir werden schon überzeugende Argumente finden«, antwortete Claverhouse ruhig.
»Die wichtigere Frage ist«, warf Clarke ein, »steigt Telford darauf ein?«
»Hängt davon ab, wie wichtig ihm die Sache ist«, antwortete Rebus.
»Ein Maulwurf...« Ormistons Augen leuchteten. »Unser Mann bei Telford - das ist genau das, was wir uns die ganze Zeit gewünscht haben.«
Claverhouse nickte. »Es gibt nur ein Problem. Wer soll es sein? Telford kennt uns.«
»Wir nehmen jemand von außerhalb«, erklärte Rebus. »Jemanden, mit dem ich schon früher zusammengearbeitet habe. Telford dürfte noch nie was von ihm gehört haben. Er ist ein guter Mann.«
»Und macht er mit?« Schweigen in der Runde.
»Hängt davon ab, wer ihn fragt«, sagte eine Stimme von der Tür her. Ein stämmiger Mann mit dichtem, gepflegtem Haar und schmalen Augen. Rebus stand auf, gab Jack Morton die Hand, machte ihn mit den anderen bekannt.
»Ich werde eine Legende brauchen«, sagte Morton, gleich bei der Sache. John hat mir die Idee erklärt, und sie gefällt mir, aber ich benötige eine Unterkunft, entsprechend gammelig und möglichst in der Nähe.«
»Gleich morgen früh«, erwiderte Claverhouse. »Aber wir müssen mit unseren Chefs reden, sicherstellen, dass wir auch ihren Segen haben.« Er schaute Morton an. »Was haben Sie denn Ihrem Boss gesagt?«
»Ich hatte noch ein paar Tage Urlaub gut, da kann ich mir Erklärungen sparen.« Claverhouse nickte. »Ich red mit ihm, sobald wir grünes Licht haben.«
»Grünes Licht brauchen wir heute Abend« , sagte Rebus. »Telfords Männer könnten sich schon jemanden ausgesucht haben. Wenn wir Zeit verlieren, könnten wir den Anschluss verpassen.«
»Stimmt«, sagte Claverhouse mit einem Blick auf die Uhr. »Ich werd ein paar Anrufe machen, ein paar Verdauungswhiskys unterbrechen.«
»Wenn Sie Hilfe brauchen...«, meinte Davidson.
Rebus sah Jack Morton - seinen Freund - an und formte lautlos das Wort »danke«. Morton zuckte nur wegwerfend die Achseln. Dann stand Rebus auf.
»Ich muss Sie jetzt leider sich selbst überlassen«, sagte er der versammelten Mannschaft. »Sie haben
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