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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Schreibtisch zugewandt standen.
    »Furchtbares Durcheinander«, sagte er und stieß mit dem Fuß einen Stapel Bücher um.
    »Ich kenne das, Sir«, stimmte Hogan ihm zu.
    Colquhoun spähte in Rebus' Richtung. »Meine Sekretärin sagte, Sie hätten die Bibliothek benutzt.«
    »Nur ein paar Wissenslücken gefüllt, Sir.« Rebus sprach mit betont ruhiger Stimme.
    »Ja, Candice...«, sagte Colquhoun nachdenklich. »Ist sie...? Ich meine, hat sie...?«
    »Heute allerdings«, unterbrach ihn Hogan, »möchten wir uns mit Ihnen über Joseph Lintz unterhalten, Sir.« Colquhoun ließ sich schwerfällig auf seinem Holzstuhl nieder, der unter der Belastung ächzte. Dann sprang er wieder auf. »Tee, Kaffee? Sie müssen die Unordnung verzeihen. Normalerweise sieht's hier nicht so chaotisch aus...«
    »Nicht für uns, danke«, antwortete Hogan. »Wenn Sie sich einfach setzen würden...?«
    »Natürlich, natürlich.« Colquhoun ließ sich wieder auf seinen Stuhl sacken.
    »Joseph Lintz, Sir«, soufflierte Hogan.
    »Schreckliche Tragödie... schrecklich. Es soll ja Mord gewesen sein, wissen Sie...«
    »Ja, Sir, das ist uns bekannt.«
    »Ja, natürlich. Bitte um Entschuldigung.«
    Der Schreibtisch, an dem Colquhoun saß, war ebenso museumsreif wie wurmstichig. Die Regalbretter bogen sich unter der Last von Fachbüchern. An den Wänden hingen gerahmte alte Drucke und eine Schiefertafel, auf der das Wort CHARAKTER geschrieben stand. Auf der Fensterbank stapelten sich Seminararbeiten und sonstiger Papierkram so hoch, dass sie die zwei unteren Scheiben fast völlig verdeckten. Der ganze Raum roch nach ranzig gewordenem Intellekt.
    »Es geht nur darum, dass Ihr Name in Mr. Lintz' Adressbuch stand, Sir«, fuhr Hogan fort. »Und wir unterhalten uns mit allen seinen Freunden.«
    »Freunden?« Colquhoun blickte auf. »Ich hätte uns nicht gerade als ›Freunde‹ bezeichnet. Wir waren Kollegen, aber ich glaube nicht, dass wir uns im Laufe der letzten zwanzig Jahre häufiger als drei- oder viermal außerhalb von Lehrveranstaltungen gesehen haben.«
    »Seltsam, er scheint sich für Sie interessiert zu haben, Sir.« Hogan schlug seinen Notizblock auf. »Seit der Zeit, als sie an der Warrender ParkTerrace wohnten.«
    »Das war ja noch in den Siebzigerjahren.«
    »Er hatte auch Ihre Telefonnummer. Danach ist es eine Adresse in Currie.«
    »Ich dachte damals, ich sei jetzt reif für das Landleben...«
    »In Currie?« Hogan klang skeptisch.
    Colquhoun tippte sich an die Schläfe. »Schließlich habe ich meinen Irrtum erkannt.«
    »Und sind nach Duddingston gezogen.«
    »Nicht sofort. Ich habe noch hier und da zur Miete gewohnt, während ich nach einem geeigneten Kaufobjekt suchte.«
    »Mr. Lintz kannte Ihre Telefonnummer in Currie, aber nicht die in Duddingston.«
    »Interessant. Als ich da einzog, habe ich mir eine Geheimnummer geben lassen.«
    »Hatten Sie dafür einen besonderen Grund, Sir?«
    Colquhoun pendelte auf seinem Stuhl hin und her. »Tja, ich fürchte, das werden Sie jetzt nicht verstehen...«
    »Lassen wir's doch auf einen Versuch ankommen.«
    »Ich wollte nicht von meinen Studenten belästigt werden.«
    »Haben sie das denn getan?«
    »O ja, riefen ständig an, um irgendwas zu fragen, mich um Ratschläge zu bitten. Machten sich Sorgen wegen irgendwelcher Examensarbeiten oder wollten, dass ich Abgabefristen für Referate verlängerte.«
    »Können Sie sich daran erinnern, Mr. Lintz Ihre Adresse gegeben zu haben, Sir?«
    »Nein, tut mir Leid.«
    »Sind Sie sich da sicher?«
    »Ja, aber es dürfte kein Problem für ihn gewesen sein, sie auf anderem Weg herauszufinden. Ich meine, er hätte nur eine der Sekretärinnen zu fragen brauchen.«
    Colquhoun wirkte zunehmend unruhiger. Es hielt ihn kaum noch auf dem Stuhl.
    »Sir«, sagte Hogan, »gibt es irgendetwas, das Sie uns über Mr. Lintz sagen möchten - egal, was?« Colquhoun schüttelte lediglich den Kopf, die Augen starr auf die Schreibtischplatte gerichtet.
    Rebus beschloss, den Joker auszuspielen. »Mr. Lintz hat hier angerufen. Das Gespräch dauerte über zwanzig Minuten.«
    »Das ist... einfach nicht wahr.« Colquhoun wischte sich mit einem Taschentuch übers Gesicht. »Hören Sie, Gentlemen, ich würde Ihnen ja gern helfen, aber Tatsache ist, dass ich Joseph Lintz so gut wie gar nicht kannte.«
    »Und er hat Sie nicht angerufen?«
    »Nein.«
    »Und Sie können sich auch nicht vorstellen, warum er sich ihre verschiedenen Edinburgher Adressen der letzten drei Jahrzehnte notiert haben

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