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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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öffnen muss.« Rebus sah an sich hinunter, machte sich an die Ausbesserungsarbeiten.
    »Wer war das?«, bohrte Abernethy nach.
    »Ein Tschetschene aus Newcastle.«
    »Reist wohl nicht gern ohne Begleitung, was?« Abernethy marschierte im Zimmer herum, entdeckte das blanke Kabel, machte »tch-tch« und zog den Stecker aus der Wand. »Ein bisschen Spaß miteinander gehabt?«, fragte er.
    »Keine Angst«, erwiderte Rebus, »ich hab alles im Griff.«
    Abernethy lachte.
    »Was wollen Sie überhaupt?«
    »Ich hab Ihnen jemand mitgebracht.« Er nickte in Richtung Wohnungstür. Dort stand ein distinguiert aussehender Herr in einem dreiviertellangen schwarzen Wollmantel und einem weißen Seidenschal. Sein vollkommen kahler Schädel wölbte sich wie eine Kuppel, und seine Wangen waren rot von der Kälte. Er hatte Schnupfen und putzte sich gerade die Nase.
    »Ich dachte, wir könnten vielleicht irgendwohin gehen«, sagte der Mann mit einer makellosen Aussprache, und blickte sich im Zimmer um, ohne Rebus auch nur eines Blickes zu würdigen. »Einen Happen essen, wenn Sie Hunger haben.«
    »Hab ich nicht«, sagte Rebus.
    »Dann was trinken.«
    »Es gibt Whisky in der Küche.«
    Der Mann sah wenig begeistert aus.
    »Hören Sie, Kumpel«, meinte Rebus, »ich bleibe hier. Sie können ebenfalls bleiben oder sich verpissen.«
    »Ich verstehe«, erwiderte der Mann. Er steckte sein Taschentuch ein und trat mit ausgestreckter Hand vor. »Ich heiße übrigens Harris.«
    Als Rebus die dargebotene Hand nahm, erwartete er, dass sie Funken sprühen würde.
    »Mr. Harris, setzen wir uns an den Esstisch.« Rebus stand auf. Er war zittrig, aber seine Knie taten immerhin ihren Dienst. Abernethy kam mit der Flasche und drei Gläsern aus der Küche. Verschwand wieder und kehrte mit einem Krug Wasser zurück.
    Ganz der perfekte Gastgeber, schenkte Rebus ein. Sein rechter Arm zitterte. Er fühlte sich desorientiert. Adrenalin und Elektrizität durchzuckten seinen Körper.
    »Släinteh , sagte er und hob das Glas. Dann roch er aber nur daran. Pakt mit dem Alten: kein Alkohol, dafür Sammy gesund. Ihm tat der Hals weh, als er schluckte, aber er stellte das Glas wieder hin, ohne es an die Lippen geführt zu haben. Harris goss sich viel zu viel Wasser ins Glas. Selbst Abernethy schaute missbilligend.
    »Also, Mr. Harris«, begann Rebus und rieb sich den Hals, »wer zum Teufel sind Sie eigentlich?« Harris rang sich ein Lächeln ab. Er spielte mit seinem Glas.
    »Ich bin Angehöriger eines unserer Nachrichtendienste, Inspector. Ich weiß, was Sie jetzt wahrscheinlich denken, aber ich fürchte, die Realität ist weit prosaischer. Nachrichtendienstliche Tätigkeit besteht weitestgehend im Sichten, Sortieren und Archivieren von Informationen.«
    »Und Sie sind hier wegen Joseph Lintz?«
    »Ich bin hier, weil Sie nach DI Abernethys Aussage entschlossen sind, die Ermordung Joseph Lintz' mit den verschiedenen Anschuldigungen in Verbindung zu bringen, die in letzter Zeit gegen ihn erhoben worden sind.«
    »Und?«
    »Und das ist natürlich Ihr gutes Recht. Doch es gibt gewisse nicht unbedingt zur Sache gehörige Fakten, die sich als... peinlich erweisen könnten, wenn sie an die Öffentlichkeit gelangten.«
    »Wie zum Beispiel, dass Lintz tatsächlich Linzstek war und über die Rattenlinie, wahrscheinlich mit tatkräftiger Unterstützung des Vatikans, ins Land gelangte?«
    »Ob Lintz und Linzstek miteinander identisch waren...
    kann ich ihnen nicht sagen. Unmittelbar nach dem Krieg wurden viele Akten zerstört.«
    »Aber in dieses Land wurde ›Joseph Lintz‹ von den Alliierten gebracht?«
    »Ja.«
    »Und warum haben wir das getan?«
    »Lintz war diesem Land von Nutzen, Inspector.«
    Rebus schenkte Abernethy nach. Harris hatte seinen Whisky nicht angerührt. »Inwiefern nützlich?«
    »Er war ein angesehener Mann. Als solcher wurde er zu internationalen Kongressen und zu Gastvorlesungen überall auf der Welt eingeladen. Während dieser Auslandsreisen arbeitete er für uns. Übersetzte, sammelte Informationen, rekrutierte...«
    »Er rekrutierte Agenten in anderen Ländern?« Rebus starrte Harris an. »Er war ein Spion?«
    »Er erledigte einige gefährliche und... wichtige Aufträge für dieses Land.«
    »Und wurde dafür belohnt. Das Haus in der Heriot Row?«
    »Er hat sich in der Anfangszeit jeden Penny redlich verdient.« Rebus hörte aus Harris' Ton etwas heraus. »Was passierte dann?«
    »Er wurde... unzuverlässig.« Harris führte sein Glas an die Nase,

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