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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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empörendste Verhalten ist, das ich je -«
    »Sie halten das für empörendes Verhalten?«, entgegnete Rebus. »Wie es im Song so schön heißt: ›You ain't seen nothing yet.‹
    »Hören Sie, es ist mir klar, dass Sie -«
    Ohne ihn weiter zu beachten, knallte Rebus den Aktendeckel auf den Tisch und schob ihn Pretty-Boy zu.
    »Werfen Sie da mal einen Blick hinein.«
    Pretty-Boy trug einen schiefergrauen Anzug und ein violettes Hemd mit offenem Kragen. Hatte diesmal keine Sonnenbrille oder Autoschlüssel dabei. Er war von seiner Wohnung in der Neustadt abgeholt worden. Kommentar eines der Beamten, die dazu abkommandiert worden waren: »Dickste Hi-Fi-Anlage, die ich in meinem Leben gesehen habe. Der Scheißkerl war hellwach und hörte sich Patsy Cline an.«
    Rebus fing an, »Crazy« zu pfeifen; das verschaffte ihm Pretty-Boys Aufmerksamkeit und ein ironisches Lächeln, aber der Junggangster hielt weiter die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Ich würd's an Ihrer Stelle tun«, sagte Rebus.
    »Fertig«, ließ sich Hogan vernehmen, womit er meinte, dass die zwei Geräte eingeschaltet waren. Sie brachten die Formalitäten hinter sich: Datum und Uhrzeit, Ort, Namen der anwesenden Personen. Rebus sah den Rechtsanwalt an und lächelte. Er musste ganz schön teuer sein. Wie immer hatte Telford zweifellos das Kostspieligste geordert.
    »Kennen Sie Elton John, Brian?«, fragte Rebus. »Da gibt's so einen Song von ihm: ›Someone Saved My Life Tonight‹. Wenn Sie da reingeschaut haben« - er tippte auf die Mappe -, »werden Sie mir den vorjodeln. Na los, Sie wissen selbst, dass es das Vernünftigste ist. Ich treib keine Spielchen, und Sie brauchen auch nichts zu sagen. Aber Sie sollten sich wirklich einen Gefallen tun...«
    »Ich hab nichts zu sagen.«
    Rebus zuckte die Achseln. »Öffnen Sie einfach die Mappe, werfen Sie einen Blick hinein.« Pretty-Boy sah seinen Anwalt an; der schien gewisse Zweifel zu haben.
    »Ihr Mandant wird sich dadurch nicht belasten«, erklärte Rebus. »Wenn Sie zuerst lesen möchten, was da drinsteht, auch gut. Es wird Ihnen vielleicht nicht viel sagen, aber bitte.«
    Der Anwalt öffnete die Mappe, fand darin ein Dutzend beschriebene Blätter.
    »Ich bitte schon vorab um Entschuldigung für etwaige Tippfehler«, sagte Rebus. »Ich war ziemlich in Eile.« Pretty-Boy warf nicht einmal einen Blick auf das Material. Er hielt die Augen auf Rebus gerichtet, während der Anwalt die Seiten durchblätterte.
    »Es ist Ihnen doch klar«, sagte der Anwalt endlich, »dass Sie keinerlei Beweise für diese Unterstellungen haben?«
    »Wenn das Ihre Ansicht ist - bitte. Ich verlange von Mr. Summers nicht, dass er irgendetwas davon einräumt oder bestreitet. Wie gesagt, er kann von mir aus gern den Taubstummen spielen, solange er seine Augen benutzt.«
    Ein Lächeln von Seiten Pretty-Boys, dann ein Blick zum Anwalt, der die Achseln zuckte und ihm erklärte, er habe nichts zu befürchten. Wieder ein Blick auf Rebus, und Pretty-Boy griff sich das erste Blatt und begann zu lesen.
    »Nur für das Tonbandprotokoll«, sagte Rebus: »Mr. Summers liest jetzt einen vorläufigen Bericht, den ich heute früh abgefasst habe.« Rebus hielt kurz inne. »Ich meine eigentlich gestern, Samstag. Er liest meine Interpretation bestimmter Ereignisse der letzten Zeit in und um Edinburgh, Ereignisse, die mit seinem Arbeitgeber, Thomas Telford, einem japanischen Konsortium - hinter dem sich meiner Meinung nach in Wirklichkeit die Yakuza verbirgt -und einem Gentleman aus Newcastle namens Jake Tarawicz in Zusammenhang stehen.«
    Er schwieg. Der Rechtsanwalt sagte: »So weit keine Einwände.« Rebus nickte und fuhr fort.
    »Meine Sicht der Ereignisse ist wie folgt: Jake Tarawicz ging nur deswegen mit Thomas Telford eine geschäftliche Verbindung ein, weil er an etwas interessiert war, was Letzterer hatte: nämlich eine todsichere Methode, Drogen nach Großbritannien zu schmuggeln, ohne Verdacht zu erregen.
    Entweder das, oder Tarawicz beschloss erst später, nachdem sich ihre Geschäftsbeziehungen gefestigt hatten, Telfords Revier zu übernehmen. Um dies zu erreichen, hat er einen Krieg zwischen Telford und Morris Gerald Cafferty angezettelt. Das war nicht schwer zu bewerkstelligen. Telford war, wahrscheinlich von Tarawicz angestachelt, auf aggressive Weise in Caffertys Territorium eingedrungen. Alles, was Tarawicz noch tun musste, war, dafür zu sorgen, dass die Situation eskalierte. Zu diesem Zweck befahl er einem seiner Männer, einen

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