Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Vielleicht würde sich beim flüchtigen Fahrer allmählich das schlechte Gewissen melden. Vielleicht hatte noch jemand im Auto gesessen... Es war schwer, ein Geheimnis ganz für sich zu behalten, irgendjemandem vertraute man sich in der Regel immer an.
    Er probierte es im Remnant Kings, aber natürlich war das Geschäft nachts geschlossen gewesen, also stieg er die Treppen hinauf zu den Wohnungen. In der ersten war niemand da. Er schrieb ein paar Zeilen auf die Rückseite einer Visitenkarte und schob sie durch den Briefkastenschlitz, dann notierte er sich den Namen an der Tür. Wenn sie sich nicht meldeten, würde er es tun. Die zweite Tür öffnete ein junger Mann. Er war höchstens Anfang zwanzig und strich sich eine üppige schwarze Tolle aus den Augen. Er trug eine Buddy-Holly-Brille und hatte Aknenarben um den Mund. Rebus stellte sich vor. Die Hand fuhr wieder an die Haare, dazu ein Blick über die Schulter in die Wohnung.
    »Wohnen Sie hier?«, fragte Rebus.
    »Hm, ja. Also, gehören tut mir das hier nicht. Wir wohnen zur Miete.« An der Tür standen keine Namen. »Sonst noch jemand da?«
    »Nö.«
    »Sind Sie Studenten?«
    Der junge Mann nickte. Rebus fragte ihn nach seinem Namen.
    »Rob. Robert Renton. Worum geht's?«
    »Letzte Nacht gab es einen Verkehrsunfall, Rob. Mit Fahrerflucht.« Er war schon so oft in der Situation gewesen; mit einer nüchternen Mitteilung ein Leben von Grund auf verändern zu müssen. Es war eine ganze Stunde her, dass er zuletzt im Krankenhaus angerufen und sie sich seine Handynummer notiert und gemeint hatten, es würde vielleicht einfacher sein, wenn sie ihn anriefen, sobald es irgendwelche Neuigkeiten gebe. Sie meinten, einfacher für sie, nicht für ihn.
    »Ach ja«, sagte Renton, »den hab ich gesehen.« Rebus blinzelte. »Sie haben den Unfall gesehen?«
    Renton nickte, dass ihm die Tolle vor den Augen auf und ab wippte. »Vom Fenster aus. Ich war aufgestanden, um eine neue CD einzulegen, und -«
    »Hätten Sie was dagegen, wenn ich kurz reinkomme? Ich würde gern sehen, was für eine Aussicht Sie hatten.« Renton blies die Backen auf, atmete wieder aus. »Tja, ich denk...«
    Und Rebus war drin.
    Das Wohnzimmer war leidlich aufgeräumt. Rebus trat als Erster ein und ging zu dem Hi-Fi-Turm, der zwischen zwei Fenstern stand. »Ich legte gerade eine neue CD ein, und ich guckte aus dem Fenster. Man hat einen Blick auf die Bushaltestelle, und ich dachte, ich könnte vielleicht Jane sehen, wie sie aus dem Bus steigt.« Pause. »Jane ist Erics Freundin.«
    Die Worte rauschten an Rebus vorbei. Er starrte hinunter auf die Straße, die Sammy entlanggegangen war.
    »Erzählen Sie mir, was Sie gesehen haben.«
    »So ein Mädchen überquerte die Straße. Sie war hübsch... fand ich jedenfalls. Dann fuhr das Auto bei Rot über die Kreuzung, machte einen Schlenker und erwischte sie voll.«
    Rebus schloss für eine Sekunde die Augen.
    »Sie muss drei Meter hoch geflogen sein, ist in diese Hecke gefallen und dann auf den Bürgersteig zurückgeprallt. Danach hat sie sich nicht mehr gerührt.«
    Rebus öffnete die Augen. Er stand am Fenster, Renton hinter seiner linken Schulter. Unten überquerten Leute die Straße, gingen achtlos über die Stelle, an der Sammy angefahren worden, die Stelle, wo sie aufgeschlagen war. Streuten Asche auf die Stelle, wo sie gelegen hatte.
    »Den Fahrer haben Sie wohl nicht gesehen?«
    »Unmöglich aus dieser Perspektive.«
    »Sonst noch jemand im Auto?«
    »Konnte ich nicht erkennen.«
    Er trägt eine Brille, dachte Rebus. Was taugt seine Zeugenaussage?
    »Als Sie den Unfall sahen, sind Sie da nicht hinuntergegangen?«
    »Ich bin kein Medizinstudent oder sonst was.« Er deutete mit dem Kopf auf eine Staffelei, die in der Ecke stand. Rebus entdeckte ein Regal mit Farben und Pinseln. »Jemand lief zur Telefonzelle, also wusste ich, dass bald Hilfe kommen würde.«
    Rebus nickte. »Hat's sonst noch jemand beobachtet?«
    »Die waren alle in der Küche.« Renton schwieg einen Moment. »Ich weiß, was Sie jetzt denken.« Rebus bezweifelte das. »Sie glauben, ich trage eine Brille, also habe ich das vielleicht nicht richtig gesehen. Aber er hat eindeutig einen Schlenker gemacht. Sie wissen schon... absichtlich. Ich meine, als hätte er's auf sie abgesehen.« Er nickte vor sich hin.
    »Auf sie abgesehen?«
    Renton machte mit der Hand eine Bewegung, wie von einem Auto, das von einer Fahrspur auf die andere wechselt. »Er hielt direkt auf sie zu.«
    »Er hat nicht die

Weitere Kostenlose Bücher