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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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hinweg beobachtete. Der Farmer war ein großer, breitschultriger Mann, der hinter einem Schreibtisch sehr imposant wirkte. Seine Wangen waren ein einziges Geflecht winziger roter Äderchen, und seine schütteren Haare zogen sich wie die Furchen eines penibel gepflügten Feldes quer über seinen Schädel. Auf seinem Schreibtisch standen Fotos: Enkelkinder. Die Bilder waren in einem Garten mit einer Schaukel im Hintergrund aufgenommen worden. Eines der Kinder hielt einen Teddybären in den Armen. Rebus spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte, und er versuchte, den schmerzhaften Knoten hinunterzuschlucken.
    Der Farmer legte wieder auf. »Bill ist immer noch an der Sache dran«, teilte er Rebus mit. »Er meint, wenn er durcharbeitet, könnten wir schneller mit Resultaten rechnen.«
    »Das ist nett von ihm.«
    »Also, sobald wir etwas wissen, melden wir uns bei Ihnen, aber so lange möchten Sie wahrscheinlich nach Hause...«
    »Nein, Sir.«
    »Oder ins Krankenhaus.«
    Rebus nickte langsam. Ja, ins Krankenhaus. Aber nicht sofort. Erst musste er noch mit Bill Pryde reden.
    »Einstweilen werde ich Ihre Fälle umverteilen.« Der Farmer begann zu schreiben. »Da wäre einmal diese Kriegsverbrechergeschichte, dann Ihre Verbindungsarbeit in der Telford-Sache. Arbeiten Sie sonst noch an etwas?«
    »Sir, es wäre mir lieber, wenn Sie... Ich meine, ich möchte weiterarbeiten.«
    Der Farmer musterte ihn, lehnte sich dann zurück und balancierte den Stift zwischen zwei Fingern.
    »Warum?«
    Rebus zuckte die Schultern. »Ich will mich ablenken.« Ja, das war mit ein Grund. Und außerdem wollte er nicht, dass ihm jemand seine Arbeit abnahm. Es war seine Arbeit. Sie gehörte ihm; er gehörte ihr.
    »Schauen Sie, John, Sie werden doch auch etwas Zeit für sich brauchen, oder?«
    »Ich komm schon zurecht, Sir.« Er sah den Farmer flehend an. »Bitte.«
    Über den Gang und ins CID-Zimmer, wo er jedem zunickte, der auf ihn zukam, um ihm sein Mitgefühl auszusprechen. Nur einer blieb an seinem Schreibtisch sitzen - Bill Pryde wusste, dass Rebus seinetwegen gekommen war.
    »Morgen, Bill.«
    Pryde nickte. Sie hatten sich kurz nach Mitternacht in der Unfallstation gesehen. Ned Farlowe war auf einem Stuhl eingenickt, also hatten sie sich zum Reden auf den Korridor begeben. Pryde sah jetzt müder aus. Er hatte den Kragen seines dunkelgrünen Hemdes aufgeknöpft. Sein brauner Anzug sah verknittert aus.
    »Danke, dass Sie drangeblieben sind«, begann Rebus, während er sich einen Stuhl heranzog. Und dachte:
    Jemand anders war mir lieber gewesen, jemand Gescheiteres ...
    »Schon okay.«
    »Irgendwas Neues?«
    »Ein paar brauchbare Augenzeugen. Sie standen gerade an der Ampel.«
    »Was sagen sie?«
    Pryde überlegte sich seine Antwort genau. Er wusste, dass er es nicht nur mit einem Bullen, sondern auch mit einem Vater zu tun hatte. »Sie überquerte gerade die Straße. Sah so aus, als wollte sie die Minto Street runter, vielleicht zur Bushaltestelle.«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Sie wollte zu Fuß gehen, Bill. War auf dem Weg zu einer Freundin in der Gilmour Road.«
    Das hatte sie während des Essens gesagt, und sich entschuldigt, dass sie nicht länger bleiben könne. Bloß noch einen Kaffee nach der Pizza... noch einen Kaffee, und sie wäre in dem Moment nicht da gewesen. Oder wenn sie sein Angebot angenommen hätte, sie zu fahren... Wenn man über das Leben nachdachte, stellte man es sich als eine Folge größerer Zeitklumpen vor, aber in Wirklichkeit war es nichts anderes als eine Serie aneinander gereihter Augenblicke, und jeder Einzelne von ihnen konnte einen von Grund auf verändern.
    »Das Auto fuhr in südlicher Richtung stadtauswärts«, fuhr Pryde fort. »Scheint eine rote Ampel übersehen zu haben. Das meinte jedenfalls der Fahrer hinter ihm.«
    »Glauben Sie, er war betrunken?«
    Pryde nickte. »So wie er fuhr... Ich meine, er könnte einfach die Kontrolle über das Fahrzeug verloren haben, aber warum hat er dann nicht angehalten?«
    »Fahrzeugbeschreibung?«
    Pryde schüttelte den Kopf. »Dunkles Auto, sportlich angehaucht. Das Kennzeichen hat niemand gesehen.«
    »Das ist eine ziemlich stark befahrene Straße, es müssen doch auch andere Autos in der Nähe gewesen sein.«
    »Ein paar Leute haben sich gemeldet.« Pryde blätterte seine Notizen durch. »Nichts, was groß helfen würde, aber ich werde mich mit ihnen unterhalten, mal sehen, ob ihnen nicht noch das eine oder andere einfällt.«
    »Könnte das Auto nicht geklaut

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