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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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gewesen sein? Vielleicht hatte der Kerl es deswegen so eilig.«
    »Ich kann das überprüfen.«
    »Ich helfe Ihnen.«
    Pryde sah ihn nachdenklich an. »Sicher?«
    »Versuchen Sie, mich davon abzuhalten, Bill.«
    »Keine Reifenspuren«, sagte Pryde, »keinerlei Anzeichen dafür, dass er zu bremsen versuchte, weder davor noch danach.
    Sie standen da, wo die Minto Street in die Newington Road überging. Die Querstraßen waren Salisbury Place und Salisbury Road. Autos, Lieferwagen und Busse stauten sich an den Ampeln, während Fußgänger die Straße überquerten.
    Es hätte jeder von euch sein können, dachte Rebus. Jeden von denen hätte es anstelle von Sammy treffen können ...
    »Sie befand sich ungefähr hier«, fuhr Pryde fort und zeigte auf die Stelle, wo, direkt hinter der Ampel, eine Busspur begann. Die Fahrbahn war breit, vierspurig. Sie hatte die Straße nicht an der Ampel überquert, sondern war ein paar Schritte die Minto Street entlang weitergegangen und dann diagonal auf die andere Straßenseite. In ihrer Kindheit hatten sie ihr beigebracht, wie man die Straße überquert. Ampel, Zebrastreifen, rechts und links gucken und so weiter. Hatten ihr die Regeln eingehämmert. Rebus schaute sich um. Am Ende der Minto Street befanden sich ein paar Wohnhäuser und Pensionen. An einer Ecke gab es eine Bank, an einer anderen eine Filiale von Remnant Kings - ein Kurzwaren- und Einrichtungsgeschäft - und direkt daneben einen Imbissladen.
    »Der Imbissladen könnte geöffnet haben«, meinte Rebus und deutete darauf. An der dritten Ecke war ein Spar.
    »Der Supermarkt da auch. Was sagten Sie, wo stand sie noch mal?«
    »Auf der Busspur.« Sie hatte drei Spuren überquert, war nur noch ein, zwei Meter vom Gehweg entfernt gewesen. »Laut Augenzeugenaussagen hatte sie schon fast den Bürgersteig erreicht, als er sie anfuhr. Ich glaube, er war betrunken, hatte einen kurzen Filmriss.« Pryde nickte in Richtung der Bank. Davor standen zwei Telefonzellen. »Ein Zeuge rief von da aus an.« An der Wand hinter den Telefonzellen klebte ein Plakat. Ein irre grinsender Typ am Lenkrad, dazu der Text: »So viele Fußgänger, so wenig Zeit.« Ein Computerspiel...
    »Es wäre so einfach gewesen, ihr auszuweichen«, überlegte Rebus laut.
    »Sind Sie auch wirklich okay? Ein Stück weiter gibt's ein Cafe.«
    »Es ist alles in Ordnung, Bill.« Er sah sich um, atmete tief ein. »Das da hinter dem Spar scheinen Büros zu sein, nicht anzunehmen, dass da noch jemand war. Aber über dem Remnant Kings und der Bank sind Wohnungen.«
    »Wollen Sie da nachfragen?«
    »Und im Spar und im Kebab-Laden. Sie übernehmen die Pensionen und die Wohnhäuser, in einer halben Stunde treffen wir uns wieder hier.«
    Rebus redete mit jedem, der infrage kam. Im Spar arbeitete inzwischen eine andere Schicht, aber der Filialleiter händigte ihm die Privatnummern der Angestellten aus, die vergangene Nacht im Dienst gewesen waren. Sie hatten weder was gesehen noch gehört. Erst am Blaulicht des Rettungswagens hatten sie gemerkt, dass überhaupt was passiert war. Der Kebab-Laden hatte geschlossen, aber als Rebus gegen die Tür hämmerte, kam aus dem Hinterzimmer eine Frau heraus, die sich die Hände mit einem Geschirrtuch abtrocknete. Er drückte seinen Dienstausweis an die Glastür, und die Frau ließ ihn ein. Am Abend zuvor war viel los gewesen. Sie hatte den Unfall nicht beobachtet - genau so nannte sie es, »Unfall«. Und genau das war es; bevor sie das Wort aussprach, war es ihm tatsächlich nicht bewusst gewesen. Elvis Costello: »Accidents Will Happen«. Unfälle passieren eben.
    »Nein«, sagte die Frau, »das Erste, was mir aufgefallen ist, waren die Menschen. Ich meine, nur drei oder vier Leute, aber ich konnte sehen, dass sie um etwas herumstanden. Und dann tauchte der Rettungswagen auf. Wird sie durchkommen?«
    Den Blick, mit dem sie Rebus ansah, kannte er schon von anderen Gelegenheiten. Er drückte fast den Wunsch aus, dass das Opfer sterben möge, damit es eine sensationelle Geschichte zu erzählen gäbe.
    »Sie ist im Krankenhaus«, erwiderte er, unfähig, der Frau noch ins Gesicht zu schauen.
    »Ja, aber in der Zeitung steht, sie liegt im Koma.«
    »Welche Zeitung?«
    Sie holte die Morgenausgabe der Evening News . Irgendwo auf Seite soundsoviel las er eine kurze Meldung -»Fahrerflucht: Opfer im Koma«.
    Es war kein Koma. Sie war bewusstlos, das war alles. Aber Rebus war für die Meldung dankbar. Vielleicht würde sie jemand lesen und anrufen.

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