Rechnung offen
Schirmständers, der sonst dort stand. Der große weiße Rosenthal-Pokal, die Urne, nannte Theresa ihn, war verschwunden, nur der Garderobenständer war, wo er hingehörte.
Dafür fehlten seine Mäntel und Jacken. Theresas Trenchcoat hing an seinem Haken, ihre Regenhaut, ihre Wintermäntel hatte sie bereits aus dem Schrank im Schlafzimmer geholt. Ein Schal von Ebba war um einen Haken gewickelt, es war zwei Jahre her, dass Ebba ausgezogen war, aber der Schal hing noch. Seine Jacken hingegen, sein Übergangsmantel, Wollmantel, Parka, die Skijacke, die Schirmmütze, die er nie aufsetzte, waren weg. Er schob Theresas Sachen beiseite, vielleicht hatte sie die Wintermäntel drübergehängt, nein.
Die Wohnung erinnerte ihn an die Zeit des Einzugs, vier war Ebba gewesen, das blaue Sofa fehlte. Ebba war im Wohnzimmer Dreirad gefahren, immer im Kreis, bis Claas sich über den Gummiabrieb auf dem Parkett beschwerte, die Kratzer, die das Pedal hinterließ, wenn Ebba sich zu stark in die Kurve legte. Nur Idioten fahren im Kreis, hatte er gesagt, später hatten sie das blaue Sofa auf die Kratzer gestellt. Einen der Zeitschriftenständer daneben, zwei Vasen, eine mit Theresas Genehmigung, die andere hatte er stillschweigend dazugetan. Theresa hatte nichts gesagt, war die nächsten beiden Tage spät aus der Uni heimgekommen. Der Esstisch war da, sehr bloß, ohne die dazugehörigen Stühle mit den grauen Lederhussen, die Bücherregale komplett, nur der Nippes fehlte.
Claas wählte Theresas Nummer, ihr Telefon war aus. Wo zum Teufel sind meine Möbel? schrieb er und drückte auf Senden . Er ging ins Schlafzimmer, öffnete die Türen seiner Schrankhälfte, drei akkurate Stapel, Cord, Jeans, Stoff, die Anzughosen hingen unter den Jacketts auf den Bügeln. Auch seine Socken und Shorts in den Schubladen hatte sie nicht angerührt. Claas hob den Rollkoffer vom Schrank, die Streichholzschachteln in der Seitentasche rasselten, nahm eine Handvoll Socken, einen Stapel Shorts und tat sie hinein. Den weißen Weckerwürfel von seinem Nachtschrank. Seinen Jogginganzug zum Schlafen, zwei Pullover, zwei Cordhosen, eine Jeans, T-Shirts, vorsichtig legte er vier Hemden obendrauf. Zögerte, ob er sicherheitshalber eine Krawatte, ein Sakko einpacken sollte. Entschied sich dagegen, Theresa würde sich wieder einkriegen. Er ging ins Bad, den Kulturbeutel holen.
Die Küche sah beinah normal aus, die japanischen Messer hingen an ihrem Magnetbalken, auf der Arbeitsplatte der Kochinsel lag die Post. Lag ein Brief, sehr gelb auf dem graphitfarbenen Granit, neben dem Stapel weißer und umweltfarbener. Mit Kästchen und Häkchen und Theresas Unterschrift neben dem Datum vom letzten Mittwoch. Das Wort Ankündigung war fettgedruckt und unterstrichen. Sie hatte ihn nicht geöffnet, Claas war nicht sicher, ob er erleichtert darüber war.
In der Kammer neben der Küche fand er den Rucksack, im Seitenfach steckten drei Flugtickets, Mr, Mrs und Ms Jansen, nach Thailand. Claas nahm zwei Teller, Tassen, Wassergläser, Müslischüsseln aus dem Hängeschrank, Besteck, einen Topf und eine Pfanne, stapelte alles ineinander. Das Geschirr musste er mit Zeitung einwickeln, falls er den Zeitungsständer, Acrylglas, er gehörte neben den schwarzen Sessel, fand. Den Brief ließ er liegen.
Er wollte die Ordner mit den Unterlagen vom Haus mitnehmen, zwei waren es, sie standen im Regal neben seinem Schreibtisch. Wollte die Tür zum Arbeitszimmer öffnen. Er drückte die Klinke herab, schob die Tür auf, nach wenigen Zentimetern stieß das Holz gegen etwas, das nach Metall klang.
Claas drückte fester, die Tür gab ein wenig nach, er stemmte sich gegen sie, bis der Spalt groß genug war, dass er seitlich durchpasste.
Direkt hinter der Tür lag das Sofa auf der Rückenlehne, die Sitzfläche ragte vor ihm auf, eines der Kissen war aus dem Rahmen gefallen. Das Metallene hinter der Tür war die Stehlampe, ihr weißer Glasschirm, mundgeblasen, hing normalerweise wenige Zentimeter über dem schwarzen Lesesessel, auf dessen Polster Theresa ihren Fuß abgestellt hatte, das Gestänge war nach vorn über die Lehne gekippt, gegen die Tür. Unter dem Sessel lag die Kehrschaufel, mit weißen Glasscherben gefüllt, der Handfeger obenauf. Dreitausendzweihundert Euro, und sie hatten Rabatt bekommen. Die beiden Freischwingerstühle standen auf der Schreibtischplatte, unter dem Tisch weißes Reispapier, vieleckig und asymmetrisch, Lichtobjekte hatte der Verkäufer sie genannt. Auf dem flachen
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