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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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zugesagt.
    Im Augenwinkel nahm er wahr, dass ein großer, schwerer SUV auf die
Tankstelle rollte und sich an der einen Zapfsäule anstellte, die noch von einem
VW Golf blockiert wurde, dessen Fahrer offenbar an der Kasse war. Der groß gewachsene,
bullige Polizist, der seit dem Erscheinen des Porsche Cayenne für diesen Typ schwärmte,
am besten in der 8-Zylinder-Turbo-Version, drehte den Kopf und wollte nachsehen,
ob es sich um einen dieser Wagen handelte, doch noch in der Bewegung hielt er inne.
Sein Blick erfasste die Silhouette eines Kleinwagens, der mit deutlich zu hoher
Geschwindigkeit auf den großen Kreisel zuhielt. Ein Kleinwagen, der durch seine
kantige Form auffiel, genau wie sein Kollege es ein paar Minuten zuvor dargelegt
hatte. Die Hand des Polizisten bewegte sich nach vorn und drehte den Zündschlüssel,
bis die Kontrolllampen im Armaturenbrett aufleuchteten und die Lüftung leise zu
surren begann. Davon hörte Obermann nichts, weil er sofort mit der linken Hand auf
den Pralltopf in der Mitte des Lenkrades schlug und ihn gedrückt hielt. Mit dem
Einsetzen des enervierend lauten Huptons drehte Obermann den Schlüssel ein Stück
weiter und der Motor begann zu laufen. Und genau in diesem Augenblick tauchte das
jungenhafte Gesicht seines Kollegen hinter der Glastür auf, die sich auseinander
schob, als er nah genug heran war. Der Polizeimeister hörte den Hupton, sah die
wild rudernden Arme seines Kollegen, und reagierte sofort. Er stürzte nach vorn,
wobei er die beiden Plastikbecher mit dem heißen Kaffee darin, die er auf Verdacht
mitgebracht hatte, einfach zur Seite wegstieß, losrannte, und zwei Sekunden später
die Tür des Streifenwagens aufriss.
    »Der Fiesta«, brüllte Obermann, zog den Wahlhebel der Automatik nach
hinten und jagte los, obwohl Klausners rechter Fuß noch in der Luft zappelte. Als
der junge Polizist saß und die Tür zugeflogen war, betätigte er die Schalter für
Blaulicht und Folgetonhorn. Sofort ertönte der ohrenbetäubende Lärm der Alarmsirene
auf dem Dach.
    »Wo ist er?«
    Obermann wies mit dem Kopf auf die Nürnberger Straße, die nach Waldau
und Richtung Autobahn führt. »Richtung Bahn.«
    Dann nahm er den rechten Arm hoch und deutete auf ein Fahrzeug etwa
200 Meter vor ihnen. »Da, der silberne Fiesta.«
    Klausner griff zum Funkgerät und meldete die Situation, verbunden mit
der Bitte um Unterstützung, während Obermann sich mit hoher Geschwindigkeit dem
Kleinwagen näherte. Dann jedoch beschleunigte der Fiesta, fuhr rechts und links
an den Fahrzeugen vor ihm vorbei, und überfuhr die gerade auf Rot springende Ampel
an der Kreuzung gegenüber dem BUGA-Gelände. Der Polizist musste wegen eines Kleintransporters,
der, ohne auf den Polizeiwagen zu achten, auf die Hauptstraße einbog, voll in die
Bremse steigen, wich nach links aus, umfuhr den Fiat Ducato, und beschleunigte wieder.
Diese Sekunden hatten den Vorsprung des Fiesta schlagartig erhöht, sodass die Schutzpolizisten
ihn zunächst aus den Augen verloren.
    »Da vorne ist er!«, brüllte Klausner in den Lärm, nachdem er den Kleinwagen
zwischen den anderen Autos wieder ausgemacht hatte, der in diesem Moment die Ampelkreuzung
der Autobahnauffahrt zur A49 in Richtung Süden überquerte. Das dabei vorgelegte
Tempo nötigte Obermann, der mit Vollgas hinterher raste, ein Schlucken ab.
    »Pass auf!«, schrie Klausner und deutete mit wild fuchtelnden Armen
auf einen großen LKW, der sich von links auf die Kreuzung zubewegte. Obermann wich
nach rechts aus, wobei er die Abbiegespur zu den Messehallen in seinen Weg einbezog,
dann jedoch den Vectra ruckartig wieder auf die Hauptstraße zurücklenkte.
    »Der Kerl ist ja irre!«, brüllte Klausner, der beobachten musste, dass
der Ford ungebremst auf die nächste Kreuzung zuhielt, deren beide Spuren jedoch
wegen mehrerer an der roten Ampel wartender Autos blockiert waren.
    »Das geht garantiert in die Hose«, fuhr der Polizeimeister entsetzt
fort, doch in genau jenem Augenblick, in dem der Fiesta dort ankam, bildete sich
eine Gasse zwischen den Wagen, deren Fahrer offenbar die Sirene des Polizeiwagens
gehört hatten.
    »Verdammt, das war knapp«, zischte Obermann, während er mit klopfendem
Herzen und Schweißperlen auf der Stirn über die Kreuzung raste. Zwischen den beiden
Fahrzeugen lagen nun etwa 100 Meter, und der Vorsprung verkleinerte sich durch die
viel höhere Motorleistung des Einsatzfahrzeugs mit jeder Sekunde. Trotzdem kam der
Kleinwagen als Erster an der nächsten

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