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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Langzeitarbeitslosen und Aufstockern
wie unserem Herrn Bilgin hier kümmert.«
    »Ach so.«
    Wenn Hain beleidigt war, ließ er es sich zumindest nicht anmerken.
    »Gut, RW …«, setzte Lenz an, wurde jedoch vom Klingeln seines Mobiltelefons
unterbrochen. Am anderen Ende meldete sich Heini Kostkamp.
    »Hallo, Heini«, begrüßte der Hauptkommissar seinen Kollegen von der
Spurensicherung.
    »Moin. Hast du Lust auf eine interessante Information?«
    »Immer.«
    »Ich hab in der Wohnung der Türken einen Fingerabdruck gefunden.«
    »Ach, ja? Nur einen?«
    »Soll ich wieder auflegen und dich auf meinen Bericht warten lassen?«
    Mensch, Heini, sei doch nicht so verdammt empfindlich, hätte Lenz am
liebsten gebrüllt, doch er wusste, dass so etwas bei Heini Kostkamp gar nicht gut
ankam.
    »Nein, bitte vergiss meine dumme Ansage«, flötete er stattdessen.
    »Also, wir haben an einer Tasse, die in der Spüle stand, einen Fingerabdruck
gesichert. Natürlich gab es viele andere, aber dieser war für mich der interessanteste,
weil er ein Einzelstück ist.«
    »Das heißt«, fragte Lenz nach, »dass er nur auf dieser Tasse zu finden
war, und nirgendwo anders?«
    »Genau. In der Bude hat es von Fingerabdrücken nur so gewimmelt, alles
war voll davon, wie eigentlich immer an Tatorten; insgesamt haben wir zwölf verschiedene
gesichert.«
    »Und was macht den einen jetzt so interessant?«, hakte Lenz vorsichtig
nach.
    »Die Tatsache, zu wem er gehört, macht ihn so interessant, Paul.«
    »Das weißt du schon?«
    »Sonst würde ich dich sicher nicht anrufen, oder?«
    »Stimmt auch wieder. Also, wessen Abdruck ist es?«
    »Es ist der rechte Daumenabdruck von Per Stemmler. Und er ist frisch,
nicht älter als höchstens 48 Stunden.«
    »Per Stemmler?«, gab Lenz enttäuscht zurück. »Wer ist das? Muss man
den kennen?«
    »Muss man nicht, kann man aber. Der Mann ist Journalist. Enthüllungsjournalist.
Nein, eigentlich ist er der deutsche Enthüllungsjournalist.«
    Lenz dachte ein paar Augenblicke nach, kam jedoch zu dem Schluss, dass
er den Namen noch nie in seinem Leben gehört hatte. »Woher kommt der denn?«
    »Aus dem Rheinland.«
    »Und was macht der Herr Enthüllungsjournalist aus dem Rheinland bei
einem türkischen Schneider in Kassel, der dann auch noch mitsamt seiner halben Familie
ermordet wird? Und der auf einem Haufen Kohle sitzt, die er unter merkwürdigen Umständen
versteckt hält?«
    »Das herauszufinden, mein Lieber, ist Gott sei Dank deine Aufgabe.
Ich bin meiner Pflicht nachgekommen und hab dich darüber informiert, dass Fingerabdrücke
dieses Stemmlers in der Wohnung waren. Und nun mach’s gut, ich hab zu arbeiten.«
    Und ich leg mich am besten wieder hin, wollte Lenz ätzen, ihm fiel
jedoch noch eine Frage ein. »Warum ist der Herr Journalist überhaupt in unserer
Kartei vertreten, Heini? Hat er was auf dem Kerbholz?«
    »Ach Quatsch!«, bellte Kostkamp zurück. »Er hat mal an einer Demo teilgenommen,
wurde eingekesselt, und danach hat man ihn erkennungsdienstlich behandelt. Das ist
Ewigkeiten her, und vermutlich weiß er gar nicht mehr, dass er bei uns registriert
ist. Aber er ist es nun mal, wie du und ich seit heute Morgen wissen.«
    »Stimmt. Hast du vielleicht auch schon herausgefunden, wo der Mann
zu erreichen ist?«
    Als Antwort hörte der Hauptkommissar ein Knacken in der Leitung. Kostkamp
hatte das Gespräch beendet.
    »Auch eine Art«, murmelte Lenz, und steckte das Telefon zurück in die
Jacke.
    »Kennt jemand von euch einen Per Stemmler?«, fragte er in die Runde.
    »Klar«, erwiderten seine beiden Kollegen wie aus einem Mund.
    »Das ist doch dieser Enthüllungsjournalist«, präzisierte der Oberkommissar.
»Warum, was ist mit ihm?«
    »Er war hier in der Wohnung. Heini hat einen Fingerabdruck von ihm
an einem Glas in der Spüle gefunden, höchstens 48 Stunden alt.«

15
     
    Polizeiobermeister Werner Obermann legte den ersten Gang ein und fuhr
vom Hof des Polizeipräsidiums. Sein Kollege, der ein paar Jahre jüngere Polizeimeister
Mario Klausner, schob sich den Beifahrersitz zurück und griff nach der Zigarettenpackung
in der Brusttasche seines Hemdes.
    »Auch eine?«, wollte er wissen.
    Obermann winkte ab. »Ich versuch gerade, mir das Rauchen abzugewöhnen.
Mein Doc hat mir nämlich eröffnet, dass mein Blutdruck bedenklich hoch ist.«
    Klausner betrachtete die Zigarette in seiner Hand und warf dem Kollegen
einen unsicheren Blick zu.
    »Nein, nein, rauch nur«, gestattete der Ältere generös. »Ich

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